Die Sprache der Bienen

  • Veröffentlicht am: 30.03.2021

Die Sprache der Bienen

Anders als vordergründig zu erwarten, handelt es sich bei dem Buch nicht um eine Darstellung des Bienentanzes zum Auffinden und zur Ausbeutung von Nahrungsquellen. Es befasst sich vielmehr mit dem deutlich weiteren Feld der Kommunikation der Honigbienen – im Volk und außerhalb.

Die eigene Voreingenommenheit kommt nicht von ungefähr: Die Tanzsprache der Bienen, für dessen Entdeckung 1973 der Nobelpreis an Karl von Frisch ging, ist bis heute vielfach Teil des Biologieunterrichts an den Schulen und gilt als abschließende Erklärung dafür, wie Honigbienen eine Nahrungsquelle zielsicher aus großer Entfernung ansteuern.
Der Schwänzeltanz stellt jedoch nur einen Teil der Kommunikation von Bienen dar. Kommunikation bei Honigbienen ist erheblich komplexer, da der Bienentanz allein viel zu ungenau ist, wie eine kritische Analyse zeigt.

Jürgen Tautz geht in seinen Darstellungen deutlich tiefer: er dringt zum Kern der Tanzsprache vor und geht darüber noch weit hinaus. Er lässt die „heilige Kuh“ des Schwänzeltanzes im Volk hinter sich und zeigt, dass Bienen auch außerhalb des Stocks in Verbindung bleiben und miteinander kommunizieren müssen, um wirklich zum avisierten Ziel zu finden.
Das wohl naheliegendste Problem der Sammlerinnen im Volk, die einem Schwänzeltanz folgen: Sie bekommen nur einen Teil der Informationen mit und verfügen nicht über dieselbe Datenlage wie Forscher, die einen Tanz akribisch analysieren und daraus einen rechnerischen Informationsgehalt ableiten können.

Entsprechende Forschungen zum Verhalten der Bienen außerhalb des Volkes sind aufwändig und in der Forschung noch immer ein weitgehend blinder Fleck, obwohl schon 1971 der Insektenforscher Edward O. Wilson darauf hinwies, dass die Kommunikation der Honigbienen mit dem Schwänzeltanz nicht enden würde.
Der Schwänzeltanz gibt eher eine grobe Richtung vor. Erreichen die Sammelbienen das ungefähre Ziel, gelangen sie in ein Suchareal, in dem Rekruten den weiteren Weg weisen. Und letztlich spielen Duftstoffe im Freien eine große Rolle, was eigentlich nicht sonderlich verwundert, da auch Blumen damit um Bestäuber werben. Damit wird der letzte Weg zum Ziel erfolgreich fortgesetzt.
Die begrenzte Möglichkeit des Schwänzeltanzes zeigt sich auch bei der Suche nach einer neuen Behausung. Spurbienen werben zwar für die neue Höhle, erreichen auf der Schwarmtraube aber nur wenige andere Bienen im Schwarm. Der Tanz allein wird erst durch die Ergänzung einer weiteren Kommunikationskette alle Bienen eines Schwarms zum neuen Wohnort bringen.

Einige der bisherigen Studienarbeiten zur Kommunikation außerhalb des Bienenstocks bereitet Jürgen Tautz in seiner Neuerscheinung auf. Es ist keine trockene Wissenschaftslektüre, sondern unterhaltsam und verständlich aufbereitet.

Manchmal lohnt eben doch ein frischer Blick, um die eigene Voreingenommenheit zu überwinden. In diesem Fall, um die Sprache der Bienen neu zu denken und deutlich besser zu verstehen. Und Jürgen Tautz zeigt zum Ende auf, welche Forschungsarbeiten noch notwendig sind, um das Verständnis über die Sprache der Bienen zu vervollständigen.

Bibliographische Angaben
Autor/Herausgeber: 
Titel: 
Die Sprache der Bienen
Verlag: 
Auflage: 
1
Seitenzahl: 
256
ISBN: 
9783957285034
Preis: 
22,00 € (D)
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