Lauterzeugung und Lautauffassungsvermögen der Bienen

  • Veröffentlicht am: 09.12.2020

Lauterzeugung und Lautauffassungsvermögen der Bienen

Im Jahr 1945 erschien die Dissertation von Åke Hansson in deutscher Sprache. Damals war das Deutsche eine der drei weltweit führenden Wissenschaftssprachen neben Englisch und Französisch. So ergibt sich die Möglichkeit, den damaligen Stand über die Lauterzeugung der Bienen nachzuvollziehen.

Imker wussten auch damals schon, dass Honigbienen Töne verschiedener Höhe erzeugen können: Während die Dichter vom Summen der Bienen bei der Nektarsuche angetan waren, kannten Imker zumindest das Quaken der Königinnen und den Stechton gereizter Bienen. Die Neugier trieb aber wohl eine Reihe von Imkern dazu, mit einem Art Stethoskop an den Beuten ihrer Völker zu lauschen, um mehr über den Zustand der jeweiligen Völker in Erfahrung zu bringen. Mit moderner Technik versuchen „Start-up“-Unternehmen heute genau dasselbe.
In der Forschergemeinde gab es zahlreiche Diskussionen, ob Bienen überhaupt unterschiedliche Töne erzeugen könnten; während etwa Mc Indoo 1920 sicher war, eine tonerzeugende Vorrichtung an den Vorderflügel entdeckt zu haben, wies dies Armbruster 1922 zurück.
Erste wissenschaftliche Arbeiten gab es vor allem zur Flügelfrequenz von Honigbienen und einige weitere zur Flügelfrequenz von Hummeln und Wespen.

Åke Hansson hat sich für seine Untersuchungen eine Konstruktion erdacht, die nicht länger auf das individuelle Gehör des Menschen angewiesen war, um die Laute von Bienen aufzunehmen und zu untersuchen. Sein System bestand aus Mikrofon, Mikrofonkabel, Verstärker und Kathodenstrahloszillograph. Verstärker und Oszillograph wurden im Haus aufgestellt, während ein Mitarbeiter im Freien den Bienen mit dem Mikrofon nachstellte.

Zusätzlich untersuchte der Wissenschaftler die Flugtöne bei unterschiedlichen Zuckerlösungen des Futters. Mit höheren Zuckerkonzentrationen konnten höhere Schwingungszahlen gemessen werden, was auch den Berichten von Frisch entspricht, der einen höheren Flugton bei üppiger Tracht beschrieb.
Der Autor verfeinerte seine Untersuchungen noch, indem er die Anflug- und Abflugtöne unterschiedlicher Pflanzennektare ermittelte; er weitete sie zudem auf wassersammelnde und pollensammelnde Honigbienen aus. Er vergaß selbstverständlich nicht die Untersuchung des Stech- und Schwarmtons, des Sterzel- und des Fächeltons.
Neben den Tönen der Arbeiterinnen untersuchte er auch den Flugton der Drohnen und der Königin. Die Königin war auch Anlass für weitere Untersuchungen – beim Quäken, beim Tüten nach dem Schlupf und einiger Tage später.

Dem Lautauffassungsvermögen der Bienen hat Åke Hansson ein eigenes Kapitel gewidmet. Während Armbruster den Bienen noch „ein überraschend stumpfes Gehör“ unterstellte, wollte Åke Hansson dem nicht folgen und hat diese Behauptung einer eingehenden Prüfung mittels Tongenerator unterzogen. Der Tongenerator konnte Bienenlaute ohne Verzerrung verstärken oder Töne selbst generieren.
In einem Dressurversuch musste Åke Hansson feststellen, dass Töne in Konkurrenz zu Farbe und Duft keine Rolle spielen.
Auch innerhalb des Stocks spielt das Tonauffassungsvermögen keine so große Rolle: Sofern Töne innerhalb eines bestimmten Frequenzbereichs auftraten, waren die Reaktionen identisch; auch Königinnen können durch jeden beliebigen Ton zum Tüten veranlasst werden.
Der Autor schließt sich daher Forels Meinung aus dem Jahr 1920 an, wonach alle Reaktionen bei Insekten nicht durch Gehörvermögen, sondern durch einen feinen Gefühlssinn ausgelöst werden – Vibrationen.

Bibliographische Angaben
Autor/Herausgeber: 
Titel: 
Lauterzeugung und Lautauffassungsvermögen der Bienen
Auflage: 
1
Seitenzahl: 
124