Investieren in Honigbienen
Die Gründer von Hektar Nektar: Mark und Martin Poreda. Foto: Hektar Nektar
Deutsche und österreichische Interessierte können in das Wiener Honigbienen-Start-up „Hektar Nektar“ investieren. Eine Beteiligung erfolgt auf der Crowd-Investing-Plattform Conda. Der Basiszinssatz für Investoren beträgt 4,5 %, wer sich bis zum 16. Juli entscheidet, erhält sogar 5,5 %.
„Projekt 2028“ hat das junge Unternehmen Hektar Nektar sein Ziel genannt, bei dem die Honigbienen-Population in zehn Jahren um zehn Prozent gesteigert werden soll. Das Ziel wird bisher nur durch Partner-Unternehmen ermöglicht. Hektar Nektar will Unternehmen dazu bringen, Jungimker mit einem Bienen-Set inklusive Bienenvolk, -behausung, Zubehör und Fachliteratur auszustatten.
Mit dabei sind schon Unternehmen wie NTS Netzwerk Telekom Service, das Staatliche Hofbräuhaus München, Weleda, und Warenhandels-Contor Uetersen.
„Mit dem Crowd-Investment erweitern wir Projekt 2028: In den folgenden Monaten sollen neben Unternehmen auch Privatpersonen die Chance bekommen, sich am Bienenschutz über Projekt 2028 zu beteiligen. Dafür vergrößern wir das Team. Ein großer Teil des Investments wird zudem in die Entwicklung der Plattform fließen“, erklären die Brüder Mark und Martin Poreda, Gründer von Hektar Nektar.
Auf der Conda-Projektseite von Hektar Nektar stellt das Unternehmen alle wichtigen Informationen für interessierte Investoren vor – inklusive Business- und Finanzplan und den mit einem Invest verbundenen Risiken.
Im Sommer 2018 investierte der Deutsche Bauernverlag mit einem 6-stelligen Investment in Hektar Nektar; im Sommer 2019 investierte dieser erneut. Der Deutsche Bauernverlag verlegt beispielsweise die Zeitschrift „Deutsches Bienen-Journal“.
„Jetzt möchten wir weitere Investoren von unserer Idee überzeugen. Bienenschutz geht uns alle an“, so Martin Poreda. Der minimale Zeichnungsbetrag liegt bei 100 Euro. Zusätzliche Prämien sollen zu höheren Investments verleiten. Der Unternehmenswert von Hektar Nektar soll aktuell bei 3 Millionen Euro liegen. Die Fundingschwelle wurde bei dem Crowd-Projekt mit 50.000 Euro festgelegt; das Fundinglimit beträgt zu Beginn 300.000 Euro. „Wir möchten aber gerne bis zu 500.000 Euro erreichen“, beschreibt Mark Poreda die Ziele des Start-ups.
54 Investoren haben mit ihrer Investition in den ersten vier Tagen die Fundingschwelle der Crowdinvesting-Kampagne von Hektar Nektar überschritten.
Problem-Löser
Seit 2017 kann Hektar Nektar bereits mehrere digitale Lösungen für die Imkerei vorweisen, die zuvor als Probleme identifiziert wurden.
Problem 1
Die Imkerei sei nicht lukrativ und die Bienenbeschaffung schwer.
Das Start-up entwickelte den ersten digitalen Bienen-Marktplatz zum Kauf und Verkauf von Bienen. Damit will es Käufern das Wachstum der eigenen Imkerei sowie Verkäufern die Steigerung des Einkommens erleichtern. Den Marktplatz gibt es nun im zweiten Jahr. Der Umsatz ist nach Unternehmensangaben von insgesamt 30.000 Euro im ersten Jahr auf bislang 140.000 Euro gestiegen.
Problem 2
Unternehmen würden sich nicht in der Verantwortung sehen oder wüssten nicht, wie sie unterstützen können.
Mit dem Projekt 2028 können Unternehmen direkt in Imker investieren. Das Geld verschwindet nach Unternehmensangaben nicht in einem anonymen Spendentopf, sondern fließt in die Ausstattung junger Imker, die sich auf der Projekt-2028-Seite vorstellen. Zusätzlich können Unternehmen Honig als „Give-away mit Sinn“ erwerben, um sich am Projekt 2028 zu beteiligen, oder Bienen für ihr Firmengelände mieten. Seit dem Start der Bienenschutz-Initiative im Herbst 2018 konnten 112 Imker unterstützt werden.
Problem 3
Jeder würde für sich allein kämpfen.
Gemeinsam lässt sich mehr erreichen. Deshalb vernetze Hektar Nektar nicht nur Imker mit Unternehmen, sondern auch Bienenfreunde, Privatpersonen und Landwirte. Die Community wächst monatlich um 15 Prozent und besteht zurzeit aus 6000 registrierten Bienenfreunden, darunter rund 3000 Imker.
Nachgefragt im Interview
Unternehmensverlautbarungen sind immer positiv. Daher hat bienen-nachrichten.de bei Martin Poreda, Gründer von Hektar Nektar, genauer nachgefragt.
Warum muss die Honigbienen-Population in den nächsten zehn Jahren um zehn Prozent gesteigert werden? An vielen Orten ist die Dichte der Honigbienen so hoch, dass die Völker in Konkurrenz treten und inzwischen setzt sich die Erkenntnis durch, dass die Honigbienen gar nicht bedroht sind, sondern vielmehr Wildbienen?
Wir möchten mit „Projekt 2028“ ein Zeichen setzen: Es ist möglich, flächendeckend zu handeln und Bienenschutz in Zahlen zu messen. Die Bienenpopulation regeneriert sich langsam in Deutschland und Österreich, aber erreicht lange nicht die Zahlen von vor rund 60 Jahren: 1961 gab es zwei Millionen Bienenstöcke laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (Food and Agriculture Organization of the United Nations, FAO), 2017 waren es rund 600.000. Der starke Einbruch ist zum einen auf Umwelteinflüsse – Varroa, Monokulturen, Pestizide – zurückzuführen sowie auf die sinkende Zahl der Imkerinnen und Imker. Auch die Zahl der Imkerinnen und Imker regeneriert sich, allerdings ist die Menge der Bienenstöcke neuer Imker/in geringer als die der alten Imker/innen. Die Honigbiene ist für uns ein starker Umweltindikator und die sympathischste Vertreterin der bestäubenden Insekten. Deshalb möchten wir durch das ausgerufene Ziel die Aufmerksamkeit erregen, um auch das Bewusstsein für alle weiteren wildbestäubenden Tiere zu schaffen.
Sie bringen Investoren dazu, Jungimker mit einem Bienen-Set auszustatten. Das klingt ein bisschen nach Entwicklungshilfe. Ist die erste Investition wirklich eine so hohe Hürde für viele, die in die Imkerei einsteigen wollen?
Die Honigbiene ist ein domestiziertes Tier und braucht Imkerinnen und Imker, um zu überleben, besonders wegen des Befalls der Varroa-Milbe. Diese befällt 100 Prozent der Bienenvölker. Zusätzlich hat die bestäubende Leistung der Honigbiene laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft einen Wert von zwei Milliarden Euro. Beide Faktoren spiegeln sich aber keinesfalls in den Honigpreisen wider. Die Imkerei ist kostspielig: Der Start kostet rund 1500 Euro plus laufende Kosten für Futter, Ersatzteile, Gläschen. Dazu kommt die Miete – für die Unterbringung der Utensilien sowie gegebenenfalls für den Standort. Imkerinnen und Imker haben viel kostspieliges und großes Material wie zum Beispiel eine Honigschleuder.
Wir möchten mit dem Bienenset zum einen finanziell entlasten und zum anderen Danke sagen.
Was hat etwa den Deutschen Bauernverlag überzeugt, frühzeitig in Hektar Nektar zu investieren?
Der Deutsche Bauernverlag ist im Sommer 2018 eingestiegen, rund ein Jahr nach Gründung des Unternehmens. Mit Hektar Nektar möchte er die junge Generation in der Imkerschaft ansprechen und die Zielgruppe erweitern. Der Verlag erreicht über die Fachmagazine rund 2/3 der Imkerschaft in Deutschland und Österreich. So kann auch Hektar Nektar gezielt die passende Zielgruppe ansprechen. Also eine Win-Win-Situation.
Eine Verzinsung von 4,5 % oder sogar 5,5 % in heutiger Zeit ist verlockend für ein Investment. Mithilfe eines eines landwirtschaftlichen Nutztiers klingt das überragend, wenn man den Klagen der Bauern glauben schenken mag. Wie schaffen Sie das?
Wir nutzen die Chance, als Plattform die Digitalisierung der Imkerei voranzutreiben. Wir stellen zudem eine Anlaufstelle dar für alle, die sich für Bienen interessieren. Wir haben gute Ideen und setzen diese professionell um, sodass wir unserer Zielgruppe gerecht werden.
Sind die Investoren der ersten Stunde wie der Bauernverlag besser gestellt als heutige Crowd-Investoren, wenn der Businessplan nicht (voll) umgesetzt werden kann?
Ganz im Gegenteil. Beim Crowd-Investing wird belohnt, dass es sich um private Klein-Anleger handelt. Alt-Investoren kommen nicht in den Genuss von laufenden Zinszahlungen oder die Aussicht auf eine Rückzahlung der investierten Beträge. Sowohl Alt- als auch Crowd-Investoren sind an einer möglichen Unternehmens-Wertsteigerung beteiligt. Letztere sogar mit einem Faktor von 1,5.
Was macht den digitalen Marktplatz Ihres Unternehmens so einzigartig? Im Internet gibt es seit Jahren eine Reihe von Plattformen, auf denen Imker miteinander in Kontakt stehen und auch Handel betreiben.
Ja, es gibt bereits Foren oder private Onlineshops von Imkerinnen und Imkern. Die Shops sind allerdings dezentralisiert und vernetzt nur Käuferinnen und Käufer mit einem Verkäufer. Die Vorteile des Marktplatzes liegen gegenüber Foren darin, dass er a) Käuferinnen und Käufer wie auch Verkäuferinnen und Verkäufer absichert – Bezahlung, Stornierung, Reklamation läuft über Hektar Nektar – b) die Imkerinnen und Imker Gesundheitszeugnisse vorweisen müssen, c) Käuferinnen und Käufer nach Regionen suchen können, sodass sie nicht auf Hören-Sagen oder einen befreundeten Imker angewiesen sind, d) Bienen auch versendet werden können mittels der speziellen Versandbox namens „papernuc“, die extra für Bienen entwickelt wurde, um den Kundenkreis der Verkäuferinnen und Verkäufer zu erweitern, e) nur österreichische und deutsche Imkerinnen und Imker zugelassen sind, um das Einschleppen von Krankheiten zu vermeiden, f) für Verkäuferinnen und Verkäufer das Netzwerk erweitert, sodass sie nicht auf die Nachfrage im familiären oder freundschaftlichen Umkreis angewiesen sind.