Erste Studie zur Toxizität von Pestiziden bei Östlicher Honigbiene

  • Veröffentlicht am: 23.03.2017

Die meisten Studien zur Toxizität ausgebrachter Pestizide in der Landwirtschaft wählen als Untersuchungsobjekt die Westliche Honigbiene Apis mellifera, da sie weltweit als Nutztier zum Einsatz gelangt.
In sehr großen Teilen Asien ist die Östliche Honigbiene Apis cerana beheimatet und übernimmt dort natürlicherweise Bestäubungsleistungen für Mensch und Natur. Toxizitätsdaten fehlten allerdings für diese Art. Diese Lücke hat eine Studie aus Japan nun geschlossen.

Die in Japan beheimatete Unterart Apis cerana japonica Radoszkowski ist eine von sechs Unterarten von A. cerana und die einzige wildlebende Honigbiene, die in Japan vorkommt. Daten zur Toxizität von Pestiziden gab es bisher keine.
Die Östliche Honigbiene erzielt zwar geringere Durchschnittserträge als unsere Westliche Honigbiene, doch aufgrund der besseren klimatischen Anpassung und ihrer Toleranz gegen Varroabefall stellt sie die bessere Wahl einer effektiven Imkerei dar.
Um die lokale Biodiversität zu erhalten und die Bereitstellung von Bestäubungsdiensten in Asien zu gewährleisten, ist es unerlässlich, die Auswirkungen der am häufigsten verwendeten Pestizide auf alle nativen A. cerana-Unterarten, einschließlich A. cerana japonica, zu untersuchen.
Im Allgemeinen können eng verwandte Insekten sehr unterschiedlich auf dieselben Chemikalien reagieren. Die anfängliche Hypothese der Wissenschaftler war dennoch, dass sich die akute Kontaktempfindlichkeit von A. cerana nicht von der von A. mellifera unterscheidet und dass die gleichen Managementstrategien, die für A. mellifera verwendet werden, ebenso für A. cerana wirksam seien.

Im weiteren Verlauf der Studie wurde die Kontakttoxizität von Apis cerana für verschiedene Pestizide bestimmt, darunter Neonicotinoide (Acetamiprid, Imidacloprid, Tuchianidin, Dinotefuran und Thiamethoxam), Phenylpyrazole (Fipronil), Phosphorsäureester (Diazinon und Fenitrothion), Anthranilaäure (Chlorantraniliprol), Pyrethroid-Ether (Ethofenprox) und Carbamate (Carbaryl). Im Rahmen des so genannten LD50-Tests erwies sich A. cerana am empfindlichsten gegenüber Dinotefuran, gefolgt von Thiamethoxam und Fipronil. Dinotefuran gelangt in Asien ausgiebig zum Einsatz. Im Allgemeinen war A. cerana etwas empfindlicher als zurückliegende Studien für A. mellifera zeigen, im Einzelfall erwies sich A. cerana gegenüber A. mellifera um einen Faktor von 8 bis 14 empfindlicher.

Der LD50-Wert ist nur ein Hinweis auf die Reaktion und die relative Empfindlichkeit eines Organismus gegenüber einer Chemikalie, wobei eine Schätzung des Risikos durchaus möglich ist. Feldexpositionstests unter normalen landwirtschaftlichen Bedingungen sind durchaus noch angesagt, um die nachteiligen Auswirkungen von Pestiziden in allen Honigbienenarten vollständig und möglichst genau zu verstehen.

Neonicotinoid-Pestizide können daher nicht als eine einzige Gruppe betrachtet werden, die einheitlich auf alle Honigbienen einwirkt. Statt dessen sind sorgfältigere Managementstrategien notwendig, um A. cerana-Populationen in ihrer natürlichen Umgebung besser zu schützen.

Literaturstelle: 

Mika Yasuda, Yoshiko Sakamoto, Koichi Goka, Teruyoshi Nagamitsu, Hisatomo Taki; Insecticide Susceptibility in Asian Honey Bees (Apis cerana (Hymenoptera: Apidae)) and Implications for Wild Honey Bees in Asia. J Econ Entomol 2017 tox032. doi: 10.1093/jee/tox032

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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