Stadtbienen in Wien
Wien ist Heimat von 456 Wildbienen-Arten und 5.000 Honigbienen-Völkern. Foto: bogitw/Pixabay, CC0 Creative Commons
Auf jeden Wiener kommen in den Sommermonaten rund 100 Bienen – es gibt also weit mehr Bienen als Wiener in der Stadt und das ist auch gut so. Denn Bienen und andere Insekten sind unverzichtbare Bestäuber von Kulturpflanzen wie Obst und Gemüse. Sie sind also ein wichtiger Baustein im Ökosystem und sie zu fördern ist mehr als Eigennutz, es ist Sicherung der natürlichen Vielfalt und unserer Lebensgrundlagen.
„In Wien legen wir großen Wert auf den Schutz der Bienen, denn sie sind lebenswichtig für uns alle. Als Stadt Wien verfolgen wir dabei einen ganzheitlichen Ansatz – von der Schaffung geeigneter Lebensräume, über die Ansiedelung von Bienenvölkern auf stadteigenen Flächen bis hin zum Einkauf pestizidfrei produzierter Bio-Lebensmittel“, so Umweltstadträtin Ulli Sima.
Im Rahmen einer von der Wiener Umweltschutzabteilung beauftragten Studie wurden im Jahr 2015 456 Wildbienen-Arten in Wien nachgewiesen. Das bedeutet, dass rund 66 % der in ganz Österreich vorkommenden Bienenarten auch in Wien heimisch sind. Daneben finden sich vom Menschen betreuten Honigbienen, mit mehr als 5.000 Völkern im Stadtgebiet, die von privaten Imkern, Vereinen oder städtischen Dienststellen betreut werden.
Wildes Grün für Bienen
Die Stadt Wien setzt im Rahmen des Arten- und Lebensraumschutzprogramms Netzwerk Natur zahlreiche Maßnahmen für die Bestäuber um: Dazu zählen wilde Ecken in Parks wie dem Florianipark, die Schmetterlingswiese im Donaupark oder die von Netzwerk Natur und dem Bezirk Mariahilf angelegte Wiese am Europaplatz.
Diese und weitere Flächen werden von den Wiener Stadtgärtner extensiv gepflegt. Das bedeutet, dass diese Wiesen nur selten gemäht werden und der Boden durch den Abtransport des Mähguts nährstoffarm gehalten wird. Im Donaupark wurde auch ein großes Insektenhotel aufgestellt, in dem Wildbienen für die nächste Generation sorgen. Zwei Tafeln klären über das Leben von Wildbienen und Schmetterlingen auf.
Neben den Projekten der Stadt Wien können auch die Einwohner selbst zum Bienenwohl beitragen – sei es durch Bienenpflanzen, Wildbienenhotels nahe dem Futterangebot, den Verzicht auf Pestizide im Schrebergarten oder mehr Bio auf dem Speiseplan.
Von insektenfreundlichen Bepflanzungen und Pestizidverzicht profitieren nicht nur Wildbienen, Falter oder Heuschrecken, auch die bekannteste Bienenart, die Honigbiene, schätzt blühende, nektarreiche Wiesen. Nebenprodukt fleißiger Bestäubungsflüge ist Honig, was in der Stadt Wien einen richtigen Bienenvölker-Boom ausgelöst hat. Nicht nur private Imker lassen ihre Bienen ausschwärmen. Ebenso gewinnt die Stadt Wien bereits auf zahlreichen stadteigenen Flächen hochwertigen Honig.
Der Bio-Honig des Forst- und Landwirtschaftsbetriebes vom Cobenzl ist genauso in aller Munde wie der Rathaushonig, dessen Sammlerinnen tatsächlich vom Rathausdach weg ausschwärmen. Weitere „städtische“ Bienenvölker befinden sich am Wiener Zentralfriedhof und Südwestfriedhof, bei Wien Kanal im Blumental oder bei der Hauptkläranlage der ###ebswien sowie in den Blumengärten Hirschstetten und im Schulgarten Kagran der Wiener Stadtgärten. Und bei Wien Energie produzieren die fleißigen Bienen zwischen den Solarkraftwerken in Liesing jedes Jahr mehrere Kilogramm „Solarhonig“. Auf dem Gründach der Wiener Umweltschutzabteilung soll demnächst ein Bienenvolk einziehen.
Je bunter, desto besser
Kurz getrimmter Rasen und exotische Pflanzen mögen manch penibles Auge erfreuen, haben jedoch keinen ökologischen Wert, schon gar nicht für Wildbienen und andere heimische Insekten. Für Bienen am besten sind vielfältige heimische Blumen, Kräuter, Stauden und Obstgehölze mit einfachen, ungefüllten Blüten – nur so können sie den Nektar erreichen. Eine „Bienenweide“, also eine Wiese als vielfältiges Blütenmeer, mit Strukturen und wilden Ecken, bietet sowohl ein buntes Naturerlebnis für uns Menschen als auch Lebensraum für Pflanzen und Tiere bietet.
Insektenfreundliche Wiesen brauchen kaum Pflege und müssen, je nach Nährstoffgehalt, nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden. Die richtige Saatgutmischung sorgt dafür, dass Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten rund ums Jahr einen gedeckten Tisch auffinden. Ähnlich verhält es sich mit Stauden, Sträuchern und Bäumen. Frühblüher wie Weidenkätzchen und Kornelkirschen bieten ersten Nektar nach dem Winter, Efeu lockt noch im Spätherbst Bienen zu den unscheinbaren Blüten. Lebensräume für Bienen und andern Insekten werden auch in der Planung von Freiräumen bei städtebaulichen Vorhaben berücksichtigt. Stadtwildnis wird so schon mitgeplant: Beispiele sind etwa die „Freie Mitte“ am Nordbahnhof-Areal oder der „Helmut Zilk“-Park beim Hauptbahnhof. Staudenmischungen der Wiener Stadtgärtner lassen die Grünflächen erblühen und bringen Insektenleben vor die Haustüre.
Die Stadt Wien setzt im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels unter anderem auf Gebäudebegrünungen. Sie sind wirksam gegen Hitze-Hotspots in der Stadt und bieten zudem zahlreichen kleinen Stadt-MitbewohnerInnen, wie Vögeln und Insekten Versteckmöglichkeiten und Nahrung. Blühende Varianten mit Blauregen oder Efeu bieten Augenschmaus für Menschen und Nahrung für hungrige tag- und nachtaktive Insekten.