Klimawandel als große Bedrohung für Hummeln

  • Veröffentlicht am: 08.04.2022

Die Zweigeteilte Hummel war eine von drei Hummel-Arten, die im Fokus der Studie standen. Foto: Jane Ogilvie/Florida State University

Forschungsergebnisse zeigen eine Verbindung zwischen dem Klimawandel und einem dramatischen Rückgang von Hummel-Populationen weltweit. Wissenschaftler untersuchten subalpine Hummelarten in den Rocky Mountains des US-Bundesstaates Colorado und analysierte direkte und indirekte Auswirkungen des Klimawandels. Die Klimaänderungen sorgen vor allem für zu wenige geeignete Blütenpflanzen als Nahrung für die Hummeln.

„Wenn man weiß, ob die Klimaveränderung Hummeln am stärksten direkt oder indirekt beeinflusst, werden wir besser vorhersagen können, wie die Hummel-Populationen mit dem anhaltenden Klimawandel fertig werden“, so Jane Ogilvie von der Florida State Universität und Autorin der Studie. „Wir haben festgestellt, dass das Auftreten aller drei Hummelarten vor allem durch indirekte Auswirkungen des Klimas auf die Blumenverteilung über die gesamte Saison hinweg beeinflusst wurden.“

Das globale Klima ändert sich allmählich über einen längeren Zeitraum; dabei verschieben sich jedoch saisonale Zyklen. In den Rocky Mountains geht dies mit einer früheren Schneeschmelze und einer ausgedehnteren Blütezeit einher.

Oberflächlich können diese klimatischen Veränderungen wie ein Segen erscheinen, denn eine längere Blütezeit bietet prinzipiell mehr Gelegenheiten für Bestäuber, Nahrungsquellen zu erschließen. Doch die Wissenschaftler fanden heraus, dass dies in der Form nicht zutrifft, ganz im Gegenteil: Die Verfügbarkeit ist zwar grundsätzlich länger, aber die Anzahl der Tage mit schlechter Blütenverfügbarkeit nimmt zu, was insgesamt zu einer größeren Nahrungsknappheit führt und die ist mit einem Rückgang an Hummeln verbunden.

„Wenn Forscher über Effekte auf Bienen nachdenken, betrachten sie in der Regel den Blütenreichtum als wichtigsten Faktor, aber wir fanden heraus, dass die Verteilung der Blütenpflanzen während einer ganzen Saison für Hummeln am wichtigsten war“, erläutert Jane Ogilvie. „Je mehr Tage mit guter Blütenverfügbarkeit, desto mehr Bienen können Nahrung aufnehmen, die Völker wachsen und damit auch die Größe ihrer Populationen. Wir haben jetzt längere ‚blühende‛ Jahreszeiten wegen der früheren Schneeschmelze, aber der Blumenreichtum hat sich nicht insgesamt verändert. Das bedeutet, dass wir mehr Tage in einer Saison mit schlechter Blütenverfügbarkeit haben.“

Die rückläufigen Hummel-Populationen lösen schon länger Alarm unter Naturschützern aus, welche die eifrigen Bestäuber als Signal für die negativen Effekte eines sich wandelnden Klimas sehen. Die jüngsten Studienergebnisse sieht auch Jane Ogilvie als weiteren Beweis für die gravierenden ökologischen Folgen des Klimawandels.

Hummeln als Boten des Klimawandels

„Sinkende Hummel-Populationen sollten eine Warnung vor den zunehmenden negativen Auswirkungen des Klimawandels sein“, sagt Jane Ogilvie. „Hummeln besitzen einen jährlichen Lebenszyklen, sodass ihre Populationen schnelle Reaktionen widerspiegeln, und viele ihrer Arten leben in kälteren Regionen, wo die Veränderungen des Klimas dramatisch sind. Die Auswirkungen des Klimawandels auf Hummeln sollte uns zu denken geben.“

Der Schaden, der durch den Klimawandel auf globale Bestäuber-Populationen verursacht wird, ist für Wissenschaftler von besonderer Bedeutung, da diese Arten für die landwirtschaftliche Produktivität und die Ausbreitung natürlicher Pflanzengemeinschaften entscheidend sind.

Die Forschungen ergeben insgesamt ein immer besseres Verständnis des Klimawandels und seiner ökologischen Effekte. Der Zusammenhang zwischen der Gesundheit von Bestäubern und die Verschiebung des Klimas lässt sich daher kaum noch ignorieren.

„Bestäuber sind auf der ganzen Welt rückläufig, aber wir lernen gerade immer noch, was zu einem Rückgang führen könnte“, so Professorin Nora Underwood von der North Carolina State Universität. „Obwohl nicht alle Arten in gleicher Weise betroffen sind, war ich begeistert davon, Teil dieser Studienarbeit zu sein, denn damit besitzen wir jetzt langfristige Daten, die zeigen wie das wechselnde Klima Hummeln beeinflusst.“

Während diese Forschungsarbeit dazu beiträgt, den Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und dem Rückgang der Hummeln zu bestätigen, zeigen die Ergebnisse einen schwierigeren Weg für Naturschützer auf, als vorher erwartet wurde, so Jane Ogilvie: „Ich fürchte, dass diese Studie zeigt, dass die Erhaltung noch komplizierter sein wird als erwartet. Neben der Rückmeldung der Zielspezies deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass wir überlegen sollten, wie die Nahrungsmittelressourcen einer Spezies auf den Klimawandel reagieren könnten. Für Hummeln müssen wir ganz besonders sicherstellen, dass sie genug Blumen während der gesamten Saison zur Verfügung haben.“

Literaturstelle: 

Ogilvie, J. E., Griffin, S. R., Gezon, Z. J., Inouye, B. D., Underwood, N., Inouye, D. W. and Irwin, R. E. (2017), Interannual bumble bee abundance is driven by indirect climate effects on floral resource phenology. Ecol Lett. doi:10.1111/ele.12854

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