Herr Bien und seine Feinde
Herr Bien und seine Feinde. Vom Leben und Sterben der Bienen.
Bienen prägen als Bestäuber unsere Umwelt und das seit Millionen Jahren. Die Wege der Honigbienen kreuzen die Menschheitsgeschichte seit Tausenden Jahren, doch erst seit wenigen Jahrzehnten hat der Mensch das meist friedliche Nebeneinander aufgekündigt: Das Bienensterben macht die Runde, wenngleich sachlich und fachlich selten in den korrekten Zusammenhang gestellt.
Timm Koch springt auf den aktuellen Bienenzug auf. Darin verbindet er Wissen mit Unterhaltung. Der Autor, selbst Imker, führt zuerst in die Welt der Bienen ein. In manchem Detail richtet er sich eher an Imker, an anderer Stelle im lockeren Plauderton und immer wieder abschweifend eher an den interessierten Laien.
Das Buch ist durchweg kurzweilig zu lesen, manchmal eher wissenschaftlich, manchmal eher philosophisch. Es vermittelt viel Bienenwissen; Timm Koch blickt auch über den Tellerrand hinaus, hinterlässt aber manches Mal den Eindruck, dabei etwas unstrukturiert zu sein. Am stärksten nach wirkt sein Besuch beim Erzfeind der Bienen: der Bayer AG. Dort erfährt man durchaus einige neue Details über die Widersprüchlichkeit der industriellen Landwirtschaft und dem Geschäft hinter der strahlenden Fassade, aus einem anderen Blickwinkel.
Interessant ist auch der Besuch bei Deutschlands einzigem Hummelzüchter. Etwas mehr Informationen zu Hummeln und anderen Wildbienen an dieser Stelle hätten viele Leser sicher interessiert.
Erfreulich ist, dass das Sterben der Honigbienen in einem größeren Zusammenhang gesehen wird und nicht – wie in Deutschland gerne üblich – einzig auf die Varroa-Milbe beschränkt bleibt. Der Autor hinterfragt vermeintliche Wahrheiten – er verschweigt nicht die positiven und negativen Seiten im Zusammenspiel von Bienenhaltung und industrieller Landwirtschaft. Selbst Veganer erhalten einen Denkanstoß, inwieweit ihr Handeln an praktische, ethische Grenzen stößt, wenn etwa Hummelvölker nach dem Bestäubungseinsatz einfach verbrannt werden.
Das Buch bietet interessante Einblicke in die Welt der Bienen und ist für viele Naturliebhaber lesenswert. Ein abschließendes Literatur- und Quellenverzeichnis hätte dem Buch gutgetan, um weitere eigene Recherchen zu unterstützen und manche Aussagen nachvollziehbarer zu machen.
Zu bemängeln ist einzig, dass sich einige fachliche Ungenauigkeiten eingeschlichen haben, etwa bei den Hummeln oder zu Styroporbeuten, wenngleich die Abneigung gegen ihre Verwendung durchaus nachvollziehbar ist.