Arbeitsplätze dank Honigbienen in Äthopien

  • Veröffentlicht am: 20.05.2019

Honigbienen sorgen in Äthopien für den Lebensunterhalt. Foto: obs/Die Stiftung Menschen für Menschen/Rainer Kwiotek

Die Vereinten Nationen haben den 20. Mai 2019 als Weltbienentag ausgerufen. Der Tag ist dem kleinen Nutztier gewidmet, um auf die verschiedenen Arten der Bienen hinzuweisen. Ein Grund, etwa auch einmal nach Afrika zu schauen.

Im Jahr 2017 wurden in Äthiopien rund 50.000 Tonnen Honig produziert. Damit ist Äthiopien der größte Honigproduzent Afrikas. Und in der Wachsproduktion liegt das Land ebenfalls weit vorne. Experten des landwirtschaftlichen Forschungsinstituts Äthiopiens zufolge sind die Ertragsmöglichkeiten der Honig- und Wachsproduktion um ein Vielfaches höher. Durch fehlende Ausrüstung und unzureichendes Wissen bleibt dieses Potential im Moment jedoch oft ungenutzt.

„Dabei ist guter Honig auch in Äthiopien ein wertvolles Produkt, mit einem sehr guten Marktwert“, so Dr. Sebastian Brandis, Sprecher des Vorstands der Stiftung „Menschen für Menschen“ – Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe. „Um die Honigproduktion ertragreicher und sicherer zu machen, führen wir Imkerkurse durch und geben verbesserte sowie moderne Bienenkästen zu einem subventionierten Preis an Kleinbauern ab.“ Bisher wurden nahezu 14.000 Bienenbehausungen durch die Organisation verteilt.

Eine traditionelle Bienenbeute bringt etwa 5 bis 6 Kilo Honig pro Ernte ein. Bei einem modernen Bienenkasten können es bis zu 20 Kilo und mehr sein. „Mit dieser gewaltigen Steigerung “, betont Sebastian Brandis, „können die Bauernfamilien zusätzliches Einkommen generieren und sind nicht mehr so stark von der Ernte abhängig.“

Imkerei als Arbeitsplatz

Um die Entwicklung in den ländlichen Regionen Äthiopiens zu fördern, braucht es dringend Arbeitsplätze für die jungen Männer und Frauen. Nahezu jeder Vierte Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren ist nach Schätzungen von Experten in Äthiopien ohne einen festen Job. „Menschen für Menschen“ unterstützt deshalb den Aufbau von so genannter Honigkooperativen in den ländlichen Regionen. Dort erlernen die arbeitslosen Jugendlichen die nötigen Grundlagen der Bienenhaltung und erhalten moderne Bienenbehausungen sowie Honigschleudern, Wachspressen und Schutzkleidung. In allen Projekten werden so Wertschöpfungsketten in der jeweiligen Region aufgebaut: von der Produktion des Honigs über die Verpackung bis hin zu Vertrieb und Vermarktung.

„Durch die Honigkooperativen ermöglichen wir jungen Menschen eine Einkommensmöglichkeit und schaffen neue Wirtschaftszweige in den ländlichen Regionen. Die Mitglieder der Kooperativen erlernen die Grundlagen der Imkerei und Honigproduktion, aber auch die Herstellung weiterer Produkte aus dem Bienenstock, wie zum Beispiel Wachskerzen. Und sie kümmern sich um den Aufbau von Vertriebswegen und die Vermarktung ihrer Produkte.“ Allein in der Menschen-für-Menschen-Projektregion Dano produzieren über 300 Bauern guten Honig, der durch ehemalige arbeitslose Jugendliche weiterverarbeitet wird, die in mehreren Honigkooperativen organisiert sind.

„So schaffen Bienen in jeder Hinsicht nachhaltige neue Arbeitsplätze. Das erkennen  auch die Jugendlichen, wie ich in den Gesprächen vor Ort mit ihnen immer wieder erfahre, und entsprechend hoch ist auch ihre Begeisterung und ihr Engagement“, freut sich Sebastian Brandis.

Honigprodukte in Äthopien

Der Markt für Honig ist groß: Er dient zum süßen von Speisen, der größte Teil der heimischen Produktion aber wird zu „Tej“, einer Art Wein, vergoren. Kein anderes Land in Afrika blickt auf eine so lange Geschichte der Imkerei zurück.

Das Wachs wird zu Kerzen verarbeitet, die nicht nur gut duften, sondern auch eine spirituelle Bedeutung für die Menschen haben. Und wie überall auf der Welt, ist Honig auch bei Kindern beliebt – und bei ihren Eltern. Er kann den mitunter eintönigen Speiseplan der Kleinbauern um wertvolle Nährstoffe ergänzen.

Reiner Honig ist mehr wert: Statt rund 50 Birr für einen Kilo Honig können die Kooperativen in Dano mit dem deutlich besseren Honig auf dem Markt bis zu 150 Birr (etwa 4,65 Euro) erhalten.

Die äthiopischen Bauern haben mit vielfältigen Herausforderungen zu kämpfen. Etwa mit traditionellen Methoden, wie sie auch in der Imkerei gang und gäbe sind: Die Bauern höhlen Baumstammstücke aus, verschließen die Enden mit Lehm und hängen diese Konstruktionen in Bäumen auf. Hat sich ein wildes Bienenvolk darin eingenistet, warten die Imker, bis der Honig produziert ist. Um diesen zu ernten, zerstören sie den ausgehöhlten Baumstamm. Oft werden sie dabei völlig zerstochen. Die Waben pressen sie von Hand aus.

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