Bienen(un)freundliche Mandelproduktion

  • Veröffentlicht am: 02.01.2020

Mandeln sind ein begehrtes Produkt in Bäckerei und Konditorei. Foto: Ignacio F./Unsplash, CC0

Mandeln gehören vor allem zur Weihnachtszeit dazu, doch in vielen Leckereien aus Bäckerei und Konditorei kommen sie über das gesamte Jahr hinweg in großem Stil zum Einsatz. Honigbienen werden für die erfolgreiche Bestäubung von Mandeln benötigt. Der Umgang mit den Bienen ist jedoch mehr als fragwürdig. Wer Rücksicht auf Bienen nehmen will, sollte beim Einkauf auf die Herkunft von Mandeln achten.

Traurige Berühmtheit hat der Umgang mit Honigbienen bei der Mandelproduktion spätestens mit dem Film „More than honey“ von Markus Imhoof erlangt. Es werden de facto sämtliche in den Vereinigten Staaten verfügbaren Honigbienen-Völker zur Mandelblüte in den US-Bundesstaat Kalifornien gebracht. Ein gutes Geschäft für die Imker in den Vereinigten Staaten, doch für manche Völker endet die Reise schon auf dem Highway, wenn wieder mal ein Truck umstürzt. Nach einer oft mehrtägigen Reise steht die nächste Belastung in den Plantagen bevor, wenn sich die Honigbienen nicht nur einseitig ernähren müssen, sondern die ausgebrachten Pestizide mitunter auch direkt in die Fluglöcher gesprüht werden.

Mandelbäume stammen aber nicht aus den Vereinigten Staaten, sondern wahrscheinlich aus Südwestasien – sie wachsen an sonnigen Hängen auf steinigem Untergrund in Höhenlagen von 700 bis 1.700 m. Wildvorkommen finden sich noch heute von der Levante bis Turkmenistan, Kirgisistan und Usbekistan.
Der Anbau von Kultursorten ist auch in Mitteleuropa in Weinanbaugebieten problemlos möglich.

Der weltweit größte Mandelproduzent sind inzwischen ungeschlagen die Vereinigten Staaten. Im sonnigen Kalifornien werden so viele Mandeln angebaut wie sonst an keinem Ort der Welt. Doch das hat auch seinen Preis, denn Mandeln benötigen Wasser – viel Wasser: bis zu 15.000 Liter Wasser pro Kilogramm Mandeln.

Bienen und Menschen leiden

Die Menschen in den Anbaugebieten leiden: Die Farmer bohren tiefere Brunnen und die Anwohner sitzen auf dem Trockenen und müssen sich ihr Wasser flaschenweise oder aus Tanks kaufen. Die Umweltbehörden schreiben zwar inzwischen Grenzen für das Abpumpen vor, was aber zu Protesten der Farmer (und zu Kritik von US-Präsident Donald Trump) geführt hat.
Eindrucksvoll gezeigt wird das Ringen um das wertvolle Nass in Staffel 3 der Kriminal-Anwaltsserie Goliath aus den Amazon Studios.

Wegen der möglichen hohen Margen im Mandelanbau hat inzwischen Australien den Mandelanbau für sich als lukrative Quelle entdeckt und weist beständige Zuwachsraten aus. Auch in Australien setzt zur Mandelblüte eine Völkerwanderung der Honigbienen ein. Nicht immer ganz freiwillig, da Diebstähle in großem Stil inzwischen symptomatisch für den Bienen-Mangel zur Zeit der Bestäubung sind.

Neben den Vereinigten Staaten und Australien gibt es weitere bedeutende Anbauländer: Spanien, Marokko, Iran, Türkei, Italien, Tunesien und Algerien. Früher hat auch Syrien nennenswerte Mengen produzieren können.

Die US-Amerikaner sind aber nicht nur der größte Mandelproduzent der Welt, sie bestimmen auch die Preise des Weltmarktes. Da sie die Mandeln maschinell ernten, ist die Produktion sehr günstig. Anders in Europa: Dort müssen die Bauern Erntehelfer für die manuelle Ernte beschäftigen, sodass sie dem Konkurrenzdruck meist nachgeben. Ungepflegte Mandelbaumhaine in Spanien zeugen davon. Anbau und Pflege der Plantagen lohnen nicht mehr.

In hiesigen Supermärkten trifft man meist nur auf kalifornische Mandeln. Wer nachhaltige Mandeln – nicht nur im Hinblick auf Honigbienen, sondern die Umwelt insgesamt – erwerben möchte, sollte genau hinschauen und sich die Mühe machen, etwa Mandeln aus Frankreich oder Spanien zu erwerben, im Idealfall in Bio-Qualität.

Dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Mandeln ihre positiven Eigenschaften im Hinblick auf die Gesundheit voll ausspielen können – ohne schädliche Nebenwirkungen.