Honigverfälschungen im hiesigen Handel

  • Veröffentlicht am: 28.08.2020

Nicht überall wo Honig draufsteht, ist auch Honig enthalten. Foto: Leandro Fregoni/Unsplash, CC0

Jürgen Binder von der Prof. Ludwig Armbruster Imkerschule hat eine Kampagne zur Aufdeckung von Honigverfälschungen gestartet. Honige werden im Handel beschafft und in Laboren außerhalb Deutschlands untersucht. Verfälschungen können durch das Hinzufügen von Fremdzuckern oder falsche geografische oder falsche botanische Ursprungsangaben erfolgen. Der Preis für ein Glas Honig ist nur ein Indiz.

Jürgen Binder im Interview

bienen-nachrichten.de hat nachgefragt, was die Gründe für die Aktion sind und wann erste Ergebnisse vorliegen werden.

Was ist der Grund dafür, eine Aktion zur Aufdeckung von Honigverfälschungen ins Leben zu rufen. Ist das nicht eher eine Aufgabe des Lobbyverbandes der Imker?

Fragen Sie die Verbände, warum sie es nicht machen. Dazu kann ich keine Stellung nehmen. Meine Lebenserfahrung sagt mir: Wenn Sie wollen, dass etwas geschieht, dann müssen Sie es selbst in die Hand nehmen.

Woher stammen die Honige für die Untersuchungen? Stehen bei der Auswahl bestimmte Honige im Fokus?

Die Honige stammen aus den Supermärkten im Landkreis Hohenlohe und Schwäbisch Hall. Wir haben die billigsten Honige gekauft und Honige, die uns verdächtig erscheinen.

Mit welchen Methoden werden die Honigproben untersucht?

Die Honige werden nach der NMR-Methode untersucht. NMR ermöglicht die Quantifizierung einer Vielzahl qualitätsrelevanter Inhaltsstoffe. Wir legen den Standard an, den die Apimondia in Montreal gesetzt hat.

Mit welchen Kosten rechnen Sie insgesamt für die Aktion?

Die Kosten setzen sich im Prinzip aus drei Elementen zusammen: 1. Der Kauf und die Untersuchung des Honigs. 2. Die öffentliche Präsentation der Ergebnisse mit den entstehenden Reisekosten, Hotelkosten, Mieten für Konferenzraum, eigene Kamerateams und 3. Kosten, die durch Unterlassungsklagen und gerichtliche Auseinandersetzungen mit betroffenen Unternehmen drohen und entstehen. Die Untersuchung und die Präsentation der Ergebnisse werden mit etwa 20.000 Euro veranschlagt. Die eventuell folgenden gerichtlichen Auseinandersetzungen können leicht einige hunderttausend Euro ausmachen.

Auf welchen Wegen kann man die Aktion unterstützen?

Im Moment sammeln wir Spenden zur Finanzierung der Aktion.

Die Bekanntgabe der Kampagne kann durch jeden mithilfe seines Netzwerkes (E-Mail-Verteiler, Facebook, Instagram usw.) durchgeführt werden. Das kostet nix. Erste Ergebnisse werden dann beim Weimarer Bienensymposium bekanntgegeben, die Präsentation findet voraussichtlich im Januar in Berlin statt. An dieser Präsentation kann man gratis teilnehmen. Das alles wird mit den Spenden finanziert.

Wie kann ich sicher sein, dass meine Spende nur der Aktion zugutekommt?

Da wir diese Aktion im Rahmen der Armbruster Imkerschule machen und wir als Privatunternehmen keine öffentliche Mitgliederversammlung haben, besteht nicht die klassische Möglichkeit, Einblick zu nehmen. Wir veröffentlichen aber den Spendeneingang und die Ausgaben nach der Aktion.

Allerdings gehen wir ohnehin davon aus, dass längst nicht so viele Spenden eingehen wie für die Aktion nötig sein werden. Spätestens bei den gerichtlichen Auseinandersetzungen – die ja den eigentlichen Fortschritt auf rechtlicher Ebene bringen, und nur der ist langfristig nachhaltig – wird uns der Spendeneingang möglicherweise im Stich lassen.

Das hängt am nachlassenden öffentlichen Interesse, wenn die Aktion erst einmal gestartet ist. Wir hoffen, dass wir bis zum Erfolg kämpfen können.

Wie ist die bisherige Resonanz?

Das Netzwerk der Armbruster Imkerschule reagiert positiv und hat bis jetzt 6.244 Euro eingesammelt.

Wann liegen erste Ergebnissen vor?

Wir werden im November erste Ergebnisse kommunizieren und im Januar mit einem professionellen Presseauftritt in Berlin die Ergebnisse präsentieren.