Kinofilm für den Bienenschutz
Gemeinsam für Bienen ins Kino. Bild: Münchner G‘schichten
Mit dem Dokumentarfilm „Ein Himmel voller Bienen“, den das Team rund um Regisseurin und Produzentin Vanessa Weber von Schmoller ab diesem Monat produziert, soll auf das Bienen- und Insektensterben aufmerksam gemacht und zum Handeln aufgerufen werden. Um den Kinofilm umzusetzen und dem dringlichen Thema die notwendige Aufmerksamkeit zu verschaffen, hat das Team am 1. Mai eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, die noch bis Ende Juni läuft.
Die Idee zum Film entstand bereits 2017 und soll jetzt in die Tat umgesetzt werden und bis 2022 fertiggestellt sein. Hierzu zeigt das Filmteam in mehreren Porträts die Gesichter und Geschichten der Menschen, die Wildbienen und andere Insekten schützen und die wertvolle Impulse geben, wie sich jeder für den Umwelt- und Artenschutz einsetzen kann. Die Produktion soll ebenfalls vorbildlich sein und so klimaneutral wie möglich erfolgen. Statt Flugreisen für die Produktionscrew stehen München und seine Umgebung als Drehort im Fokus. Immerhin war das Volksbegehren Artenvielfalt „Rettet die Bienen!“ in Bayern mit 1,8 Millionen Unterschriften ein großer Erfolg und Anlass, ähnliche Initiativen auch in anderen Bundesländern zu starten. Insofern wird der Film dort gedreht, wo in Deutschland alles begann, das Insektensterben politisch in den Fokus zu rücken.
Mit der Unterstützung der Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform Startnext soll sichergestellt werden, dass der Kinofilm im geplanten Format umgesetzt werden kann und nach Fertigstellung die notwendige Reichweite erhält.
Angestrebt wird eine Summe von insgesamt 75.000 Euro. Einige finanzielle Mittel wurden schon im Vorfeld eingeworben. Die S-Bahn-München hat etwa 20.000 Euro zum Bienen-Filmprojekt beigesteuert; eine Unterstützung durch die Filmförderung FFF Bayern erhält der Film allerdings nicht.
Vanessa Weber von Schmoller im Interview
bienen-nachrichten.de hat bei der Regisseurin des Films nachgefragt, warum es den Film geben muss und warum Wildbienen im Fokus stehen.
Was war der Auslöser für den Film?
Der Auslöser liegt in mehreren Momenten, die bei uns zusammen kamen. 2016 waren aus den USA immer wieder Nachrichten von einem mysteriösen Bienensterben von unglaublichem Ausmaß zu lesen. Das hat meine Filmpartnerin, Olivia Hagemann und mich total geschockt. Als Regisseurinnen wollten wir dem unbedingt nachgehen. Es hat allerdings noch etwas gedauert bis wir unseren eigenen Film dazu verwirklichen konnten. Denn Olivia ist leider in der Zwischenzeit schwer erkrankt und verstorben. Und ich habe Zeit gebraucht, um für so ein großes Projekt die nötige Kraft zu haben. Jetzt habe ich sie und ich denke, der Zeitpunkt könnte nicht besser sein. Denn mich unterstützt und begleitet ein sehr engagiertes Team, mit dem ich gemeinsam im Namen von Olivia das Projekt verwirklichen werde.
Für viele Menschen ist die Honigbiene in den letzten Jahren ein Symbol des Artenschutzes geworden. Viele werden Imker, um sie zu retten. Warum stehen die deutlich unbekannteren Wildbienen im Fokus des Films?
Die Honigbienen haben eine Lobby, die Imker*innen. Ohne ihre Unterstützung könnte die Honigbiene nicht dauerhaft überleben und sich fortpflanzen (Insektenatlas, 2020).
Honigbienen sind zwar auch von dem Einsatz von Pestiziden, dem Mangel an Blühpflanzen und dem Klimawandel geschwächt, sie sind jedoch nicht vom Aussterben bedroht, solange sich Menschen um sie kümmern (Umweltinstitut München). Deswegen wollen wir den Wildbienen und anderen Insekten unsere Stimmen geben. Denn über 50 % der in Deutschland lebenden Wildbienenarten sind vom Aussterben bedroht (WWF, 2019). Jede Wildbienenart hat ihre ganz besonderen Ansprüche an Nistplätze und Nahrungspflanzen, die jedoch durch intensive Land- und Forstwirtschaft und versiegelte Böden immer weniger werden (BUND). Sie können sich schlecht an diese Veränderungen anpassen und sterben weiter aus. Das können wir nicht länger mit ansehen und geben deshalb den Wildbienen unsere Stimme!
Welche Menschen werden wir im Film kennenlernen?
Natürlich können wir darüber noch nichts verraten – nur so viel: In dem Film werden wir einzigartige Menschen kennenlernen, die sich mit viel Herz und Leidenschaft den Bienen widmen und sich tolle Projekte und Lösungen einfallen haben lassen, um den Verlust der Bienen, vor allem der Wildbienen, aufzuhalten. Es sind Menschen und Projekte, die Hoffnung geben und es uns ganz leicht machen, selbst etwas für die Bienen zu tun und ihnen den Lebensraum zurückgeben, den sie so dringend benötigen.
Wie ist der aktuelle Stand des Filmprojekts?
Wir stehen quasi in den Startlöchern. In wenigen Tagen beginnen wir mit unseren Dreharbeiten. Zum Weltbienentag am 20. Mai haben wir uns deshalb eine schöne Aktion einfallen lassen. Da verteilen wir Samentüten für Bienen in der Münchner Innenstadt. Von 11 bis 13 Uhr stehen wir am Fischbrunnen, am Marienplatz und in der Umgebung. An dem Ort, wo 2019 die langen Schlangen vor dem Rathaus zu sehen waren, beim Volksbegehren „Rettet die Bienen“. Wir verschenken die Tüten an alle, die sich in diesem Sommer einen Blumenbalkon für hungrige Wildbienen zulegen möchten.
Doch um den Kinofilm finanzieren zu können, läuft bis 30. Juni noch unser Crowdfunding auf der Plattform Startnext. Unser Ziel ist es, mindestens 25.000 Euro für die (Wild-)bienen und Insekten einzusammeln, damit wir den Film auf die große Kinoleinwand bringen können. Dafür benötigen wir dringend noch Unterstützung.
Wird der Film das Bienensterben wirklich aufhalten können?
Wir glauben, dass den (Wild-)bienen und Insekten nur dann geholfen werden kann, wenn jeder weiß wie es um sie steht und wie ihr Verschwinden aufgehalten werden kann. Ein Kinofilm ist für uns der beste Weg, um der dramatischen Situation der Bienen und anderer Insekten mehr Sichtbarkeit zu geben, und zum Handeln zu motivieren, ob klein oder groß.
Wir haben die Vision, unseren Film nicht nur deutschlandweit, sondern auf internationalen Bühnen zu zeigen, um noch mehr Bewusstsein für dieses Thema zu schaffen und Menschen zum Handeln zu bewegen! Wie heißt es so schön: „Viele kleine Leute in vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.“