Viele Menschen, weniger Bestäuber

  • Veröffentlicht am: 07.10.2020

Grünflächen sind für die Artenvielfalt gar nicht so wichtig in Städten. Foto: Julian Hacker/Pixabay, CC0

Die Bevölkerungsdichte und nicht der Anteil der Grünflächen hat den größten Einfluss auf den Artenreichtum von Bestäubern in Wohngebieten. Dies ist das Ergebnis einer Studie über Gärten und Innenhöfe in und um die schwedische Metropole Malmö.

Das Ergebnis ist auch für die Forscher überraschend, die erwartet hatten, dass die Vegetationsbedeckung ein bedeutenderer Faktor sein würde.

„Wir haben festgestellt, dass wir in Gärten und Hinterhöfen weniger Arten von Wildbienen und Schwebfliegen finden je höher die Bevölkerungsdichte ist. Wir haben ebenso festgestellt, dass in Gebieten mit geschlossenen Innenhöfen und hohen Gebäuden weniger Wildbienen-Arten vorkommen als in Gebieten mit Doppel- und Einfamilienhäusern, selbst wenn zwischen den Gebäuden große Grünflächen liegen“, fasst Anna Persson von der Lund Universität die Studienergebnisse zusammen.

Die Wissenschaftler führen das Ergebnis auf zwei Dinge zurück: Hohe Gebäude und geschlossene Innenhöfe stellen wahrscheinlich physische Barrieren für Insekten dar; zudem sind begrünte Gegenden in dicht besiedelten Gebieten für Bestäuber oft nicht ausreichend, da sie beispielsweise nur aus Rasenflächen und ein paar Ziersträucher bestehen.

Grün ist noch lange nicht Insekten-freundlich

„Städtische Grünflächen sehen oft sehr unterschiedlich aus und die Qualität kann sehr unterschiedlich sein. Ein Raum kann grün und dennoch ein schlechter Lebensraum für Bestäuber sein. In Gebieten mit Mehrfamilienhäusern werden diese Grünräume in der Regel von einem externen Dienstleister vereinfacht und gepflegt, im Vergleich zu Gegenden mit Einfamilienhäusern, in denen häufig persönliches Engagement und eine größere Variation sowohl der Anlagen als auch der Managementpraktiken bestehen“, so Anna Persson.

Eine weitere interessante Entdeckung der Forscher war, dass in städtischen Gärten andere Wildbienenarten vorkommen als in Agrarlandschaften.

„Daher ergänzt die Stadt das Land“, erläutert Anna Persson. Insbesondere in Regionen mit intensiver Landwirtschaft kann ausgerechnet ein städtisches Umfeld bedeutend für die regionale Vielfalt von Bienen sein. Dies bedeutet auch, dass sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gebieten Maßnahmen zur Erhaltung von Bienen erforderlich sind, um verschiedene Arten zu erreichen.

Bei Schwebfliegen war das Ergebnis jedoch anders: Die in städtischen Gebieten vorkommenden Arten stellten nur einen Bruchteil der Arten in ländlichen Gebieten dar, wahrscheinlich aufgrund der Tatsache, dass Lebensräume von Schwebfliegenlarven in städtischem Umfeld seltener sind, beispielsweise Gewässer und Pflanzenreste.

Die Urbanisierung ist eine der Hauptursachen für den Rückgang der biologischen Vielfalt. Dies ist sowohl auf städtische Ausdehnungen als auch auf die Verdichtung des Gebäudebestandes zurückzuführen.
Die Forscher wollten untersuchen, welcher Faktor den Artenreichtum von Bestäubern am stärksten beeinflusst: Bevölkerungsdichte oder Vegetationsbedeckung. Darüber hinaus wollten sie herausfinden, ob die Bebauung einer Stadt einen Einfluss auf den Artenreichtum hat und wie Wohngebiete mit hoher Bestäubervielfalt aussehen. Die Studie wurde durchgeführt, indem der Artenreichtum in Gebieten mit unterschiedlicher Bevölkerungsdichte und Vegetationsbedeckung verglichen wurde. Insgesamt wurden 40 Gärten und Innenhöfe in fast ganz Malmö untersucht. Die Forscher führten auch Vergleiche zwischen Gärten in städtischen Gebieten und der intensiv bewirtschafteten Agrarlandschaft im Umkreis von Malmö durch.

„Bestäuber sind interessant und wichtig in Städten zu untersuchen, da sie für das Funktionieren des Ökosystems von entscheidender Bedeutung sind. Darüber hinaus sind sie notwendig, damit wir in unseren Gemüsegärten und in den Kleingärten der Gemeinde gute Ernten erzielen können“, sagt Anna Persson.

Sie hofft, dass die Studie Auswirkungen auf die Stadtplanung haben wird, so dass die negativen Auswirkungen des Städtebaus auf den Artenreichtum künftig verringert werden.

„Wir zeigen, dass Städte von Bedeutung sind. Durch den Abbau der physischen Barrieren zwischen Wohnhöfen und die Kombination verschiedener Arten bebauter Umgebungen können Bestäuber profitieren. Darüber hinaus zeigen wir, dass Verbesserungsmöglichkeiten für die vorhandenen Grünflächen bestehen, insbesondere in Gebieten mit Mehrfamilienhäusern. Grünflächen in diesen Gebieten sind häufig von geringer Qualität, sowohl für die biologische Vielfalt als auch für die Erholung des Menschen. Eine Möglichkeit, sie zu verbessern besteht darin, sie mit weniger intensiver Pflege und mehr einheimischen Pflanzen etwas ‚wilder‘ wachsen zu lassen“, so Anna Persson.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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