Kommunen praktizieren Insektenschutz
Auch Kommunen können auf Pestizide verzichten und damit zum Insektenschutz beitragen. Foto: Roman Grac/Pixabay, CC0
Deutschlandweit verzichten bereits rund 550 Städte und Gemeinden weitgehend auf chemisch-synthetische Pestizide bei der Pflege ihrer Grün- und Freiflächen und tragen somit zum Schutz von Bienen und anderen Insekten und zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Seit drei Jahren dokumentiert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) diese Kommunen in einer interaktiven Karte. Seit dem Start des Projekts ist die Zahl der insektenfreundlichen Kommunen stark angestiegen.
„Viele Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker wollen etwas gegen das Insektensterben tun. Sie nehmen ihre große Verantwortung für Mensch und Umwelt ernst und verzichten ganz oder teilweise auf den Einsatz von Pestiziden auf ihren Flächen“, erklärt Corinna Hölzel, BUND-Pestizidexpertin und Leiterin des Projekts Pestizidfreie Kommune. „Gleichzeitig werden insektenfreundliche Projekte gestartet. Beispielsweise werden Rasenflächen in mehrjährige Blühwiesen mit heimischem Saatgut umgewandelt. Und besonders erfreulich: Auch auf den landwirtschaftlichen Flächen, die in kommunalem Eigentum sind, tut sich etwas in Richtung Insektenschutz. Immer häufiger nehmen die Kommunen Klauseln in die Pachtverträge auf, die den Einsatz von Pestiziden verbieten oder reduzieren. Viele Kommunen sind also auf dem richtigen Weg.“
Pestizide werden eingesetzt, um Beikräuter oder ungewünschte Insekten zu vernichten. Sie töten und schädigen jedoch nicht nur diese Zielorganismen, sondern auch Nützlinge wie Bienen und Schmetterlinge sowie wertvolle Wildkräuter. Insekten sind die Nahrungsgrundlage für viele Tierarten wie zum Beispiel Vögel, Fledermäuse und Fische. Bestäubende Insekten sind auch für uns Menschen unverzichtbar, denn rund zwei Drittel der Kulturpflanzen sind auf Bestäuber angewiesen.
Umweltfreundliche Alternativen
„Der großflächige Einsatz von Pestiziden ist für viele Pflanzen und Insekten ein Todesurteil und muss nicht sein“, so Corinna Hölzel weiter. Sowohl in der Landwirtschaft als auch in den Kommunen und in Hobbygärten gibt es umweltfreundliche Alternativen sowohl für Herbizide wie Glyphosat, als auch für Insektizide oder Fungizide. Die BUND-Pestizidexpertin weiter: „Thermische oder mechanische Verfahren, stärkende Pflanzenjauchen, resistente standortheimische Pflanzen, mechanische Entfernung von Schadinsekten sowie das altbekannte Jäten sind gute Mittel und Wege, um den Pestizideinsatz zu vermeiden. Und so sorgt die öffentliche Hand für Verkehrssicherheit, Blütenpracht und reiche Ernte, ohne nützliche Insekten wie Bienen, Wildbienen und Schmetterlinge zu gefährden.“
Erfreut zeigt sich der Umweltverband zudem über das große, ehrenamtliche Engagement im BUND zu dem Thema. Viele ehrenamtliche BUND-Gruppen haben das Thema aufgegriffen und regional weiterführen. So hat die Kreisgruppe Miltenberg in Bayern eine Umfrage „Wie bienenfreundlich ist der Landkreis Miltenberg?“ gestartet. Im Mai 2020 wurden alle 32 Kommunen im Landkreis Miltenberg angeschrieben. 24 Kommunen haben geantwortet und erklärt, ohne Pestizideinsatz zu wirtschaften, Blühwiesen anzulegen, insektenfreundlich zu mähen und zum Großteil auf insektenschützende Beleuchtung umstellen zu wollen. Das Bundesland Bayern hat somit jetzt nach Sachsen die größte Anzahl Kommunen in der interaktiven Karte.
Aber auch jede Einzelne und jeder Einzelner kann etwas zum Schutz der Insektenwelt beitragen. „Egal ob mit oder ohne eigenen Garten: Die Möglichkeiten für uns alle sind groß, auch vor der eigenen Haustür Pflanzen und Insekten zu schützen und zur Artenvielfalt beizutragen“, so Corinna Hölzel abschließend. Der BUND hat sie in der Broschüre „Insekten schützen! Eine Anleitung für Garten, Haus und Alltag“ zusammengefasst.