Die Hummel, die aus der Kälte kam

  • Veröffentlicht am: 16.10.2020

Die Semenov-Hummel Bombus semenoviellus aus der Taiga hat es nach Österreich verschlagen. Foto: Walter Wallner/naturbeobachtung.at

Erst zum zweiten Mal gelang diesen Sommer der Nachweis der seltenen Semenov-Hummel Bombus semenoviellus in Österreich. Der Hummel-Liebhaber Walter Wallner fotografierte die besondere Hummelkönigin am 11. Juni bei einem seiner Streifzüge durch das Wenger Moor in Salzburg und meldete ihn auf der Online-Plattform des Naturschutzbundes. Experten bestätigten inzwischen die besondere Bedeutung dieses Fundes, es ist vermutlich eine der südlichsten Beobachtungen dieser Hummel in Europa.

Die Hummel aus der Taiga hat sich in den letzten Jahrzehnten von ihrem bekannten Verbreitungsschwerpunkt in der Mongolei und Südsibirien stark nach Westen ausgebreitet und war um die Jahrtausendwende erstmals an der Ostsee zu finden. Seither verbreitete sie sich weiter ins Binnenland. Der aktuelle Fund ist der erste Nachweis dieser Hummel für Salzburg und erst der zweite für ganz Österreich.

Die Meldung der Taigahummel ist nur eine von mittlerweile beinahe 40.000 Hummel-Sichtungen, die engagierte Citizen Scientists auf der vom Lebensmittelhändler Hofer (Aldi Süd) seit 2013 im Rahmen des Bienenschutzfonds unterstützten Online-Plattform naturbeobachtung.at eintrugen. Die Daten fließen in wissenschaftliche Analysen und dienen als Basis für Naturschutzarbeiten.

Neben Hummelarten mit über Jahrhunderte gleichbleibenden Arealen und stark rückläufigen oder gar ausgestorbenen Arten gibt es auch sehr mobile Arten. Alle Arten müssen sich aber in einer Landschaft verbreiten können, soll es nicht zum Aussterben oder zur genetischen Verarmung kommen. Der Naturschutzbund setzt sich deshalb mit seiner Kampagne „Natur verbindet“ für Wanderkorridore mit ausreichendem Blütenangebot ein. Auch Nistmöglichkeiten wie Hecken, Raine, blühende Wiesen, strukturreiche Waldränder, aber auch Gärten und öffentliche Grünflächen sind unverzichtbar für das Überleben von Hummeln und vielen weiteren Tieren. Großen Schutzgebieten wie dem Wenger Moor fällt für die Erhaltung seltener Arten eine bedeutende Rolle zu. Doch dürfen sie nicht isoliert sein. Daher sind kleine Vielfaltsinseln in der Landschaft unverzichtbar, so der Naturschutzbund.

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