Online-Kurse des Imkerlings

  • Veröffentlicht am: 15.07.2021

Den richtigen Umgang mit Honigbienen zu erlernen, geht jetzt auch online. Foto: Priscilla Du Preez/Unsplash

Bildungsangebote zum Imkern gab es vor Corona eine ganze Menge in Präsenzveranstaltungen. Der „Imkerling“ ist ein neues Angebot, das in Corona-Zeiten gerade richtig kam: Der Einstieg in die Imkerei per Online-Kurs. Das Angebot soll aber auch nachwirken.

Zwei Kursangebote – wahlweise mit Pia Aumeier oder Sebastian Faiß – bietet die „Akademie für Bienenfreunde“ mit ihrem Imkerling. Dahinter steht die „dbv network GmbH“, Verlegerin des bekannten Deutschen Bienen-Journals.
Beide Kursangebote sind in mehrere Module aufgeteilt, die sich über die Arbeiten des Jahres am Bienenvolk erstrecken und entsprechende Erscheinungsdaten besitzen, was in etwa den Besuchen einer Präsenzveranstaltung entspricht.

Imkerkurs mit Dr. Pia Aumeier

Kosten: 299 Euro, teils auch Einzelmodule ab 39,90 Euro.

Modul 1: Tipps zum Einstieg
Modul 2: Frühjahrsnachschau
Modul 3: Maßnahmen zur Schwarmvorbeugung
Modul 4: Maßnahmen zur Schwarmverhinderung
Modul 5: Erfolgreiche Honigernte
Modul 6: Spätsommerpflege der Wirtschaftsvölker
Modul 7: Spätsommerpflege der Ableger
Modul 8: Den Milben den Rest geben und Winterarbeiten

Pia Aumeier kommt aus der Wissenschaft und hat dabei eine eigene Betriebsweise für faule, aber erfolgreiche Neuimker entwickelt: Mit möglichst wenig Zeitaufwand sollen gesunde Bienenvölker betreut werden. Die Honigernte soll zugleich üppig ausfallen.
Ihr Fokus besteht darin, die Varroa-Milbe unter Kontrolle zu halten.

Imkern in Großraumbeuten mit Sebastian Faiß

Kosten: 238,80 Euro.

Modul 1: Erste Schritte in die eigene Imkerei
Modul 2: Bienentheorie Teil 1, 2 und 3
Modul 3: Bienenvölker auswintern
Modul 4: Arbeiten zum Saisonstart
Modul 5: Arbeiten in der Schwarmzeit
Modul 6: Die erste Honigernte
Modul 7: Gesunde Völker
Modul 8: Bienenvölker einfüttern
Modul 9: Futterstand und Milbenfall kontrollieren
Modul 10: Bienenvölker einwintern
Modul 11: Winterbehandlung mit Oxalsäure
Modul 12: Die Überwinterung der Bienenvölker

Sebastian Faiß kommt als Imkermeister aus der Praxis und hat sich auf eine wesensgemäße Bienenhaltung spezialisiert. Seine Imkereitechnik beschränkt sich auf die notwendigsten Eingriffe.
Zusätzlich zu den Modulen gibt es jeweils einen Live-Chat für Rückfragen.

Neben den beiden modularen Kursangeboten werden auf der Lernplattform auch Live-Seminare und Seminar-Aufzeichnungen angeboten, teils entgeltlich, teils sogar unentgeltlich wie etwa die Erfahrungen von Dr. Kirsten Traynor, der neuen Institutsleiterin am Institut für Bienenkunde Celle, über die nordamerikanische Berufsimkerei.

Anmeldeprozess

Nach dem Kauf erhält man einen Zugangslink und muss nur noch ein Passwort vergeben. Das ist technisch nicht so schön gelöst, da es stark eingeschränkt ist: „Passwörter bestehen aus mindestens acht und höchstens 12 Zeichen [...]; Ein Passwort muss zumindest einen Buchstaben und eine Zahl enthalten. Leerzeichen dürfen nicht enthalten sein.“
Eine Zeichenbegrenzung für sichere Passwörter ergibt in heutiger Zeit keinen Sinn.
Wenn diese Hürde aber gemeistert wurde, lassen sich die gebuchten Module über das Lerncockpit aufrufen. Auch hier gäbe es noch die Verbesserung, die Module in ihrer logischen Reihenfolge zu sortieren, nicht Modul 1, Modul 3, Modul 2.

Module mit Dr. Pia Aumeier

Zugang für die folgende Beurteilung bestand nur für die Module 1 bis 3 von Pia Aumeier.

Technisch kommt die bekannte Moodle-Plattform zum Einsatz, die Navigationsmöglichkeiten sind daher auf die Möglichkeiten des Systems beschränkt und manchmal nicht immer unmittelbar erkennbar.

Modul 1 ist in weitere Lektionen (1 - 7) von Bienenbasics über Standort bis zum Verhalten am Bienenvolk aufgegliedert, wobei die Lektionen ihrerseits wiederum in kleine Häppchen unterteilt wurden.
Die Texte erinnern durchaus an Pia Aumeier und lassen sich der Reihe nach abarbeiten, oder in freier Auswahl. Die freie Auswahl dürfte allerdings bei Neueinsteigern eher für Verwirrung sorgen, da sich dann keine logische Reihenfolge mehr ergibt, die für ein besseres Verständnis oftmals erforderlich ist.

Es gibt auch interaktive Elemente, beispielsweise in „Und wie werden Männer gemacht?“ Dort soll der Anwender die Drohnen im Bild identifizieren. Alle Honigbienen im Bild lassen sich anwählen und werden als richtig (Drohne) oder falsch quittiert. So richtig interaktiv ist das allerdings nicht, denn es erfolgt ja nur eine Meldung, ob man richtig oder falsch lag; das Programm merkt sich auch nicht, welche Biene schon zuvor angeklickt worden war.

Insgesamt bestehen die Module aus einer guten Mischung von Texten, Bildern, Videos und Aufgaben.
Die Texte werden von professionellen Sprechern vorgetragen, nicht von Pia Aumeier selbst; Modul 1 kommt das etwas überambitioniert daher und erinnert an einen überambitionierten Sprecher einer Morgenradio-Show, was in der Länge durchaus etwas enervierend werden kann. In den Modulen 2 und 3 geht es dagegen deutlich angenehmer zu.
Einige Videos gibt es auch mit Pia Aumeier selbst beispielsweise Tipps zum sticharmen Imkern oder Tipps zur Wahl des richtigen Smokers. Die sind dann genauso, wie man es auch aus den Präsenzkursen kennt.
Nicht zu vergessen ihr Klassiker: Die Verwertung proteinhaltiger Drohnenlarven mit dem angenehm nussigen Geschmack.

Fazit

Insgesamt bietet zumindest der Imkerkurs mit Pia Aumeier weniger Aumeier als anfangs angenommen. Die Enttäuschung dürfte sich aber in Grenzen halten, wenn man ihre Live-Performance nicht kennt.
Wirklich hohe Ansprüche werden mit in den Überprüfungsfragen nicht an die Teilnehmer gestellt, allerdings ist das in den Präsenzveranstaltungen auch nicht anders. Und dies bezieht sich nicht nur auf Kurse bei Pia Aumeier.

Zum Vergleich: Die Freie Universität Berlin bietet in diesem Jahr erstmals Online-Kurse an, zu denen sich mehrere hundert Teilnehmer angemeldet haben. Dort wird Wissen in sechs Veranstaltungen online über Lehrvideos und eine nachfolgende Besprechung vermittelt. Anders als die E-Learning-Plattform des Imkerlings handelt es sich aber um klassische Vorträge an festen Terminen.

Insgesamt bedient das neue Angebot den Trend zum E-Learning, andererseits ist es fast die einzige Alternative, solange Präsenzveranstaltungen nicht möglich sind und auch dann, wenn man sich das Lernen frei einteilen möchte oder lange Wegezeiten auf sich nehmen müsste.

Der Preis für die Online-Kurse ist eher im oberen Mittelfeld angesetzt, zumindest im Vergleich zum hiesigen, lokalen Imkerverein: Eine Einsteigerschulung inklusive Ablegervolk (ohne Beute) kostet dort 190 Euro.

Vorteile

  • Einstieg jederzeit möglich
  • freie Zeiteinteilung zum Lernen an beliebigem Ort
  • Kursinhalte von erfahrenen Imkern mit reichlich Praxiserfahrung
  • Zugriff für 12 Monate nach Kaufdatum

Nachteile

  • teurer als viele Angebote mit Präsenz
  • keine praktische Anleitung
  • kein Austausch mit anderen Imkern
  • keine Erwerbsmöglichkeit für Ableger aus seriöser Quelle während des Kurses
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