Imkerei als Nutztierhaltung
Das Östliche Graue Riesenkänguru ist endemisch in Australien, anders als die Westliche Honigbiene. Foto: Niels Gründel
Die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt in Australien, die Australian Broadcasting Corporation (ABC), berichtet – wenngleich indirekt –, wie sehr die Haltung von Honigbienen der einer landwirtschaftlichen Massentierhaltung wie dem Schwein entspricht. Und sie ist keineswegs immer so ökologisch wie oft dargestellt.
Hier zu Lande sind professionelle Imker im unverdächtig klingenden Berufsimkerverband zusammengeschlossen, während man in Australien keinen Hehl daraus macht, dass es sich um einen Industriezweig handelt und sich entsprechend nennt: „Australian Honey Bee Industry Council“. Und sie wollen mit ihren Honigbienen nun verstärkt in die Nationalparks. Der aktuelle Auslöser ist der Anbau von Mandeln.
Der US-Bundesstaat Kalifornien ist das größte Anbaugebiet für Mandeln. Die dortigen Monokulturen müssen ebenfalls von Honigbienen aus den gesamten USA bestäubt werden, die jährlich aufs Neue unter fragwürdigen Methoden über tausende Kilometer dorthin verbracht werden.
Viel besser sieht es inzwischen auch nicht im Süden Australiens aus. Der Mandel-Boom sorgt für immer neue Anbaubauflächen; in der Folge wird man in den kommenden Jahren 100.000 Bienenvölker mehr als heute zur Bestäubung benötigen. Grundsätzlich kein Problem für die dortigen Berufsimker, die am Mandel-Boom gerne profitieren möchten und sich schon auf eine Vermehrung ihrer Völker einstellen.
Das Problem dabei: Die Mandelblüte dauert nur einen Monat und die Bienenvölker müssen auch das restliche Jahr mit Nektar und Pollen versorgt werden. Ein Grund für die Imker, die bestehenden Möglichkeiten, ihre Honigbienenvölker in Nationalparks aufzustellen, noch weiter ausweiten zu dürfen. Aktuell sieht man bei der zuständigen „South Australia's Department of Environment and Water“-Behörde noch keine Veranlassung, die bestehende Praxis zu ändern, will sich dem aber nicht von vornherein verschließen. In Australien sind Honigbienen in Nationalparks besonders heikel, da die Honigbiene auf dem Fünften Kontinent erst vom Menschen eingeführt wurde und in Konkurrenz zu endemischen Bienen und Bestäubern steht.
Eine Lösung dem eigenen Profitverlangen folgen zu können, ohne die einheimische Natur weiter aus dem Gleichgewicht zu bringen, läge vielleicht eher darin, dass sich die Imker mit den Landwirten zusammenschließen und sie selbst durch den Anbau geeigneter Pflanzen dafür sorgen, dass die Massen an Honigbienen über das Jahr kommen.