Hummeln im US-Bundesstaat Vermont im Sinkflug

  • Veröffentlicht am: 10.01.2019

Die Gelbgebänderte Hummel Bombus terricola ist im US-Bundesstaat vielleicht noch vorhanden. Foto: USGS Bee Inventory and Monitoring Lab, Public Domain

In einer aktuellen Studie haben Wissenschaftler Aufzeichnungen über Hummeln über einen Zeitraum von 100 Jahren ausgewertet. Fast die Hälfte der Arten im US-Bundesstaat Vermont sind zurückgegangen oder sogar ganz verschwunden.

Nach der umfangreichsten Suche im Staat nach Hummeln und dem Durchforsten historischer Aufzeichnungen von Museumssammlungen ist das Team der Forscher zu dem Schluss gekommen, dass vier der 17 Hummelarten von Vermont ausgestorben sind.

„Wir verlieren Hummeln, noch bevor wir ihre Vorteile für unsere Wirtschaft und unser Wohlergehen oder wie sie sich in Ökosysteme einpassen, vollständig verstanden haben“, so Kent McFarland vom Vermont Center for Ecostudies.

Die Erfassung der Daten, um den Erhaltungszustand der Hummeln von Vermont zu verstehen, war keine leichte Aufgabe: Von 2012 bis 2014 durchsuchten die Studienautoren und mehr als 50 zuvor geschulte Bürgerwissenschaftler den gesamten Bundesstaat und erstellte eine Datenbank.
Um die aktuelle Diversität und Verbreitung von Hummeln in Vermont mit historischen Aufzeichnungen zu vergleichen, stellte das Team zudem fast 2.000 Aufzeichnungen von Hummeln aus Archiven zusammen, einige aus dem Jahr 1915.

Die Wildbienen bestäuben Wildblumen und die meisten Kulturpflanzen in Vermont, darunter Blaubeeren, Tomaten, Kürbisse und eines der wichtigsten Güter des Staates: Äpfel.

„Wildbienen übernehmen den größten Teil der Bestäubungsleistung auf den Plantagen in Vermont, unabhängig davon, ob Honigbienen vorhanden sind oder nicht“, erklärt Leif Richardson von der Universität Vermont. „Als Ökosystem-Service ist die Bestäubung jährlich Millionen wert. Wir wissen jedoch nicht, wie sich der Verlust einheimischer Bienenarten auf unsere Nahrungsversorgung oder die allgemeine Gesundheit der Umwelt auswirken wird.“

Mögliche Ursachen für Rückgänge

In den 1990er Jahren begannen Landwirte, die in Gefangenschaft gezüchtete Gemeine Östliche Hummel Bombus impatiens in Gewächshäusern einzusetzen, um dort die Pflanzenproduktion zu steigern, vor allem bei Kulturen wie Tomaten. Einige der Völker könnten mit Erregern und Parasiten infiziert worden sein, die sie dann auf Wildbienen übertragen haben.

Honigbienen, die im achtzehnten Jahrhundert in Nordamerika eingeführt wurden, können RNA-Viren und andere Krankheitserreger beim gemeinsamen Besuch von Blumen auf Wildbienen verbreiten, wie kürzlich in Vermont nachgewiesen wurde.

Eine weitere Ursache sind wahrscheinlich häufig eingesetzte Pestizide, einschließlich Neonicotinoide. „Neonicotinoide sind besonders gefährlich für Bienen, da Pflanzen sie über die Wurzeln aufnehmen und alle Pflanzenteile für Insekten giftig machen“, so Leif Richardson. „Dazu gehören Pollen und Nektar, wesentliche Bestandteile der Bienennahrung.“

Und nicht nur Neonicotinoide können Hummeln bedrohen: Neuere Forschungen zeigen, dass solche Insektizide in Kombination mit häufig verwendeten Fungiziden negative Auswirkungen auf Bienen haben können.

Erwärmung, Dürre und andere Auswirkungen des Klimawandels wirken sich ebenfalls auf Hummeln in Nordamerika und Europa aus, indem sie sowohl Breiten- als auch Höhenänderungen bei den Artenverteilungen verursachen.

Lebensraumverlust und Verstädterung fordern Bestäuber aller Art, einschließlich Bienen. Eine Studie zeigte, dass die Diversität und der Reichtum der Hummel-Fauna in Vermont stark von Landnutzung und Landbedeckung beeinflusst wird. Zum Beispiel war die Graslandbedeckung einer der stärksten Treiber der Artenvielfalt. In Vermont befinden sich die meisten Wiesen in landwirtschaftlich genutzten Landschaften, in denen häufiger Pestizide eingesetzt werden und periodisches Mähen nicht nur Nahrungsquellen entfernt, sondern auch Bienennester zerstören kann.

Bienen verschwinden

Trotz der Untersuchung von mehr als 10.000 Hummeln seit der Jahrhundertwende stießen die Wissenschaftler nicht auf eine einzige Rostbraungefleckte Hummel Bombus affinis, die in Vermont bis in die 1990er Jahre überall anzutreffen war. Der letzte bekannte Aufzeichnung in Vermont war ein Drohn, der am 31. August 1999 in Burlington gesammelt wurde.

„Diese Untersuchung bestätigt unsere Befürchtung, dass die Hummel in Vermont fast sicher ausgestorben ist und möglicherweise nie wieder da sein wird“, erklärt Kent McFarland. „Wir wussten es kaum - und jetzt ist es weg.“

Die Ashton-Kuckuckshummel Bombus ashtoni wurde ebenfalls zuletzt 1999 gesehen. Sie ist auf die Rostbraungefleckte Hummel und die Gelbgebänderte Hummel Bombus terricola als Wirtsvölker angewiesen.

Die Gelbgebänderte Hummel galt in Vermont ebenfalls als ausgestorben; während der aktuellen Studienarbeit hat sich gezeigt, dass einige Völker durchaus noch überlebt haben könnten. Stark bedroht ist die Art gleichwohl.

Die Amerikanische Hummel Bombus pensylvanicus war einst eine gewöhnliche Hummel im Champlain Valley. Seit dem Jahr 2000 wurde aber auch sie nicht mehr gefunden.

Der Zugang zur Studie ist beschränkt (Paywall).
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