Eiszeitzeugen unter den Hummeln
Tonerdhummelköniginnen haben einen rein schwarzen Hinterleib. Foto: Werner Ruppitsch/naturbeobachtung.at
Vor den Eiszeiten vor tausenden von Jahren hat sich der gemeinsame Vorfahr von Feld- und Tonerdhummel in wärmere Gefilde im Süden aufgemacht. Aus zwei Populationen einer Art bildeten sich dort zwei getrennte Arten heraus. Mit der Erwärmung nach der letzten Eiszeit wanderten sie als Feld- und Tonerdhummel wieder in Mitteleuropa ein. Aufgrund des Klimawandels könnte sich ihre Verbreitung nun weiter verschieben.
Die Tonerdhummel hatte ihr Eiszeitrefugium wohl in den Gebieten von Südosteuropa bis in den Iran, wo sie bis heute vorkommt. In Österreich liegt ihre nördliche Verbreitungsgrenze im Tiroler Inntal, im oberen Salzachtal bis zum Saalfeldener Becken, im Ennstal und im steirischen Murtal sowie bei Wien. Derzeit kommt sie nirgends nördlich der Nördlichen Kalkalpen vor. Für das südliche Niederösterreich und das Nordburgenland liegen bis dato keine Daten vor. Die Feldhummel überdauerte die Eiszeiten in Südwesteuropa und Nordafrika, wo sie auch heute noch vorkommt. In Österreich ist sie als seltene Art im Nordosten aber auch im Vorarlberger Rheintal zu finden.
Der Naturschutzbund fordert Naturinteressierte auf, insbesondere Beobachtungen der Tonerd- und Feldhummel auf naturbeobachtung.at oder der gleichnamigen App zu teilen, um ein besseres Bild über die Verbreitung der beiden Arten in Österreich zu erhalten.
Hummeln am Farbmuster erkennen
Die Bestimmung ist allerdings nicht ganz einfach: Schwarz mit weißer Hinterleibsspitze und drei gelben Binden – so sehen drei nah verwandte Hummelarten aus. Während bei der häufigen Gartenhummel die Behaarung struppig ist und die zweite gelbe Binde (direkt hinter den Flügeln) halbmondförmig ist, ist diese bei Feldhummel und Tonerdhummel vorne gerade abgeschnitten und die Haare sind viel kürzer. Bei den jetzt fliegenden Königinnen ist die Unterscheidung von Tonerdhummel und Feldhummel relativ leicht: Tonerdhummelköniginnen haben einen rein schwarzen Hinterleib, Feldhummelköniginnen eine weiße Hinterleibsspitze. Zudem sind die Königinnen dieser beiden Arten von stattlicher Größe! Für die Bestimmung von Arbeiterinnen braucht es schon einen geübten Blick, doch anhand von Fotos ist auch das nicht unmöglich.
Nicht nur in der Färbung ähneln sich die beiden Hummelarten, sie verfügen auch über sehr lange Rüssel – bei Königinnen ist er rund 18 mm, bei Arbeiterinnen und Drohnen bis zu 15 mm lang. Sie teilen außerdem die Vorliebe für nektarreiche langröhrige Blüten und sind deshalb oft an Beinwell, Wundklee, Rotklee, Salbei und verschiedenen Wicken zu finden. In ausgeräumten Agrarlandschaften können sie kaum überleben, doch wenn das Blütenangebot stimmt, ist die Tonerdhummel im Südteil Österreichs und die Feldhummel im Weinviertel, rund um Wien und am Neusiedlersee durchaus zu finden.
Meldungen anderer Hummelarten sind ebenfalls wichtig. Die wertvollen Nachweise vervollständigen das Bild über die Verbreitung der einzelnen Arten. Dafür braucht es aussagekräftige Fotos – am besten aus mehreren Perspektiven, denn so sind die arttypischen Färbungen am besten zu erkennen.