Forscher müssen Verantwortung übernehmen, um weltweiten Bienenrückgang zu stoppen

  • Veröffentlicht am: 19.11.2021

Wissenschaftler müssen raus aus dem Labor und ihr Wissen an entscheidender Stelle vermitteln. Foto: felixioncool/Pixabay

Die Zahl der Wildbienen ist seit 1990 dramatisch zurückgegangen. Professor Jeroen van der Sluijs von der Universität Bergen fordert in einem Leitartikel der Zeitschrift „Current Opinion in Insect Science“ auch die Forschergemeinschaft selbst auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und die Insekten zu retten. Sie haben den Schlüssel zur Aufrechterhaltung der menschlichen Nahrungsmittelproduktion inne.

„Der Rückgang von Insekten und Bestäubern stellt eine dringende gesellschaftliche Herausforderung dar, die jetzt Aufmerksamkeit und Handeln erfordert. Auf dem Spiel stehen nichts Geringeres als die Ökosysteme der Welt und die Nahrungsmittelproduktion“, so Jeroen van der Sluijs.

Van der Sluijs verweist auf die Datenbank „Global Biodiversity Information Facility“, die zeigt, dass die Biodiversität bei Wildbienen seit 1990 um 25 % zurückgegangen ist. Dies stellt eine ernsthafte Bedrohung für viele Pflanzen dar, die auf Bestäuber angewiesen sind, um Samen zu bilden und sich fortzupflanzen.

„Der Rückgang von Bienen und anderen Bestäubern setzt sich mit zunehmender Stärke fort, und uns läuft die Zeit davon“, äußert sich Jeroen van der Sluijs.

Jeroen van der Sluijs und andere Forscher führen den Insektenrückgang auf den massiven Einsatz moderner Pestizide zurück. Lücken im ansonsten strengen europäischen Regulierungssystem seien die Ursache.

Laut Jeroen van der Sluijs herrsche die Meinung vor, dass moderne Pestizide viel sicherer seien als früher. Neue Studien bringen jedoch eine Belastung durch so genannte Neonicotinoide in modernen Pestiziden mit einem Rückgang der Populationen von Wildbienen und vielen anderen Insekten in Verbindung.

„Ein Hauptgrund, warum moderne Pestizide noch nicht verboten sind, ist, dass die Forscher nicht genug Verantwortung übernommen haben, um das entscheidende Fachwissen zu vermitteln, das Regierungen und andere Entscheidungsträger benötigen, um fundierte Entscheidungen zu treffen“, so Jeroen van der Sluijs.

Er fordert daher die Forscher auf, mehr soziale Verantwortung zu übernehmen und ihr Wissen zu kommunizieren, auch wenn dies nicht immer einfach ist: „Als Wissenschaftler gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, ist immer ein mühsamer Kampf. Das akademische Belohnungssystem drängt dazu, wissenschaftlichen Auswirkungen Vorrang vor gesellschaftlichen Auswirkungen zu geben.“

Insektenforscher allein können den Rückgang der Bienenpopulation natürlich nicht aufhalten. Es sei notwendig, transdisziplinäre Koalitionen mit anderen gesellschaftlichen Akteuren einzugehen, um ausgegrenztes relevantes Wissen und Frühwarnsignale an die Entscheidungsträger heranzuführen. Das habe die Geschichte gezeigt.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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