Wildbienen in städtischer Umgebung

  • Veröffentlicht am: 18.03.2022

Studien nach Kontinenten. Grafik: Beck et al. 2018/CC BY 4.0, DOI: 10.1038/sdata.2018.214

Natürliche Lebensräume schwinden durch die Änderung der Nutzung von Land. Insbesondere stellt die Verstädterung eine bedeutende, zunehmende Form des Verlusts von Lebensräumen dar, die von Dauer ist und sich auf vielfältige, oft widersprüchliche Weise auf die Bienenvielfalt und -fülle auswirkt.

In einer Metastudie wurden 215 vorausgegangene Studien zum Verhalten von Bienen auf landschaftliche Veränderungen untersucht, von deren zugrunde liegenden Variablen angenommen wird, dass sie die Häufigkeit und Vielfalt von Bienen beeinflussen.

Städtische Gebiete sind im Vergleich zu landwirtschaftlichen Gebieten tendenziell ein günstiger Lebensraum für Bienen, aber im Vergleich zu natürlichen Gebieten beherbergen städtische Gebiete häufig zahlreichere Populationen, aber weniger Arten.
Die Zahl der Individuen in städtischen Landschaften war nach der Auswertung häufig höher als in natürlichen Landschaften, dafür gab es in städtischen Landschaften weniger Arten. Dies deutet darauf hin, dass bestimmte Arten in städtischen Gebieten profitieren, während andere mit dem Verlust natürlicher Lebensräume ebenfalls verloren gehen.

Städtische Gebiete sind in der Gesamtbewertung tendenziell besser für Bienen als Agrarlandschaften. Dies kann auf den höheren Einsatz von Pestiziden und Herbiziden, die Homogenisierung der Landschaft, den Mangel an geeigneten Ressourcen und florale Monokulturen in den meisten landwirtschaftlichen Umgebungen zurückzuführen sein. Dagegen erweist sich die Landschaft in Städten als sehr heterogen mit einer vielfältigen Flora – zumindest in einigen städtischen Gebieten.

Im städtischen Umfeld ändern sich die Nahrungsressourcen für einzelne Arten und die Verfügbarkeit von Nistmöglichkeiten. Das alles trägt zu Änderungen in der Häufigkeit, dem Artenreichtum und der Zusammensetzung einheimischer Bienengemeinschaften bei.

Es ist jedoch nicht ausnahmslos so, dass es städtischen Umgebungen an regional seltenen Bienen mangel. Immer wieder gelingen Nachweise regional seltener Arten oder sogar Neuentdeckungen wie der von Houston & Maynard 2012 erstmals beschriebenen Leioproctus (Ottocolletes) muelleri.

Die Körpergröße ist durchaus ein Faktor, der Bienen in städtischem Umfeld zugutekommt. Vermutlich sind sie im Vorteil, wenn sie größere Strecken zurücklegen müssen, um geeignete, weiter entfernte Orte für die Nahrungsaufnahme aufsuchen zu können.

Es gibt daher große Unterschiede aufgrund der ökologischen Merkmale der Bienen, der untersuchten Lebensräume und der geografischen Region. Ein weiteres Problem ist die unscharfe Definition von „städtisch“ und „natürlich“ und damit ein Problem der exakten Abgrenzung.
Es ist von entscheidender Bedeutung, zu identifizieren, welche biotischen und abiotischen Merkmale von Stadtlandschaften den Fortbestand urbaner Bienenvielfalt fördern oder bedrohen. Im Ergebnis bietet die Studienarbeit dazu eine recht umfassende Bewertung, wie Bienen auf eine städtische Umgebung reagieren und ermöglicht so das Verständnis in diesem Lebensraum.
Die Reaktionen der Bienen auf die Verstädterung sind je nach Lebensgeschichte der beteiligten Bienentaxa sehr unterschiedlich.

Nichtsdestotrotz existieren auch noch eine Reihe von Wissenslücken, da die Datengrundlage in vielen Fällen zu gering ist. Beispielsweise sind einige Regionen und Kontinente unterrepräsentiert. Zudem werden Studien zu einzelnen Arten im städtischen Umfeld vor allem von Hummeln Bombus dominiert, während sie zu Schmal- und Furchenbienen Halictidae und Megachilidae fehlen.

Wildbienen im Großstadtdschungel erhalten

Das Team der Wissenschaftler gibt wie selten auch unmittelbare Ratschläge, wie in Städten einheimische Bienengemeinschaften besser unterstützt werden können:

  • Bewahren, renaturieren, begrünen und verbinden Sie Flecken von verbliebenen natürlichen Lebensräumen in der gesamten städtischen Matrix.
  • Ermutigen Sie Hausbesitzer, Gärtner, Landschaftspfleger und Gärtnereien, sich auf Blumen zu konzentrieren, die nachweislich von Wildbienen in der Region besucht werden. Blumen sollten hauptsächlich einheimische Arten sein und sicherstellen, dass oligolektische Bienenpräferenzen vertreten sind. Wichtige exotische Blumen, die ein geringes Risiko besitzen, invasiv zu werden, und qualitativ und quantitativ Nektar und Pollen bieten, insbesondere außerhalb der Hauptblütezeit der einheimischen Flora, können ebenfalls aufgenommen werden.
  • Bewahren Sie entomophile Straßenbäume und erhalten Sie offene Lebensräume.
  • Belassen Sie offene Stellen in Grünflächen und vermeiden Sie Kunstrasen und großflächiges Mulchen von Gärten.
  • Lassen Sie Blumen und Unkraut auf dem Rasen oder, noch besser, entscheiden Sie sich für blühende Bodendecker als Rasenersatz.
Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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