Imkern für alle?
Blick durch das Fenster einer belegten Beute. Foto: easyBeebox UG
In der Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“ suchen Unternehmensgründer regelmäßig Investoren: Ostermontag suchten die Gründer Jan-Angelus Meyer und Nick Peters finanzielle Unterstützung für ihre easyBeeBox; der Dritte Gründer Christopher Wendt war nicht dabei. Bei der easyBeeBox handelt es sich um eine neue Bienenbeute, mit der jeder Bienen halten kann, so das Versprechen: „Ein Bienenvolk für Jedermann“. Das klingt ein bisschen nach Emile Warré und seiner „Bienenhaltung für alle“.
Bei der Bienenbeute handelt es sich um eine Einraumbeute aus Kiefernholz in der Größe 75 x 30 x 50 cm mit oben aufgesetztem Zinkblechdeckel. 20 kg wiegt die Beute, die in den Werkstätten der Lebenshilfe e. V. produziert und von dort im Set mit Zubehör für 299 Euro versandt wird – ohne ein Bienenvolk allerdings. Das soll man sich beim Imker um die Ecke als Ableger besorgen, der es im Idealfall auch einsetzt, damit man mit den Bienen nicht in Kontakt kommen muss.
Die Einraumbeute ist prinzipiell zweigeteilt in den Brut- und Behandlungsraum. Ein System aus vier variabel einsetzbaren Schiebern (Absperrschieber, Gitter für Varroa-Behandlung, Leerschieber und Bienenflucht-Schieber) stellen die besondere Innovation dar, an der die Unternehmensgründer seit 2017 entwickelt haben.
Berücksichtigt wurde bei der Entwicklung auch ein Varroa-Management: Zum Auszählen des Milbenfalls befindet sich ein Varroaboden unter dem Lüftungsgitter. Die Behandlung erfolgt mittels gängiger Ameisensäure-Verdunstung. Im Winter ist eine Behandlung mit Oxalsäure zur Restentmilbung möglich.
Seit der Ausstrahlung der Sendung sind die Nachfragen stark gestiegen. Doch es gibt nicht nur positive Rückmeldungen, insbesondere aus der Imkerschaft folgte schnell der Eindruck, dass das Produkt einen falschen Eindruck von der Bienenhaltung vermitteln würde.
Die Gründer wollen allerdings verantwortungsvolle neue Bienenhalter erreichen, was aus ihrer Sicht wichtiger sei, als gute Verkaufszahlen allein.
Und Zuschauern sollte bewusst sein, dass es sich bei der Vox-Sendung um keine Live-Show handelt, sondern einen stark gekürzten Zusammenschnitt einer längeren Präsentation, die die Gründer auf dem Weg zur Begeisterung potentieller Investoren durchlaufen müssen.
Nachgefragt im Interview
Die Gründer Jan-Angelus Meyer, Nick Peters und Christopher Wendt standen bienen-nachrichten.de Rede und Antwort, was die Gründe für die Entwicklung waren und warum Bienenhaltung gar nicht easy ist:
Deutschland ist schon lange das Land der Erfinder neuer Beutensysteme für die Haltung von Honigbienen. Was waren die Gründe und die Inspiration für die Entwicklung der neuen Einraumbeute?
Wir sind schon einige Jahre Imker und bekamen aus unserem Umfeld immer die gleichen Reaktionen zu hören: „Imkern, voll spannend! Das will ich auch, ist mir aber zu aufwändig...“
Das fanden wir sehr schade, dass sich trotz des großen Interesses an dem Thema nur so wenige zur Bienenhaltung gewinnen ließen. Gleichzeitig kam dazu, dass man in vielen Bau- und Supermärkten Imkersets ohne jede weitere Erklärung kaufen kann und die daraus resultierenden Imkerversuche leider oft mit überforderten Neulingen und verstorbenen Völkern endeten.
Diese Probleme wollten wir aus dem Weg schaffen und ein System konstruieren, welches die Einstiegshürden zwar senkt, aber gleichzeitig eine verantwortungsvolle und gesunde Bienenhaltung sicherstellt.
Also haben wir diese Einraumbeute entwickelt, die ein Mittelweg zwischen der naturnahen Bienenhaltung – mit kleinen Volumen und Naturwabenbau – und der konventionellen Imkerei schafft. Der Eingriff in das Volk soll möglichst gering gehalten werden, damit dem Anfänger weniger Fehler unterlaufen, aber alle Kontrollen und Behandlungen müssen möglich sein, um die Gesundheit des Biens sicherzustellen. Zu der Beute war uns aber vor allem das Konzept wichtig, dass jeder Kunde vor dem Kauf über die Pflichten eines Bienenhalters wie beispielsweise der Anmeldung sowie Grundwissen informiert wird, damit böse Überraschungen im Nachhinein ausbleiben.
Ist die Bienenhaltung wirklich so easy, wie der Name vermuten lässt?
Nein, die Haltung von Tieren ist nie einfach. Man muss Fingerspitzengefühl zeigen und sich in die Thematik einarbeiten. Das „easy“ steht für einen vereinfachten Einstieg in die Bienenhaltung. Wir wollen interessierten und begeisterten Menschen einen einfachen Zugang zu der Thematik ermöglichen. Diese Menschen sind in der Regel enorm lernwillig und arbeiten sich schnell und gerne in die Theorie ein und genießen die neuen Einblicke mit ihrem Bienenvolk. Wenn man diesen neuen Bienenhaltern nun noch einen erfahrenen Imkerpaten an die Seite stellt, kann man eine gute Grundlage bilden, um fachgerechte Bienenhaltung sicherzustellen.
Für wen ist die neue Bienenunterkunft geeignet?
Prinzipiell sprechen wir von alt bis jung jeden damit an, der Interesse am Thema Biene und naturorientierter Haltung hat. Selbstverständlich gehört die Verantwortungsbereitschaft dazu, diese Tiere entsprechend zu pflegen.
Ansonsten ist die easyBeeBox auch ideal als Schaubeute in Schulen und Kindergärten geeignet, da sie den Kindern mit dem großen Sichtfenster gute Einblicke in das Leben unseres drittwichtigsten Nutztieres geben kann. Wir arbeiten bereits mit Schulen zusammen und freuen uns über jede neue Kooperation.
Wie erhalten Käufer der „easyBeeBox“ im weiteren Verlauf Unterstützung?
Unsere Mission ist natürlich mit dem Verkauf noch längst nicht beendet, ganz im Gegenteil. Wir versorgen die Anfänger mit wichtigen Informationen und erinnern an die entsprechenden Tätigkeiten im Jahresverlauf eines Volkes. Zudem helfen wir bei der Vermittlung zu Imkerpaten in unserem ständig wachsenden Netzwerk und wir helfen gerne bei Fragen.
Braucht es denn wirklich mehr Imker und Honigbienen?
Nicht unbedingt, die aktuelle Generation Imker ist reichlich mit Völkern vertreten, aber wir benötigen auch zukünftig engagierte Bienenhalter. Wir brauchen mehr Verständnis für dieses Thema und Menschen, die sich damit auseinandersetzen. Ein Bienenhalter lernt viele Prozesse in der Natur kennen und kann so Botschafter für die Honigbiene und andere Insekten werden. Wir erfahren immer wieder, dass auch das Umfeld eines Neueinsteigers geprägt wird, und so fangen viele an, sich intensiv mit der Natur vor der Haustür und deren Schutz zu beschäftigen – und das ist die Message, die wir vermitteln wollen.