Stachellose Bienen als Bestäuber
Stachellose Bienen Tetragonula carbonaria werden vor allem bei Hobby-Imkern in Australien immer beliebter. Foto: Stephan Ridgway/Flickr, CC BY 2.0
Einheimische Stachellose Bienen sollen die Abhängigkeit von der Europäischen Honigbiene in Australien mindern. Wissenschaftler nehmen dazu endemische Stachellose Bienen in den Fokus, um die Bestäubung mit Obst, Nüssen, Gemüse und Schnittblumen in der Zukunft zu sichern. 10 Mio. AU$ stehen ihnen dazu zur Verfügung.
Obwohl die Honigbienen in Australien noch ohne den Druck der Varroa-Milbe leben können, erwarten die meisten Imker und Forscher, dass es damit in naher Zukunft vorbei sein könnte. Erwartet wird damit auch ein massives Sterben von Honigbienen-Völkern.
David Moore von Hort Innovation erklärt, dass es eine große Unterstützung seitens der Industrie für das Projekt gebe. Finanziert werde es durch Gelder aus der Landwirtschaftsindustrie, der australischen Regierung und Co-Investitionen der Western Sydney Universität.
„Als Industriezweig ist sich der Erwerbsgartenbau sehr bewusst, dass er sich gegen jede Bedrohung der Nahrungsmittelversorgung des Landes schützen und die Nachhaltigkeit australischer Farmen sicherstellen muss“, so David Moore. „Um dies zu erreichen, müssen wir alternative Bestäuber in Betracht ziehen, ihre Leistung in verschiedenen Kulturen untersuchen und bessere Wege finden, sie zu propagieren und zu verbreiten.“
Erste Wahl, um die Abhängigkeit Australiens von der Europäischen Honigbiene abzustreifen, sind Stachellose Bienen. Sie sind leicht zu halten, stechen nicht, leben in großen Kolonien ähnlich wie Honigbienen, bestäuben eine Vielzahl von Pflanzen und lassen sich wie Honigbienen in vorgefertigten Bienenstöcken halten.
Inzwischen gibt es eine wachsende Zahl an Imkern, die sich der Haltung Stachelloser Bienen verschrieben haben. Zudem werden die endemischen Bienen bereits in Macadamia-Farmen zur Bestäubung eingesetzt, wo sie die Honigbienen in ihrer Leistung übertreffen.
„Diese Forschungsarbeit besitzt das Potenzial, die Art der Bestäubung in Australien zu verändern. Es ist bereits jetzt klar, dass von Imkern geführte Stachellose Bienen ein großes, aber bisher vernachlässigtes Potenzial für die Bestäubung von Nutzpflanzen haben“, so Professor James Cook von der Western Sydney Universität. „Stachellose Bienen werden in verschiedenen asiatischen Ländern – wie Indien und Thailand – für die Bestäubung von Nutzpflanzen verwendet, und es bestehen gute Möglichkeiten, Wissen und Expertise über Bienenbiologie, Haltung und Einsatz in der Landwirtschaft auszutauschen.“
Das nun gestartete Projekt wird experimentelle Studien zu einer Reihe von Obst- und Gemüsekulturen umfassen und im ersten Schritt testen, ob die Bienen die Blüten der Nutzpflanzen besuchen und inwieweit sie ihren Pollen transportieren.
„Die Untersuchung der Wirksamkeit der Bestäubung durch Stachellose Bienen und ihre Auswirkungen auf Fruchtansatz, Ertrag und Qualität werden die nächsten Schritte sein“, erläutert James Cook den Fortgang. „Für die vielversprechendsten Pflanzen- und Bienenkombinationen werden wir dann detailliertere Studien durchführen, um die besten Wege zu ermitteln, die Bienenvölker innerhalb der Zielkultur einzusetzen.“
Die Forscher werden auch das Potenzial Stachelloser Bienen untersuchen, wie sie wirkungsvoll im Gewächshaus als Bestäuber eingesetzt werden können.
Der Gemüsebauer Ed Fagan hat auf einer Studienreise Indien besucht, um mehr über die dortige Bedeutung der Bestäubung zu erfahren: „Nachdem ich gesehen habe, was dort geschieht, und wenn ich die Daten dazu sehe, was passiert, wenn die Bestäubung nicht hundertprozentig stimmt, wurde mir klar, wie wichtig die Bestäubung ist. Wir dürfen nicht selbstgefällig sein.“