77 Prozent der Deutschen wollen Pestizid-Ausstieg

  • Veröffentlicht am: 21.12.2020

Eine repräsentative Bevölkerungsumfrage zeigt, dass eine große Mehrheit ein Ende des Pestizideinsatzes in der Landwirtschaft befürwortet. 57 Prozent der Befragten sehen zudem Pestizide in der Luft als großes oder sehr großes Risiko für die Gesundheit an, 77 Prozent als Gefahr für die Natur.

Die Forsa-Umfrage wurde im Auftrag des Bündnisses für eine enkeltaugliche Landwirtschaft und des Umweltinstituts München durchgeführt. Danach spricht sich eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung für ein Ende des Pestizideinsatzes in der Landwirtschaft aus.
Im kommenden Jahr wird in der Schweiz per Volksentscheid darüber abgestimmt, ob Pestizide nach einer zehnjährigen Übergangszeit landesweit verboten werden sollen. Gäbe es in Deutschland eine solche Abstimmung, würden sich 77 Prozent der Befragten für einen Pestizidausstieg aussprechen, so das Fazit der Auftraggeber.
Zudem gibt eine Mehrheit von 57 Prozent der Befragten an, dass Pestizide, die sich weit entfernt von Äckern über die Luft verbreiten, ein großes oder sehr großes gesundheitliches Risiko darstellen. Insgesamt 77 Prozent sind der Ansicht, dass Pestizide in der Luft ein großes oder sehr großes Risiko für die Natur sind.

„Die Umfrage zeigt ganz klar, dass Verbraucherinnen und Verbraucher Pestizide in der Landwirtschaft ablehnen. Die Menschen sorgen sich um ihre Gesundheit und um die Natur, weil Ackergifte sich kilometerweit über die Luft verbreiten. Agrarministerin Julia Klöckner und Umweltministerin Svenja Schulze müssen das klare Votum der Bevölkerung ernst nehmen und einen schrittweisen Pestizidausstieg in Deutschland einleiten“, so Christine Vogt vom Umweltinstitut München.

Politik soll Bürger schützen

Die Auftraggeber der Umfrage fordern, die Stoffe Glyphosat, Pendimethalin, Prosulfocarb, Terbuthylazin und Metolachlor sofort zu verbieten. Diese sind am häufigsten weit entfernt von Äckern in der Atemluft nachweisbar. Das hatte die Ende September diesen Jahres veröffentlichte Studie „Pestizid-Belastung der Luft“ im Auftrag des Bündnisses für eine enkeltaugliche Landwirtschaft und des Umweltinstituts München gezeigt. Ackergifte verbreiten sich teils mehrere Kilometer und zu Dutzenden weit abseits der Äcker bis in Städte und Naturparks hinein. Selbst auf der Spitze des Brockens im Nationalpark Harz waren zwölf Pestizide nachweisbar. Insgesamt fanden sich deutschlandweit 138 Stoffe.

„Wir können nicht weiter hinnehmen, dass sich ein Pestizid-Cocktail bis in die hintersten Winkel Deutschlands unkontrolliert ausbreitet. Wir rufen alle Interessierten dazu auf, bei den verantwortlichen PolitikerInnen nachzufragen, wer sie wie vor Ackergiften zu schützen gedenkt“, so Boris Frank, Vorsitzender vom Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft. „Jeder und jede kann mitmachen und eine entsprechende Mail an die Agrar- oder UmweltministerInnen auf Landes- oder Bundesebene schicken.“

Für die in Deutschland bisher umfassendste Studie zur Pestizid-Belastung der Luft wurden von März bis November 2019 in der gesamten Bundesrepublik Pestizide in der Luft gemessen. Untersucht wurden Standorte im Umkreis von weniger als 100 bis hin zu mehr als 1.000 Metern Entfernung von potentiellen Quellen – in Städten und auf dem Land, in konventionellen und Bio-Agrarlandschaften sowie in Schutzgebieten. Die Daten wurden mit Hilfe von neu entwickelten technischen Passivsammelgeräten, aus Filtermatten in Be- und Entlüftungsanlagen von Gebäuden sowie durch die Analyse von Bienenbrot und Baumrinden erhoben.

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