Beim Pflanzenkauf an Allerheiligen an Wildbienen denken
Auch im Herbst können Pflanzen auf Friedhöfen noch Nahrungsquelle für Wildbienen sein. Foto: Niels Gründel
Gartencenter und Supermärkte haben für den großen Sturm gerüstet, wenn in den Tagen vor Allerheiligen die Gräber gepflegt und geschmückt werden. Das Angebot an Zierpflanzen besteht vor allem aus exotischen Arten oder derart gezüchteten Pflanzen, die keinen Nektar oder Pollen mehr produzieren.
Insektenexperten haben dafür wenig Verständnis. Immer öfter besitzen die Pflanzen nur noch einen rein dekorativen Wert, für blütenbesuchende Insekten sind sie ohne jeden Nutzen. „Setzen Sie bei der Grabgestaltung (auf) heimische Blumen und Sträucher!“, so der Aufruf von Wildbienenrat und Naturschutzbund in Österreich.
Wegen seiner späten Blüte wird Sommerheidekraut, auch Besenheide genannt, gerne auf Gräbern gepflanzt, was für einige Wildbienen-Arten eine wertvolle Nahrungsquelle darstellt. Untersuchungen in Wien haben gezeigt, dass Friedhöfe wichtige Rückzugsorte für Wildbienen sein können – mit dem richtigen Pflanzenangebot.
Als gänzlich untauglich erweist sich etwa die neuerdings angebotene so genannte „Knospenheide“, eine Zuchtform, die niemals aufblüht.
Dabei kann man mit einer naturfreundlichen Gestaltung (nicht nur) von Gräbern, viel für Wildbienen tun. Selbst mit der Bepflanzung kleinster Flächen können Wildbienen unterstützt werden. Eine ästhetische Gestaltung und Bienenfreundlichkeit müssen keinen Widerspruch sein.
Obstgehölze, viele Gemüsesorten oder der Kräutergarten sind ein Eldorado für zahlreiche Wildbienenarten. Die Blütenpracht im Garten liefert den Bienen Pollen und Nektar. Der Pollen wird für die Versorgung der nächsten Generation gesammelt, der Nektar dient vor allem als „Treibstoff“ für das eigene Tun der Biene. Beim Pollen sind manche Wildbienen sehr wählerisch. Nicht jede kleine Bienenlarve verträgt jeden Pollen. So gibt es Spezialisten für Körbchenblütler, Schmetterlingsblütler, Lippenblütler, Doldenblütler usw.
Beim Pflanzenkauf gilt: je einheimischer, je standortgerechter, desto besser. Das gilt nicht nur für Pflanzen, die am besten gedeihen, wo sie daheim sind. Auch die passenden Bestäuber – neben Wildbienen Schmetterlinge, Schwebfliegen und manche Käferarten – werden sich über ihre Lieblingsnahrung freuen. Mit exotischen Pflanzen, die im natürlichen Vorkommen von Kolibris oder gar Fledermäusen bestäubt werden, wissen unsere Wildbienen nichts anzufangen. Andere Pflanzen werden durch den Wind bestäubt; auch mit ihnen haben Bienen keine Freude.
Forsythiensträucher tragen Täuschblumen; sie locken Insekten mit ihrer Blütenpracht an, bieten ihnen aber keinen Nektar, die ebenso gelb blühende Kornelkirsche hingegen wird von vielen Insekten genutzt und bietet dem Menschen im Herbst zudem Früchte zum Ernten.
Selbst beim Samenkauf heißt es als Naturfreund achtsam sein: Zunehmend werden sogar Samen pollenloser Blumen verkauft.