Österreichischer Wildbienenrat erinnert an Rote Liste

  • Veröffentlicht am: 08.03.2021

Der hochalpine Lebensraum ist wichtig, aber für den Erhalt aller 700 Bienenarten in Österreich nicht ausreichend. Foto: Elsemargriet/Pixabay

Österreich verfügt seit einem Jahr über einen Wildbienenrat, der inzwischen auf 36 Personen angewachsen ist, die sich mit Taxonomie, Faunistik, Ökologie, Genetik und dem Schutz von Wildbienen beschäftigen. 2021 wurde von der Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Entomologen zum Jahr der Wildbienen ausgerufen. Der Wildbienenrat erinnert einmal mehr an seine Forderung, einer Datenerhebung zur aktuellen Gefährdungssituation der österreichischen Bienenarten.

Zentrales Anliegen ist, „dass es den rund 700 Wildbienen-Arten in Österreichs Landschaften gut geht und dass die Bestäubungsnetzwerke weiterhin funktionieren“, so Hans Neumayer, Vorsitzender des Wildbienenrates. Dazu braucht es am dringendsten eine Rote Liste der Wildbienen Österreichs.

„Viele Nachbarländer wie zum Beispiel Deutschland haben bereits eine Rote Liste der Bienen, diese fehlt in Österreich noch. Die Erstellung einer Roten Liste nach den Kriterien der International Union for Conservation of Nature ist tatsächlich sehr arbeits- und zeitintensiv“, erklärt Pauline Bühler vom Wildbienenrat. „Dabei werden sowohl historische Daten aufgearbeitet, als auch neue  Daten gesammelt um feststellen zu können, welche Arten abgenommen, welche zugenommen haben und welche ausgestorben sind. Als Datengrundlage dienen beispielsweise öffentliche, wie private Sammlungen und faunistische Fachliteratur.“

Ohne eine Rote Liste für Österreich und ein fundiertes Monitoring ist es schwierig, zielgerichtete Schutzprioritäten und Maßnahmen für die bedrohten Arten zu setzen. „Die Rote Liste der Bienen Deutschlands zeigt, dass über die Hälfte der in Deutschland heimischen Wildbienenarten (53 %) in ihrem Bestand als mehr oder weniger bedroht eingestuft sind“, so Pauline Bühler. „Auch in Österreich ist davon auszugehen, dass mehr als ein Drittel der Arten gefährdet sind. Dabei spielen vor allem die Zerstörung der Nistplätze als auch die Vernichtung oder Verminderung des Nahrungsangebots eine entscheidende Rolle. Bienen benötigen für sich selbst und vor allem für die Versorgung der Brut den Pollen und Nektar der Blüten in ausreichender Menge – einige Arten sammeln nur auf ganz bestimmten Pflanzen.“

Ebenso notwendig sind langfristige Bildungsoffensiven, damit Bienenschutz ein Thema für viele Menschen wird. Denn dieser darf nicht auf Schutzgebiete beschränkt bleiben: Jeder Ackerrain, jeder Straßenrand, jeder Garten und Balkon, ja sprichwörtlich jeder Quadratmeter zählt.

Mehr biologische Vielfalt nötig

Viele der meist solitär lebenden Wildbienenarten leiden stark unter dem Verlust von Lebensräumen. Insbesondere der Rückgang von blütenreichen Wiesen und Brachflächen sowie von Landschaftsstrukturen mit vielen Blütenpflanzenarten wie Rainen, Wegrändern, Hecken, Waldrändern und Streuobstwiesen macht den Wildbienen zu schaffen. Sie brauchen diese nicht nur für das Nektar- und Pollensammeln, sondern auch als Nistplätze. Aufgrund ihrer anspruchsvollen Habitat- und Blütenbindungen sind sie hervorragende Indikatoren für den Zustand ihrer Umwelt und spielen gleichzeitig eine essenzielle Rolle durch ihre Bestäubungstätigkeit, ohne die viele Pflanzen sich nicht fortpflanzen können.

Die Spezialisten und Arten mit höheren Lebensraumansprüchen sind eher gefährdet als Arten, die in unterschiedlichen Lebensräumen zurechtkommen und Pollen und Nektar auf einer Vielzahl von Pflanzen sammeln. Eintönige und intensiv genutzte Landschaften bieten selbst für anpassungsfähige Bienenarten kaum ausreichend Existenzmöglichkeiten. „Wichtig ist daher eine große Vielfalt und Komplexität an Nutzungen und Strukturen in landwirtschaftlich geprägten Gebieten. Das fördert die Artenvielfalt“, weiß Pauline Bühler. „Auch der Klimawandel hat einen merklichen Einfluss auf die Verteilung  und das Vorkommen der Wildbienenarten. Wärmeliebende Bienenarten werden gefördert, während die Arten der höheren und kälteren Lagen häufig
im Nachteil sind.“

Allem voran steht die Forderung nach mehr biologischer Vielfalt: Die landwirtschaftlich intensiv genutzten, ebenso wie die massiv zersiedelten oder naturfern gestalteten Landschaften – bis hin zu vielen Privatgärten und öffentlichen Parks – gefährden die Artenvielfalt erheblich. Während Wildbienen als Bestäuber einerseits maßgeblich zur Biodiversität beitragen, sind sie andererseits selbst stark von ihr abhängig.

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