Natürliches Mikroklima im Bienenstock

  • Veröffentlicht am: 05.11.2021

Die neuen Design-Beuten fallen in der Landschaft kaum auf. Foto: HIIVE UG

Die Europäische Honigbiene Apis mellifera ist weltweit die dominante Bestäuberin für Nutzpflanzen und gilt als das drittwichtigste Nutztier. Eine neuentwickelte und zum Patent angemeldete Bienenbeute namens „Hiive“ soll der Honigbiene zu einer natürlicheren Behausung verhelfen.

Die von Philip Potthast und Fabian Wischmann entwickelte Bienenbeute besteht aus nachhaltigen Materialien und ist zusätzlich mit Sensoren versehen. Sie ist aber nicht nur ansprechend für Menschen, sondern soll vor allem Honigbienen ein gesundes Zuhause bieten, das dem natürlichen Leben in einer Baumhöhle möglichst nahekommt. Rähmchen gibt es daher nicht, die Bienen bauen den Raum frei aus.

Die grundlegende Konzeption der heutigen Beute wurde mit einer Bachelor-Arbeit gelegt. Bis heute wurde die initiale Idee in zahlreichen Durchläufen immer weiter verfeinert. Aktuell werden die Prototypen der kommenden Serienfertigung bei der Freien Universität Berlin mit herkömmlichen Magazinbeuten als Referenz im Feld getestet.

Mit dem Design der Bienenbeute haben Philip Potthast und Fabian Wischmann den zweiten Platz beim diesjährigen „James Dyson“-Award in Deutschland belegt. Sie haben nun die Chance, den „James Dyson“-Award auf internationaler Ebene zu gewinnen. Der Preis wird seit 2005 an innovative Studierende und frische Absolventen in den Fachbereichen Ingenieurwesen und Design für Erfindungen vergeben, die konkrete Probleme lösen.

Stand am Anfang der Entwicklung der Hiive-Beute eher die Idee einer ergonomischen Bienenbeute, so änderte sich dies, nachdem der Industrie-Designer Philip Potthast die Behandlung gegen die Varroa-Milbe miterlebte, die auch einen Einfluss auf die Honigbienen hat.
Recherchen und Gespräche mit Wissenschaftlern führten ihn zu dem grundlegenden Problem eines ungünstigen Mikroklimas in modernen Magazinbeuten. „Unsere Hiive-Beute soll daher das Mikroklima in einer Baumhöhle nachbilden“, so Fabian Wischmann. „Damit finden Honigbienen eine per se gesündere Umgebung vor und sind auch besser gegen die Varroa-Milbe gerüstet. Behandlungen gegen die Varroa-Milbe sind aber auch mit der Hiive-Beute möglich.“

Die Hiive-Beute verfügt zudem über Sensoren, die Temperatur und Luftfeuchtigkeit messen und mit deren Hilfe sich auch Schwärme recht gut voraussagen lassen, wie die beiden Entwickler betonen. Die Daten sind via App abrufbar. Darüber erhält der Imker ebenfalls Hinweise zu abgehenden Schwärmen.

Die Beute verfügt über zwei Bereiche: den Brutraum und den Honigraum. Der Honigraum ist trotz der ungewöhnlichen Beutenform vorhanden. Seine Größe wurde wissenschaftlich berechnet: Das Volumen ermöglicht die Ernte von 5 bis 6,5 Liter Honig. Neben einem Absperrgitter kann auch eine Bienenflucht eingelegt werden, um eine stressfreie Ernte für Bienen und Mensch zu ermöglichen.

Die baumhöhlenartige Geometrie kommt ohne Kältebrücken daher, die den Honigbienen vor allem die Überwinterung leichter macht. Der äußere Beutenrahmen besteht aus recyceltem Kunststoff mit einem Textilüberzug. Natürliche Hanfwolle und eine zusätzliche Dampfsperrfolie sorgen für eine optimale Feuchtigkeitsregulierung.

Der Vorverkauf soll bereits Anfang November starten; ausgeliefert werden die ersten Beuten dann zum Saisonstart 2022. Die Zielgruppe sind nicht nur Neueinsteiger unter den Imkern, sondern ebenso aufgeschlossene Imker, die ihren Honigbienen eine natürliche Heimstatt bieten wollen.
Die Preisgestaltung ist derzeit noch offen. Erst mit dem Abschluss der Arbeiten für die Serienfertigung ist eine genaue Kalkulation möglich. Interessierte werden aber grob geschätzt mit Preisen um 300 Euro rechnen müssen.

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