Imkern

  • Veröffentlicht am: 22.03.2022

Imkern

Paul Jungels ist Berufsimker in Luxemburg. Seine ersten eigenen Bienen betreute er im Jahr 1968, damals noch so genannte Landbienen, bevor er ein Jahr später Königinnen der Kärntner Bienen bezog. Jahre später gelangte er an Buckfast-Bienen und er lernte sogar den Entwickler der Buckfast-Bienen, Bruder Adam, kennen und machte sogar ein Praktikum bei ihm im „Buckfast Abbey“.

Diese Erfahrungen haben ihn prägt und er bekräftigt, dass sich heute alle erfolgreichen Imkereien in Europa der Buckfast-Bienen bedienen würden, um so Verlusten weitgehend zu entgehen. Zuchtprogramme vieler Imkerverbände seien ideologisiert und würden genetisch eingeengte Reinrassenzucht betreiben. Im Ergebnis seien diese Bienen kaum überlebensfähig, weil sie sich genetisch nicht an Klimaveränderung, Krankheiten und Parasiten anpassen könnten.
Die verschiedenen Unterarten seien in ihrem Bestand weitgehend verweichlicht und ernsthaft gefährdet.

Letzteres trifft auf einige Unterarten zweifelsohne zu, doch auch die Zucht der Buckfast-Biene ist auf die Genetik der unterschiedlichsten Unterarten angewiesen, wie der Autor vor allem im letzten Kapitel über Bruder Adam berichtet. Karl Kehrle, so dessen bürgerlicher Name, schaffte anfangs aus Italienischen Bienen und den Drohnen der damals in weiten Teilen Großbritanniens heimischen Dunklen Biene eine künstliche hybride Biene – die nach dem Kloster benannte Buckfast-Biene.

Später unternahmen Wissenschaftler einen erneuten Versuch: In den 1950er Jahren züchteten Forscher in Brasilien die hybride Afrikanisierte Honigbiene, indem sie Europäische Honigbienen wie Apis mellifera ligustica und A. m. iberiensis mit der afrikanischen Unterart A. m. scutellata kreuzten. Später entkamen Afrikanisierte Bienen und aus dem Blickwinkel ihrer Überlebensfähigkeit sind sie mit Sicherheit die erfolgreichste Hybride.

Bruder Adam reiste unermüdlich, um alle Unterarten von Apis mellifera vor Ort kennenzulernen, um ihre besonderen Eigenschaften zu begutachten und um das entsprechende Zuchtmaterial zu erhalten.
Die Buckfast-Biene sollte dadurch noch besser werden. So sollte die Anatolische Bienen A. m. anatoliaca zu mehr Lebenskraft, Vitalität und Sparsamkeit beitragen; die Ägyptische Biene A. m. lamarckii dagegen den Drang herabsetzen, Propolis zu sammeln und die Mazedonische Biene A. m. macedonica die vorhandenen Eigenschaften intensivieren.
Alle diese Eigenschaften sind in der heutigen „reinen Buckfast Biene“ vereint. Genetisch ist das schwer nachvollziehbar.
Wegen der großen genetischen Diversität sind notgedrungen etwa auch morphologische Eigenschaften kein Rassestandard, sondern die Auslese auf Krankheitserreger und „Vitalität auf breitester genetischer Basis“ - Eigenschaften, „die es so bei allen anderen Bienen nicht gibt“.

Unabhängig von der Verengung auf die Buckfast-Bienen hat das Buch auch für alle anderen Imker etwas zu bieten: Hervorzuheben sind hier die Kapitel zur Königinnenzucht, zur Paarungskontrolle, zur Auslese der Ertragsvölker, zu den genetischen Grundlagen der Zuchtpraxis und den Drohnen.

Darüber hinaus sind der Auslese auf Bruthygiene und Varroaresistenz (VSH) zwei eigene Kapitel gewidmet. Ein Themenfeld, dem sich Paul Jungels, gefühlt ebenfalls seit einer Ewigkeit widmet.
Der „offene Wachskreislauf“ liegt dem Autor ebenso am Herzen. Dabei trennt er Brut- und Honigwaben strikt voneinander.

Wachs aus dem Brutraum wird nicht zu Mittelwänden umgearbeitet, sondern der Kerzenproduktion zugeführt. In das Bienenvolk zurückkehrt damit quasi nur neues Wachs, um Rückstände im Wachs möglichst auf null herunterzufahren.

Bibliographische Angaben
Autor/Herausgeber: 
Titel: 
Imkern
Verlag: 
Auflage: 
1
Seitenzahl: 
264
ISBN: 
9783949291012
Preis: 
39,90 € (D)
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