Weltbienentag am 20. Mai
Abgestorbene Bäume bieten Wildbienen wertvolle Nistplätze Foto: BienenSchweiz
Honigbienen sind wunderbare Tiere, die den Menschen mit der wohl wertvollsten Süßigkeit der Welt, dem Honig, versorgen. Daneben stellen Honig- und Wildbienen die Bestäubung sicher und sind daher immens wichtig für unsere Landwirtschaft und die Natur im Allgemeinen. Am internationalen Weltbienentag, dem 20. Mai, soll auf die bedeutende Rolle dieser Insekten für uns und unsere Umwelt aufmerksam gemacht werden.
Nachfolgend gibt Mathias Götti Limacher, Präsident von BienenSchweiz, dem Imkerverband der deutschen und rätoromanischen Schweiz Antworten auf einige aktuelle Fragen rund um die Bienen.
Die Bienen stehen in letzter Zeit vermehrt im Fokus. Was fasziniert uns Menschen Ihrer Meinung nach so an diesen Tieren?
Honigbienen bilden mit ihrem Staat einen sogenannten Superorganismus. Will heißen, dass sich die Individuen zu einem größeren Ganzen zusammenschließen. Jedes einzelne dieser Bienenwesen wie Königin, Arbeiterin oder Drohnen (Männchen) kann allein nicht überleben. Als Bienenvolk verfügen sie über faszinierende Eigenschaften und auch eine hohe Intelligenz. Die Arbeit mit Honigbienen gibt Einblick in eine ganz neue „Welt“. Trotz der langen Tradition des Imkerns bleiben sie wild, zähmen lassen sich Bienenvölker nämlich nicht. Auch wenn wir bereits über umfangreiches Wissen verfügen, so sind viele Fragen über die Honigbienen noch offen. Einiges ist aber immer noch ein Mysterium und es gibt regelmäßig spannende neue Entdeckungen. Beispielsweise haben Forscher jüngst herausgefunden, dass Honigbienen gar Corona-positive Proben erkennen können.
Weil die Bienen so faszinieren, erhalten nun auch die Wildbienen, sozusagen die Schwestern der Honigbienen, mehr Aufmerksamkeit. Das ist sehr zu begrüßen. Denn die rund 600 Wildbienenarten sind noch viel stärker als die Honigbienen auf eine intakte Natur angewiesen. Faszinierend ist die Vielfalt der verschiedenen Wildbienenarten. Allen bekannt sind Hummeln, welche auch Völker bilden. Viele leben aber als Männchen und Weibchen „solitär“ und treffen sich ausschließlich zur Paarung. Einige ähneln den Honigbienen, andere eher Wespen oder sehen ähnlich aus wie fliegende Ameisen.
Vermehrt wird davor gewarnt, dass Bienen und somit die Biodiversität in Gefahr sind. Sollen nun möglichst viele Leute imkern?
„Viel hilft viel“ trifft wie in den meisten Fällen auch in diesem Zusammenhang nicht zu. Es muss klar zwischen Wild- und Honigbienen differenziert werden. Der Gesamtbestand an Honigbienen war zwar bis vor rund zehn Jahren stark rückläufig. Mittlerweile ist dieser aber stabil. Es gibt wieder genügend Imkerinnen und Imker, welche sich mit großem Engagement den Honigbienen widmen. Bienenvölker werden inzwischen nicht nur in ländlichen Gebieten, sondern auch in der Stadt gehalten. Das Überleben der Honigbienen ist dank der Imkerinnen und Imker gesichert. Wichtig dabei ist nicht, möglichst viele Völker zu halten, sondern diese seriös zu betreuen. Insbesondere ist niemandem geholfen, wenn ohne das nötige Fachwissen Honigbienenvölker einfach aufgestellt werden. Wenn das Blütenangebot zu knapp ist, können Honigbienen gar zu Nahrungskonkurrenten für Wildbienen werden.
Wer sich für Bienen ernsthaft engagiert, ist sich der Notwendigkeit eines breiten Blickwinkels bewusst.
Entscheidend ist nämlich, dass Bienen einen intakten Lebensraum vorfinden. Verschiedene Wildbienenarten sind akut bedroht, weil das Blütenangebot oder die Nistgelegenheiten fehlen. Zudem gibt es Wildbienen, welche auf eine oder wenige Pflanzen spezialisiert sind, fehlen diese, können sie nicht überleben.
Wie kann den Bienen denn geholfen werden?
Die Schaffung von blühenden Flächen ist ein zentrales Element. Sämtliche Bienen wie auch andere Insekten benötigen ein vielfältiges Nahrungsangebot, und zwar während der ganzen Saison, also vom Frühling bis zum Spätherbst. Ein besonderes Augenmerk muss auf die Zeit nach dem großen Aufblühen gerichtet werden. Ab Mai/Juni kommt es nämlich oft zu Nahrungslücken. Zudem muss die Belastung der Insekten durch irgendwelche Umweltgifte wie Pestizide reduziert werden. Nur in einer gesunden Blütenwelt können die Bienen langfristig und artenreich überleben. Für die Wildbienen können, wie bereits angetönt, Nistgelegenheiten geschaffen werden. Und damit meine ich nicht die gängigen Wildbienenhotels. Denn diese helfen höchstens ganz wenigen Arten, welche häufig nicht bedroht sind. Wichtig sind
beispielsweise offene Stellen in sandigen Böden oder Totholz an sonnigen Plätzen. BienenSchweiz legt den Fokus auf die Information und Ausbildung: Auf bienen.ch stellen wir entsprechende Informationen zur Verfügung. Zudem bieten wir neu auch Kurse für ein breites Publikum an. In diesen wird vermittelt, was jede und jeder für den Bienenschutz tun kann.
Vor allem in den Städten boomt die Imkerei zurzeit, wie schätzen Sie diese Entwicklung ein?
Es ist eigentlich ein Paradoxon: In Städten können Insekten ein interessanteres Nahrungsangebot finden als auf dem Lande. Offenbar wird in der Stadt bei der Bepflanzung von Gärten und Parks darauf geachtet, dass fortwährend etwas blüht. Sind auch Nistgelegenheiten vorhanden, ist der Lebensraum Stadt auch für Wildbienen wertvoll. Wir rufen aber nicht dazu auf, im Siedlungsgebiet Honigbienenvölker zu halten. Da besteht auch ein Konfliktpotential, beispielsweise wenn Schwärme unkontrolliert abgehen und sich an belebten Orten niederlassen. Wichtig ist für die Imkerei auf dem Lande wie in der Stadt: Sie soll mit Bedacht und dem nötigen Fachwissen betrieben werden.