Milch ohne Honig

  • Veröffentlicht am: 17.11.2022

Milch ohne Honig

Bienen im Comic? Nein, es geht nicht um einen neuen Band mit der bekannten Biene Maja. Die Autorin Hanna Harms hat den Bienen einen Sachcomic gewidmet und die Insekten sind darin keineswegs fröhlich, freundliche Wesen. Die Geschichte zeichnet den Aufstieg der Bienen und ihren Niedergang nach. Letzteres mithilfe des Menschen.

Der Sachcomic zeigt die Tragödie des Bienensterbens und wie gut es der Bienengemeinschaft ohne den Menschen gehen könnte: Die Bildsprache ist in nüchternen Farben – Grau, Schwarz und vor allem Gelb. Andere Farben kommen nur selten zum Einsatz. Die Texte sind spärlich und sollen so zum Nach- und Weiterdenken anregen.

In ihrem Comic zeigt die Autorin die große Vielfalt der Bienen und gibt darüber hinaus einen Einblick in die Vielzahl der übrigen Insektenwelt.
Honigbienen kommen dabei natürlich nicht zu kurz. Hanna Harms wählt häufig nur wenige Bilder und ebenso wenig Text; dennoch gelingt es ihr dadurch zu zeigen, was sie vermitteln will. Was etwa macht Honigbiene aus? „Der Bienenstock war für die Menschen schon immer ein Ideal. Eine Utopie.“ Es folgen fast identische Abbildungen eines Bienenkorbes, die einzig unterschiedlich betitelt sind: „Monarchie. Feudalismus. Diktatur. Kapitalismus. Republik. Sozialismus. Demokratie.“

Hanna Harms beschreibt vor allem den Niedergang der Bienen in ihrem Comic. Die Verbreitung von Honigbienen durch Menschenhand über alle Kontinente hinweg, gefolgt von der ebenfalls durch Menschen verbreitete Varroa-Milbe und vor allem die Etablierung von Monokulturen. Sie sorgen nicht nur für eine Mangelernährung, sondern der zahllose Einsatz von Insektiziden setzt den Bienen noch weiter zu.
Aber auch die Massenhaltung von Honigbienenhaltung selbst wird kritisch hinterfragt und dafür benötigt sie lediglich eine Seite – mit einem Bild und einem Wort: Das Bild zeigt moderne Magazinbeuten, die über eine große Fläche verteilt aufgestellt sind, ähnlich Hochhäusern in einer Großstadt. Bienen sind nicht zu erkennen. Der Titel: „Geisterstädte“.

Die Neuerscheinung der Autorin ist im Stil einer Graphic Novel gehalten – mit minimalistischen Zeichnungen und fast noch knapperen Texten. Das fordert den Leser durchaus immer wieder dazu heraus, weiter zu denken und es offenbart, wie schonungslos die Autorin ihre Leserschaft vor das Problem des Bienensterbens stellt und die Tatsache, dass der Mensch dieses Massensterben zu verantworten hat.
Nichtsdestotrotz gibt sie auch Hoffnung, dass ihre Leser selbst – zumindest ein bisschen – entgegenwirken können, indem sie ihr eigenes Verhalten ändern.

„Die Insekten brauchen uns nicht, wir brauchen sie“, schreibt Prof. Dr. Jürgen Tautz im Nachwort fast ebenso schonungslos. Ansonsten ist sein Text ähnlich deutlich, allerdings ohne die Leser auf jeder Seite zum Weiterdenken der Texte zu animieren.

Bibliographische Angaben
Autor/Herausgeber: 
Titel: 
Milch ohne Honig
Verlag: 
Auflage: 
1
Seitenzahl: 
112
ISBN: 
9783551781086
Preis: 
20,00 € (D)
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