Die Goldwespen Mitteleuropas

  • Veröffentlicht am: 12.11.2020

Die Goldwespen Mitteleuropas

Bienen stehen hoch im Kurs – als Studienobjekt bei Wissenschaftlern ebenso wie in der Öffentlichkeit insgesamt. Wespen dagegen haben einen schweren Stand, gelten die häufigen Arten eher als menschliche Störenfriede. Goldwespen sind auffällig und den meisten Menschen gänzlich unbekannt.

Der bekannte Entomologe Adolph Schenck beschrieb Goldwespen als Kolibris unter den Insekten, andere beschreiben sie als fliegende Edelsteine. Sie zählen mit Sicherheit zu den farbenprächtigsten Insekten. Weltweit gibt es Nachweise für rund 2.500 Arten; auf Mitteleuropa entfallen davon rund 200. Die meisten Goldwespen sind wärmeliebend. In Österreich finden sich 153 Arten, in der Schweiz 127 und in Deutschland immerhin noch 109 Arten.
Dass Goldwespen allesamt Parasiten sind, macht sie für Menschen nicht gerade sympathischer, auch nicht für Bienenfreunde. Die Autoren des nun vorgestellten Werkes haben aber genau das Anliegen, sie den Menschen näher zu bringen. Goldwespen sind ein Indikator für intakte Lebensräume. Nur wenn der dramatische Artenschwund gestoppt werden kann, werden Goldwespen und die von ihnen genutzten Wirte überleben können.

Der Autor Heinz Wiesbauer ist Landschaftsökologe und hat sich insbesondere mit Wildbienen und Grabwespen beschäftigt. Paolo Rosa ist Spezialist für Goldwespen und hat viele neue Arten sowie zwei neue Gattungen beschrieben und Herbert Zettel kuratiert die Hemiptera-Sammlung am Naturhistorischen Museum Wien.

In ihrem gemeinsamen Werk „Die Goldwespen Mitteleuropas“ führen sie in die Vielfalt der Goldwespen ein, geben einen historischen Abriss der Forschung und zeigen welche unterschiedlichen Formen des Parasitismus sich ausgebildet haben: Mit ihrem prächtigen Metallglanz und ihrer roten, grünen oder violetten Färbung haben Goldwespen schon früh das Interesse von Naturforschern und Künstlern auf sich gezogen.
Ihre Vermehrungsstrategie hat den Goldwespen die englische Bezeichnung Kuckuckswespen eingebracht. Oft schleicht sich das Weibchen in das Wirtsnest, um dort ein Ei abzulegen, doch manche Arten suchen nie ein Wirtsnest auf, sondern legen ihre Eier am Larvenproviant der Wirtstiere ab und gehen damit jedem Konflikt aus dem Weg. Die Wirtstiere tragen das Ei dann wie ein trojanisches Pferd selbst in das Nest.
Darüber hinaus beschreiben die Autoren die unterschiedlichen Lebensräume der Goldwespen und stellen danach die mitteleuropäischen Arten im Porträt vor. Die Steckbriefe samt ausgezeichneter Fotos geben detailliert Auskunft über die Biologie mit ihren wesentlichen morphologischen Kennzeichen und charakteristischen Verhaltensweisen, bekannten Wirten, Verbreitung und Lebensräume. Nichtsdestotrotz ist über die meisten Arten nicht viel bekannt.

Im Anhang haben die Autoren tabellarisch aufgeführt, in welchem Land welche Arten anzutreffen sind; zusätzlich gelistet sind die Wirte der Goldwespen.
Ein Bestimmungsschlüssel auf Gattungsniveau mithilfe von Farbtafeln erweist sich als nützliche Hilfestellung für jeden naturschutzinteressierten Laien. Für die Bestimmung im Feld ist dies aber aufgrund des Buchformats keine Hilfe.

Das Buch selbst ist wissenschaftlich präzise und lässt keine Wünsche offen. Es dürfte sich schon bald als Standardwerk für Goldwespen in Mitteleuropa etablieren und den Goldwespen vielleicht etwas mehr Aufmerksamkeit bescheren.

Bibliographische Angaben
Titel: 
Die Goldwespen Mitteleuropas
Verlag: 
Auflage: 
1
Seitenzahl: 
256
ISBN: 
9783818611491
Preis: 
45,00 € (D)
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