Australische Biene nutzt Polystyrol als Nistplatz

  • Veröffentlicht am: 16.01.2020

Hylaeus (Euprosopoides) ruficeps kalamundae auf ihrem künstlichen Baumaterial. Foto: Kit Stasia Prendergast

Polystyrol – eigentlich als wenig umweltfreundlich bekannt – wird üblicherweise in der Bauindustrie als Dämmstoff verwendet. In Australien nutzt eine endemische Bienen das Baumaterial dauerhaft zum eigenen Vorteil als Nistgelegenheit.

Die im Südwesten von Australien beheimatete Art Hylaeus (Euprosopoides) ruficeps kalamundae ist eine Solitärbiene. Im Rahmen ihrer Studie hat Kit Prendergast sie über mehrere Generationen beobachten können – während die Biene aus der Familie Colletidae Polystyrol als Nistgelegenheit nutzte.

„Meine Forschung zeigt, wie einheimische Bienen ihr Verhalten als Reaktion auf künstliche Materialien ändern, die heute ein allgegenwärtiger Bestandteil unserer Umwelt sind“, erklärt Kit Prendergast von der Curtin Universität. „Plastik wird in der Regel mit dem Tod von Wildtieren verbunden. Meine Beobachtungen dieser australischen Biene, die als Hylaeus (Euprosopoides) ruficeps kalamundae bekannt ist, legen jedoch nahe, dass künstliche Materialien von Wildtieren zu ihrem Vorteil genutzt werden können.“

Ein Vergleich mit traditionellen Nistblöcken aus Holz ergab, dass nur fünf Nester darin angelegt wurden, aber Hunderte Bienen die Styropor-Isolierung nutzten.

Die Ergebnisse, so Kit Prendergast, seien umso überraschender, als Polystyrol anders gewesen sei als alles, was Bienen in ihrer Evolutionsgeschichte kennengelernt hätten. Obwohl Bienen, die in Niströhren brüten, vielfach unter einem Mangel an natürlichen Brutmöglichkeiten leiden, gab es in der Nähe der Standorte, an denen diese Beobachtungen stattfanden, viele geeignete – natürliche – Brutmöglichkeiten.

„Wenn künftige Studien bestätigen, dass die Bienen im Hinblick auf das Nisten in Polystyrol anpassungsfähig sind, deutet dies auf ein potenzielles Nistmaterial für einheimische Bienen hin, die unter einem Mangel an natürlichen Nistressourcen leiden, da Bäume für die landwirtschaftliche und städtische Entwicklung gerodet werden“, so Kit Prendergast. „Um jedoch zu verhindern, dass dies zu einer ‚Evolutionsfalle‘ wird, ist es wichtig, Studien darüber durchzuführen, wie die Nachkommen in diesem Material überleben. In der Zwischenzeit sollten Bauherren und Bauarbeiter wissen, dass einheimische Bienen in Styropor-Dämmstoffen nisten können. Meine Studie schlägt im Ergebnis vor, dass sie vor dem Versiegeln der Dämmstoffe ein Auge auf die Bienen werfen, um sie nicht einzukerkern.“

Styropor-Isolierung sollten während der aktiven Phase der Bienen – vom späten Frühjahr bis zum Sommer – besser nicht für die Bienen frei zugänglich sein.

Literaturstelle: 

Prendergast, K.S. Apidologie (2019). https://doi.org/10.1007/s13592-019-00722-8

Der Zugang zur Studie ist beschränkt (Paywall).
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