Wildbienenhotel: Preiswert und gut?
Das Sparda-Bienenhaus ist baugleich mit dem Pearl-Modell NX-7319-675. Nach einigen Änderungen lässt es sich einsetzen. Foto: Niels Gründel
Die Sparda-Bank West eG hat im Rahmen ihrer Aktion „WIR bringen alle ins eigene Zuhause!“ 10.000 Wildbienen-Hotels an ihre Kunden verteilt. Aber wie gut sind die Unterkünfte für Wildbienen geeignet?
Das verteilte Wildbienen-Hotel entpuppt sich beim Blick auf die beiliegende Montageanleitung als ein gebrandetes „Do it yourself“-Insektenhotel-Bausatz des Versandunternehmens Pearl, das dort unter der Bestellnummer NX-7319-675 für weniger als 10 Euro vertrieben wird. Importiert wird der Bausatz durch das Unternehmen „JK Werbung Joachim Kuhlmann GmbH“ in Essen, einen Vertrieb für Werbeartikel.
Für den Zusammenbau des Insektenhotels benötigt man noch einen Hammer, eine Spitzzange und einen Kreuzschraubendreher – so die Anleitung. Alle anderen Teile werden mitgeliefert. Nicht sonderlich umweltfreundlich sind die vielen Kunststoffbeutel, in denen viele Bestandteile vorsortiert sind. Die Bretter für das Insektenhotel sind soweit passend zugesägt und vorgebohrt. Mithilfe eines Schraubendrehers und dem entsprechenden Feingefühl ist das Haus schnell zusammengebaut, wobei man vorsichtig sein muss, da die Bretter sehr dünn sind und die kleinen Schrauben sehr gerade eingedreht werden müssen, damit sie nicht sofort herausstehen. Auf den Bildern der Montageanleitung sehen die hölzernen Bauteile durchaus stabiler aus.
Viel des mitgelieferten Füllmaterials ist allerdings ungeeignet für eine erfolgreiche Besiedlung. An dieser Stelle sind einige Umbaumaßnahmen notwendig, um aus der Behausung einen möglichst guten Ort für eine Ansiedlung zu machen:
Die Holzwalzen wurden verbaut, auch wenn sie aus Weichholz sind und die Bohrungen in die Stirnseite gehen. Sie weisen aktuell keine Risse oder die Neigung zur Rissbildung auf. Einige Jahre wird es funktionieren.
Von den Bambusröhrchen wurde ein Teil verbaut. In der Masse sind die Durchmesser einfach zu groß (bis zu 13 mm). Selbst einige der jetzt verbauten sind prinzipiell zu groß. Die dicken Gehörnten Mauerbienen Osmia bicornis verengen sich erfahrungsgemäß aber zu große Durchmesser, sofern sie keinen besseren Nistplatz finden.
Die Holzrinde und die Zapfen wurden weggelassen. Für Wildbienen haben sie keinerlei Nutzen. Stattdessen wurden sie durch Himbeer- und Holunderzweige aus dem Garten ersetzt. Das Mark wurde zuvor entfernt.
Belassen wurde das Frontbrett für die Schmetterlinge. Annehmen wird der für die Überwinterung angedachte Ort allerdings nicht. Dafür ist er ungeeignet. Im kommenden Frühjahr können dort aber Mauerbienen-Kokons ihren Platz finden. Das wird funktionieren.
Ein grundsätzliches Problem ist das Fehlen eines Schutzes vor Vogelfraß. Wegen der geringen Bautiefe des Insektenhotels lässt sich nachträglich auch nichts anbringen, das vor dem Auspicken der Larven durch Vögel schützt.
Insgesamt ist das Insektenhotel für Wildbienen nicht tief genug, sodass nur wenige Nachkommen Platz finden. Erfreulich ist immerhin, dass das Holz nicht mit schadstoffhaltiger Farbe imprägniert wurde. Wegen des verwendeten Weichholzes, das nur eine kurze Lebensdauer haben wird, wurde das Bienenhotel von außen mit einer in der Bio-Imkerei zugelassenen Farbe imprägniert. Damit wird es einige Zeit länger im Freien überstehen.
Die Idee für ein preiswertes Wildbienenhotel ist gut, aber im Ergebnis besitzt es zu viele Mängel. Vom Kauf ist daher abzuraten.