Verbesserungspotenziale für Obst-Plantagen

  • Veröffentlicht am: 10.09.2020

Aufgeräumtes Unterholz bietet wenig Spielraum für kostenfreie Ökosystemdienstleistungen. Foto: Hans Braxmeier/Pixabay, CC0

Wildbienen und Wespen sind aufgrund ihrer kostenfreien Ökosystemdienstleistungen in Agrarökosystemen unverzichtbar. Ihre Häufigkeit und Vielfalt sowie ihre Artenzusammensetzung hängen jedoch wesentlich von den verfügbaren Nist- und Nahrungsressourcen ab. Selbst in einer heterogenen Landschaft mit kleinen Plantagen und benachbarten naturnahen Landschaften, weisen die naturnahen Gebiete eine höhere Besiedlungsrate mit Solitärbienen und Wespen auf, als die Plantagen.

Die Studie wurde in acht Apfelplantagen im nördlichen Ungarn und benachbarten naturnahen Lebensräumen durchgeführt. Die Landschaftsstruktur im Untersuchungsgebiet war ziemlich heterogen.
Die untersuchten Apfelplantagen wurden hauptsächlich konventionell bewirtschaftet, nur eine wurde nach ökologischen Standards betrieben.
Der Abstand zwischen dem Rand der Apfelplantagen und dem Rand der naturnahen Lebensräume betrug zwischen 112 und 789 m.

Obstplantagen bieten Bienen während der Blütezeit Massen an Pollen und Nektar. Der Zeitraum dauert bei der Apfelblüte jedoch nur ein bis zwei Wochen; vorher und nachher benötigen die Bienen daher alternative Nahrungsressourcen, um den Lebensraum über ihre gesamte Lebensspanne nutzen zu können.
Eine relativ artenarme und gemähte Unterholzvegetation in und zwischen den Apfelbaumreihen, die häufig mit Herbiziden behandelt wird, bietet jedoch während der Vegetationsperiode häufig keine dauerhaften und ausreichend vielfältigen Nektar- und Pollenressourcen.

In den Obstplantagen fanden die Wissenschaftler im Vergleich zu den nahe gelegenen naturnahen Gebieten eine signifikant geringere Anzahl von Osmia-Nestern, Brutzellen und lebenden Nachkommen. Mauerbienen sind hauptsächlich im Frühjahr und Frühsommer aktiv und können eine entscheidende Rolle bei der Apfelbestäubung spielen, weil sie wirksamer als Honigbienen sind.
Insgesamt wurden sechs Osmia-Arten angetroffen, davon Stahlblaue Mauerbienen Osmia caerulescens und Rostrote Mauerbienen Osmia bicornis häufig.
Blattschneider-Bienen Megachile spp. und Maskenbienen Hylaeus spp. waren in ähnlicher Zahl in den Obstplantagen und den naturnahen Gebieten anzutreffen. Die Hauptaktivitätsperiode der gefundenen Mörtel- und Blattschneiderbienen – Kleine Gartenblattschneiderbiene Megachile centuncularis und Filzzahn-Blattschneiderbiene Megachile pilidens – dauert von Mai bis Frühherbst und ist damit unabhängig von der Apfelblüte. Beide sind Generalisten, die ein breites Spektrum von Wild- und Kulturpflanzenarten besuchen.

Weniger Bienen in den Plantagen

Aus den Ergebnissen lässt sich ableiten, dass die untersuchten Apfelplantagen im Allgemeinen von weniger Solitärbienen Wespen besiedelt wurden als die nahegelegenen naturnahen Gebiete.
Die geringere Brutaktivität der früh aktiven Osmia-Arten deutet darauf hin, dass die Massenblüte von Apfelbäumen in kurzer Zeit allein eine unzureichende Nahrungsquelle für die Bienen darstellt.
Im Gegensatz dazu könnte eine blühende krautige Vegetation im Unterholz der Obstbäume ausreichend für eine vermehrte Ansiedlung sein, da die Wissenschaftler eine positive Korrelation zwischen dem Artenreichtum von Blüten und der Anzahl der Bienennester in den Plantagen gefunden haben.
Für die Obstplantagen empfehlen die Forscher daher, blühende Pflanzenarten in der Unterholzvegetation anzupflanzen.

Die untersuchten naturnahen Gebiete stellen ein wichtiges Reservoire für Bienen als kostenfreie Ökosystemanbieter dar; insbesondere die untersuchten Wespen – Grabwespen der Gattung Trypoxylon, Wegwespen der Gattung Dipogon und Solitäre Faltenwespen Eumeninae – haben dort bis zu zehnmal mehr Nester und Brutzellen angelegt.
Trypoxylon und Dipogon sind aktive Spinnenjäger. Ihre geringe Nistzahl in den Obstplantagen deutet auf die geringe Verfügbarkeit von Spinnen als Beute hin, was wiederum auf weniger Spinnen hindeutet, die wichtige Raubtiere von Schädlingen sind, und weniger Schädlinge gibt es aufgrund der Insektizidbehandlungen in den konventionell bewirtschafteten Plantagen.

Die Forscher nehmen an, dass aus den naturnahen Gebieten Individuen quasi in die Plantagen überlaufen, wenn auch dort bessere Blüten- und Nistressourcen anzutreffen sind.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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