Honigbienen als Informationsquelle
Pollen hilft festzustellen, wo Bienen überall unterwegs sind. Foto: Drees & Sommer
Um zum Umweltschutz im Stuttgarter Gewerbegebiet Vaihingen/Möhringen beizutragen, hat das Stuttgarter Planungs- und Beratungsunternehmen Drees & Sommer zusammen mit dem belgischen Start-up BeeOdiversity ein Pilotprojekt gestartet. Von April bis Oktober werden dabei regelmäßig Pollen aus zwei Drees & Sommer-Bienenstöcken entnommen und untersucht. Die auf diese Weise gewonnenen Daten lassen sich bestens für die Entwicklung nachhaltiger Gebäude, Quartiere und Städte nutzen.
Während die Hobby-Imker des Unternehmens, darunter Bauingenieure und Fachplaner, zusammen mit professionellen Imkern aus der Region die Betreuung der Bienen übernehmen, analysiert BeeOdiversity die Informationen aus den jeweiligen Bio-Indikatoren und hält sie digital fest. Auf dieser Basis entsteht ein ausführlicher Bericht mit dem Status quo der Biodiversität im untersuchten Gebiet und Handlungsempfehlungen. „Mit gezielten Maßnahmen, wie zum Beispiel die Begrünung der Gebäudefassaden oder speziellen Blühmischungen für Grünanlagen, können wir die Biodiversität an unserem Standort positiv fördern und einen Beitrag zum Umweltschutz leisten“, so Sebastian Beck, Hobby-Imker und Senior Teamleiter Smart Infrastructure bei Drees & Sommer.
Die Erfahrungen aus seinem Pilotprojekt will Drees & Sommer künftig auch bei seinen Immobilien- und Infrastrukturprojekten einbringen. Die Intention dabei: Die Entwicklung nachhaltiger Gebäude, Quartiere oder gar ganzer Städte, in denen die biologische Vielfalt gewährleistet ist. „Die Immobilienbranche trägt hier eine besondere Verantwortung, da sie durch Bautätigkeiten Flächen versiegelt, enorme Mengen an Rohstoffen verbraucht und für rund 30 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich ist. Daher sollten Vorhaben wie diese heute schon in Immobilienprojekte und Quartiersentwicklungen integriert werden“, so Dr. Peter Mösle Partner der Drees & Sommer.
Neben einer steigenden Attraktivität eines Standorts durch den Erhalt der Biodiversität kann dies auch positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Arbeitnehmer und Anwohner haben. Darüber hinaus unterstreicht ein solches Vorhaben auch das ökonomische sowie ökologische Pflichtbewusstsein der Beteiligten und vermittelt dadurch soziale Verantwortung gegenüber der Region oder potenziellen Mietern und Käufern.
Das belgische Start-up BeeOdiversity ist ein Cleantech- und Umweltberatungsunternehmen, das sich auf die Verbesserung der Biodiversität und die Reduzierung der Umweltverschmutzung für die Wertschöpfung spezialisiert hat. „Unser Ziel ist es, durch innovative Strategien und digitale Lösungen die biologische Artenvielfalt aufrechtzuerhalten und zugleich die Verschmutzung durch Industrie und Landwirtschaft langfristig zu reduzieren“, so Michaël Van Cutsem, CEO von BeeOdiversity. Neben digitaler Technologie setzt das Start-up dabei in erster Linie auf den Sammeleifer von Honigbienen. Sie dienen als eine Art „natürliche Drohnen“, die durch das Anfliegen verschiedener Blüten in ihren Pollen zahlreiche Informationen sammeln, um die Pflanzenvielfalt und Verschmutzung auf großen Flächen zu überwachen. Möglich macht das eine ganz besondere Eigenschaft des Blütenstaubs, mit der sich Umweltschadstoffe oder andere Substanzen wie Pestizide nachweisen lassen.