SOS für die Bienenforschung in Südafrika

  • Veröffentlicht am: 20.03.2019

Eine weibliche Holzbiene Xylocopa capitata, Foto: Annalie Melin

Eine Studie beleuchtet die in Südafrika vorkommenden Bienen und bewertet den Status der taxonomischen Arbeit der südafrikanischen Bienenfauna und die Fortschritte der letzten zweieinhalb Jahrhunderte. Obwohl Südafrika mit fast 1.000 beschriebenen Arten ein Hotspot der Bienenvielfalt ist, fehlt es an Wissenschaftlern vor Ort: Arten drohen zu verschwinden, noch bevor sie entdeckt wurden.

Die Wissenschaftler führen auf, dass ein großer Teil der südafrikanischen Bienenfauna noch unentdeckt ist und dass fast ein Drittel der 80 Gattungen des Landes taxonomisch überarbeitet werden müssten. Darüber hinaus sind fast 70 % des Landes nur ungenügend auf Bienen untersucht worden; für große Teile des Landes gibt es sogar keinerlei Daten.

„Ein weiteres bedeutendes Problem ist die abnehmende Kapazität und Expertise in Südafrika, um Untersuchungen an Bienen und Artenbeschreibungen durchzuführen“, so Studienautorin Annalie Melin von der Universität Kapstadt.
Und Südafrikas herausragendster Bienenspezialist, der den Großteil der taxonomischen Arbeit der letzten 40 Jahre vorgenommen hat, geht diesen Monat in den Ruhestand.

Die Beschreibungen der Arten begann vor etwa 250 Jahren. Von den aktuell 947 beschriebenen Arten wurden zwischen 1930 und 1935 mit 108 besonders viele Arten neu beschrieben; zwischen 1900 und 1905 wurden immerhin 97 Arten neu beschrieben und sehr viel später gab es einen weiteren Höhepunkt zwischen 2000 und 2005, bei dem die Wissenschaft 79 Arten neu beschrieb.

Der positive Trend deutet darauf hin, dass die Zahl der Bienen-Taxonomen im Laufe der Zeit zunimmt. Ein genauerer Blick auf die meist jüngsten Artenbeschreibungen macht jedoch klar, dass nur einer der aktiven Taxonomen – Connal Eardley – in Südafrika lebt.

Hotspot der Bienenvielfalt

Südafrika ist mit seinen fast 1.000 bekannten Bienen-Arten weltweit als Hotspot für seine Bienen-Diversität bekannt. Viele davon sind endemisch in den Bioformationen Fynbos und Sukkulentenkaroo.

Es müsse, so Annalie Melin, mehr getan werden, um die Diversität in Südafrika zu erhalten: „Es besteht die dringende Notwendigkeit, diese zu erhalten, angesichts der Berichte über den weltweiten Rückgang der Bienen und den beispiellosen Artenverlust. Aktuelle globale Schlagzeilen proklamieren ein ‚Insekten-Armageddon‛, weil die Anzahl der Insekten weltweit drastisch zurückgegangen ist.“

Laut Annalie Melin seien die Bienen in Südafrika noch eine „scheinbar gut erforschte“ Insektengruppe gegenüber anderen Insektengruppen im Land. Doch Südafrika habe gar keine Möglichkeiten, Rückgänge bei den Insekten zu dokumentieren: „Wir besitzen für viele unserer Insekten nur grundlegendstes Wissen, und es ist real, dass wir Insektenarten verlieren, bevor wir sie entdeckt haben.“

In den letzten Jahrzehnten sei eine enorme Arbeit geleistet worden, so die Wissenschaftlerin weiter, trotzdem sei noch ein erheblicher Aufwand erforderlich. Zusätzliche Forschung und Ressourcen seien erforderlich, um Südafrikas regionale Bienenfauna angemessen zu dokumentieren.

„Angesichts der erheblichen ökologischen und wirtschaftlichen Bedeutung der Bienen in Südafrika hoffen wir, dass die Notwendigkeit, die Taxonomie-Kapazitäten für Bienen zu erhöhen, die Universitäten sowie die staatlichen und lokalen Finanzierungsstellen erreichen wird. Dies erfordert eine gezielte Finanzierung und vor allem die Schaffung von dauerhaften Arbeitsplätzen an Universitäten, Museen und staatlichen Forschungseinrichtungen“, schließt Annalie Melin.

Der Zugang zur Studie ist beschränkt (Paywall).
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