Weinbau-Steillagen als Hotspot der Artenvielfalt

  • Veröffentlicht am: 16.11.2022

Die Braunschuppige Sandbiene Andrena curvungula ist eine von 170 Wildbienenarten, die auf Brachflächen der Mosel-Steillagen leben. Foto: Michael Maixner/Julius Kühn-Institut

Elf Jahre lang wurde der Steillagenweinbau erforscht. Mehr als 170 Wildbienenarten fanden Forschende bei Erhebungen der Artenvielfalt im Steillagen-Weinbau an der Mosel.

„Es hat sich gezeigt, dass in den Weinbergen eine überraschend große Wildbienenvielfalt zu finden ist. Das liegt weniger an den Weinreben selbst als an den kleinteiligen Strukturen und der für Bienen attraktiven Vegetation zwischen den Reben“, sagt Dr. André Krahner vom Julius Kühn-Institut.

Auch Schmetterlinge fühlen sich in Steillagen wohl. Allein im Klotten-Treiser-Moseltal konnte das Team der Forscher 58 Tagfalterarten bestimmen. 30 Prozent der nachgewiesenen Wildbienenarten sowie 52 Prozent der Tagfalterarten der Region gelten nach der Roten Liste Deutschlands (inklusive Vorwarnliste) als gefährdet. „Der Steillagenweinbau, insbesondere wenn er in Querterrassen mit blütenreichen Böschungen angelegt ist, ist ein Refugium für gefährdete Insektenarten“, fasst Prof. Dr. Thomas Schmitt vom Senckenberg Deutschen Entomologischen Institut die Ergebnisse zusammen.

Neben den Erhebungen der Artenvielfalt haben die Forschenden untersucht, ob Weinbergsbrachen einen Infektionsherd für die Schwarzholzkrankheit darstellen. Denn die Flächen bieten nicht nur Nahrung für nützliche Insekten, sondern auch für die Überträger der Krankheit. „Dieser spezielle Lebensraum ist attraktiv für diverse wärmeliebende Zikadenarten, unter ihnen die Windenglasflügelzikade Hyalesthes obsoletus und die seltene Rosenglasflügelzikade Reptalus panzeri, die beide die Schwarzholzkrankheit übertragen. Wir konnten jedoch zeigen, dass eine geschlossene Vegetationsdecke auf den Brachflächen das Infektionspotenzial deutlich verringert“, erklärt Dr. Michael Maixner vom Julius Kühn-Institut.

Aus den vielen Befunden des Langzeitprojekts wurden praktische Tipps für für den Weinbau abgeleitet, die in einer kurzgefassten Handreichung „Biodiversität in Weinbausteillagen“ zusammengestellt wurden. Sie sollen helfen, die Insektenvielfalt zu fördern, das richtige Pflanzmaterial für den jeweiligen Weinberg auszuwählen und die Ausbreitung von Schädlingen und Rebenkrankheiten zu verhindern.