Save bees and farmers – EU-Bürgerinitiative für eine bessere Landwirtschaft
Ein europaweites Bündnis aus zivilgesellschaftlichen Organisationen hat die Europäische Bürgerinitiative (EBI) „Save bees and farmers - Bienen und Bauern retten!“ ins Leben gerufen. Foto: obs/Aurelia Stiftung/Elisa Mussio/PAN Network
In Europa formiert sich ein breites, zivilgesellschaftliches Bündnis zur Rettung der Artenvielfalt und der bäuerlichen Landwirtschaft. Organisationen aus ganz Europa reichten in Brüssel die Europäische Bürgerinitiative (EBI) „Save bees and farmers - Bienen und Bauern retten!“ ein. Sie will den Einsatz gefährlicher Pestizide beenden und Bäuerinnen und Bauern bei der Umstellung zu einer gesünderen und umweltfreundlicheren Produktionsweise unterstützen. Die EU-Kommission hat nun zwei Monate Zeit, die Bürgerinitiative zu prüfen. Sobald sie die Registrierung bestätigt, wird das Bündnis innerhalb eines Jahres eine Million Unterschriften in Europa sammeln.
Die Wissenschaft ist sich einig: Ohne tiefgreifende Veränderungen unserer landwirtschaftlichen Produktion wird der Kollaps unserer Ökosysteme nicht aufzuhalten sein. Ein Viertel der Wildtiere Europas ist vom Aussterben bedroht, der Bestand der Feldvögel hat sich in den vergangenen Jahrzehnten halbiert. Viele Bienenarten und andere bestäubende Insekten drohen auszusterben. Zudem mussten zwischen 2005 und 2016 rund vier Millionen kleinbäuerliche Betriebe schließen und werden durch immer weniger, immer größere Betriebe mit lebensfeindlichen Agrarwüsten ersetzt.
Überall in Europa entstehen derzeit Bürgerbewegungen, die eine andere Form der Landwirtschaft zum Ziel haben: Von der Mohnblumen-Bewegung in Frankreich über die Pestizidrebellen im Südtiroler Ort Mals bis zum erfolgreichen Volksbegehren „Rettet die Bienen“, das in Bayern über 1,8 Millionen Menschen unterzeichnet haben. Die Europäische Bürgerinitiative „Save bees and farmers“ setzt nun dort an, wo Europas Landwirtschaftspolitik maßgeblich gestaltet wird und fordert die EU-Kommission auf, per Gesetz
- für einen Ausstieg aus dem Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide bis 2035 zu sorgen. Dazu soll der Einsatz solcher Mittel bis 2030 um 80 Prozent reduziert werden, beginnend mit den gefährlichsten Wirkstoffen.
- natürliche Ökosysteme in landwirtschaftlich genutzten Gebieten wiederherzustellen, so dass die Landwirtschaft eine Triebkraft zur Erholung der Biodiversität werden kann.
- Bäuerinnen und Bauern mit einer reformierten Landwirtschaftspolitik bei der Umstellung zu unterstützen, bei der die Priorität auf eine kleinteilige, vielfältige und nachhaltige Landwirtschaft gelegt wird. Außerdem soll ein schneller Ausbau von agrarökologischer Praxis und ökologischem Landbau, eine unabhängige Weiterbildung von und durch Landwirte und -innen sowie Forschung zu pestizid- und gentechnikfreiem Anbau gefördert werden.
Die Europäische Bürgerinitiative ist ein Projekt von zivilgesellschaftlichen Akteuren aus ganz Europa, darunter Umweltschutzorganisationen, Imkerverbände, Verbraucherschutzorganisationen und Bürgerinitiativen. Zu den Trägern der Initiative gehören unter anderem die europäischen Netzwerke PAN Europe und Friends of the Earth Europe, die Aurelia Stiftung und das Umweltinstitut München, Générations Futures sowie Global2000.
„Die industrielle Landwirtschaft ist das Epizentrum des ökologischen Erdbebens, das uns erschüttert. Die Wissenschaft lässt keinen Zweifel daran, dass wir in der Landwirtschaftspolitik einen ganz grundlegenden Systemwandel benötigen, um Bienen und Bauern zu retten. Unsere Bürgerinitiative wird ein Weckruf an die Politik, endlich die Interessen der Bevölkerung über die der Agrarkonzerne zu stellen“, so Karl Bär vom Umweltinstitut München und Annemarie Gluderer, Bio-Landwirtin aus Südtirol, fügt hinzu: „Die Menschen erwarten von uns Landwirtinnen und Landwirten, dass wir verantwortungsbewusst mit der Natur umgehen. Wir haben uns der Bürgerinitiative angeschlossen, weil wir zeigen wollen, dass eine pestizidfreie Landwirtschaft möglich und nötig ist. Es steht nicht nur die Existenz von uns Bio-Landwirtinnen und -landwirten auf dem Spiel, sondern auch die Artenvielfalt und die Gesundheit unserer Mitmenschen. Gemeinsam können wir eine gesündere und lebenswertere Zukunft für uns alle schaffen.“