Mehr Artenvielfalt auf kommunalen Flächen
Sogar Straßenbegleitgrün kann die Biodiversität fördern. Foto: Peter Bria/LBV e. V.
Ein neues Gemeinschaftsprojekt von Landesbund für Vogelschutz in Bayern e. V. (LBV) und dem Landkreis Roth ist für mehr Biodiversität und den Aufbau eines Flächenmanagements gestartet. Gemeinden sollen in die Lage versetzt werden, auf ihren Flächen etwas gegen den Schwund der Biodiversität zu tun.
„Nach dem erfolgreichen Volksbegehren Artenvielfalt im Vorjahr wurde im Anschluss auch immer wieder die Rolle der Kommunen und die Pflege ihrer Flächen thematisiert. Das dabei vielerorts übliche häufige Mähen und Mulchen wirkt sich nachweislich negativ auf die Artenvielfalt aus. Unser neues Gemeinschaftsprojekt von LBV und dem Landkreis Roth gibt nun eine kommunale Antwort auf den Wunsch von knapp 1,8 Millionen Bayer*innen nach mehr Artenvielfalt im Freistaat“, so der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer.
In den nächsten drei Jahren wird das vom bayerischen Naturschutzfonds geförderte Projekt beteiligten Gemeinden eine Hilfestellung bieten, ihre kommunalen Flächen im Sinne der Biodiversität zu entwickeln. Das Projekt hat somit einen Vorbildcharakter für alle anderen Kommunen, die auch etwas zur Verbesserung der Biologischen Vielfalt beitragen möchten.
Ziel des gemeinsamen Projektes ist die Erstellung einer Handlungsanleitung, die die Kommunen in die Lage versetzen soll, durch ein gezieltes Management dem Schwund der Biodiversität auf kommunalen Flächen entgegenzuwirken. „Wir wollen Empfehlungen zur optimalen Bewirtschaftung und Pflege jeder einzelnen Fläche geben, die dann als Arbeitsgrundlage von den Kommunen genutzt werden kann“, führt Patricia Danel, Biologin und Projektmanagerin beim LBV aus. „Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten werden kurz- und langfristig davon profitieren“.
Das durch den Bayerischen Naturschutzfonds geförderte Projekt wird in den Kommunen Allersberg, Heideck, Hilpoltstein, Röttenbach und Thalmässing durchgeführt. „Es ist ein wichtiges Zeichen, dass fünf Landkreisgemeinden aktiv mitmachen, dauerhaft und langfristig die Biodiversität ihrer Flächen bewusst zu steigern. Ich hoffe es gelingt auch mit Zukäufen ‚ein Netzwerk für mehr Natur‘ zu schaffen. Deswegen trägt und finanziert der Landkreis das Projekt mit“, so Landrat Herbert Eckstein.
Insgesamt befinden sich im Projektgebiet über 3.000 Hektar an Flächen im Kommunaleigentum, das entspricht rund zehn Prozent der Gemeindeflächen. Kommunale Flächen sind ein wichtiger Teil unserer Kulturlandschaft.
Oft bieten sie ein hohes Potenzial für die Artenvielfalt. Dabei handelt es sich um Flächen an Wegrändern, Feldrainen, Hecken, straßenbegleitende Strukturen sowie innerstädtische Grünflächen und Waldsäume aber auch landwirtschaftlich und forstwirtschaftlich genutzte Flächen.
„In den nächsten Monaten wird der Zustand der kommunalen Flächen mittels Geoinformationssystem erfasst. Im Anschluss werden wir flächenscharfe Handlungsempfehlungen für die Gemeinden erarbeiten“, so Patricia Danel weiter. „Dabei beziehen wir sowohl das umfängliche Wissen unserer ehrenamtlich Aktiven der LBV-Kreisgruppe Roth-Schwabach ein, als auch die langjährigen Erfahrungen des Landschaftspflegeverbandes Mittelfranken sowie die zuständigen Naturschutzbehörden.“ Im Rahmen des Projektes soll dann auch eine gezielte Umsetzungsberatung der einzelnen Kommunalverwaltungen aber auch für die Bewirtschafter solcher Flächen erfolgen.
Der Startschuss für das Projekt fiel am Naturdenkmal Froschweiher in Hilpoltstein, das ein gutes Beispiel kommunaler Flächen mit einer hohen ökologischen Wertigkeit ist. Hier besteht ein einzigartiger Verbund zwischen wertvollen trockenen Magerrasen mit seltenen Arten wie Heide-Nelke und Golddistel, sowie feuchten Gebieten, in welchen Igelkolben und Laubfrosch einen Lebensraum finden können. Seit Jahren arbeiten hier Naturschutz und Stadt Hilpoltstein erfolgreich zusammen. Die Kreisgruppe Roth-Schwabach des LBV betreut zusammen mit dem Landschaftspflegeverband dieses Gebiet und unterstützt die Kommune, sodass sich hier die wertvollen Artengemeinschaften erhalten konnten.
Das Projekt soll weitere Gemeinden und Landkreise für mehr Artenvielfalt auf ihren Flächen begeistern und zeigen, wie teilweise sehr einfach dies mit geeigneten Maßnahmen erreicht werden kann.