Silphie als bienenfreundliche Energiepflanze auf dem Vormarsch
Die Durchwachsene Silphie wird man öfter sehen; die Bienen wird es freuen. Foto: Achim Raschka/Wikimedia.org, Public Domain
Die Durchwachsene Silphie Silphium perfoliatum ist seit diesem Jahr in der EU greeningfähig. Die Empfehlung zur Anpassung hatte der Agrarausschuss der EU in einem Votum Ende November mit 39:5 Stimmen abgegeben. Damit darf die Pflanze auf so genannten ökologischen Vorrangflächen (ÖVF) angebaut und anschließend in Biogasanlagen energetisch genutzt werden.
„Das ist eine tolle Nachricht“, sagt Dr. Stefan Rauh, Geschäftsführer des Fachverbandes Biogas. „Damit werden wir zukünftig noch mehr von dieser mehrjährigen insektenfreundlichen Energiepflanze in der Landschaft sehen.“ Auch aus Sicht des Gewässerschutzes ist die Durchwachsene Silphie als Dauerkultur eine wertvolle Pflanze. Da keine jährliche Bodenbearbeitung notwendig ist und die Pflanze gleichzeitig ein weitläufiges Wurzelsystem bildet, können Silphiefelder Nährstoffe optimal binden und verhindern so die Nährstoffauswaschung ins Grundwasser und eine oberflächliche Auswaschung durch Erosion.
Die mehrjährige Energiepflanze wird über zwei Meter hoch. Sie blüht von Juni bis September und wird sehr gerne von Bienen angeflogen. Die Silphie benötigt keine Bodenbearbeitung und fast keine Pflanzenschutzmittel, stellt geringe Ansprüche an den Boden, ist frosthart und trockentolerant. Ihre Biogaserträge pro Hektar sind auf passenden Standorten vergleichbar mit denen vom Mais.
Seit 2015 erhalten Landwirte (mit mehr als 15 Hektar Ackerfläche) einen Teil ihrer EU-Agrarprämie nur noch, wenn sie verschiedene ökologische Vorgaben einhalten. Unter anderem müssen sie mindestens fünf Prozent ihrer Ackerfläche als ökologische Vorrangfläche nutzen und dürfen hier nur bestimmte, umweltfreundliche Pflanzen anbauen. Hintergrund dieser Entscheidung ist die Forderung nach mehr Biodiversität auf den Feldern, die durch eine aktuelle Studie zum Insektensterben neuen Nachdruck erhielt. Insekten brauchen unterschiedliche Blühpflanzen, um zu überleben.
„Aktuell werden auf rund acht Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen Energiepflanzen für den Einsatz in Biogasanlagen angebaut“, erklärt Rauh. „Wenn in Zukunft auf Greeningflächen die Durchwachsene Silphie wächst, könnte dies zu einer spürbaren Entlastung des Flächendrucks in der Landwirtschaft führen.“ Auf längere Sicht geht Rauh davon aus, dass der EU-Beschluss viele Landwirte mit und ohne Biogasanlage dazu animieren wird, die bienenfreundliche Energiepflanze anzubauen.
„Biogasanlagen können einen großen Beitrag zu mehr ökologischer Vielfalt auf den Ackerflächen und damit auch zum Schutz der Insekten leisten“, unterstreicht Stefan Rauh. „Wenn die Rahmenbedingen stimmen, werden die Betreiber die entsprechenden Pflanzen ansäen und damit einen sichtbaren Mehrwert für die ökologische Vielfalt unserer Agrarlandschaft leisten“, ist sich der Geschäftsführer sicher.
Die Durchwachsene Silphie stammt ursprünglich aus Nordamerika. Probleme, die mit anderen Neophyten durch ihre rasante Verbreitung und Verdrängung einheimischer Pflanzen mit sich brachten, sollen von der Silphie nicht ausgehen. Das so genannte Invasionspotenzial wird bei ihr nur als gering eingeschätzt.