Bienenfreundliche Zierpflanzen oft mit Gift belastet

  • Veröffentlicht am: 24.10.2023

Auch Salbei aus dem Baumarkt kann mit Gift belastet sein. Foto: Friderike/Unsplash

Im Westen nichts Neues. Seit Jahren ist die Pestizidbelastung bei Zierpflanzen, insbesondere denen, die Bestäubern helfen sollen, viel zu hoch. Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass bis auf eine Ausnahme alle Proben beliebter Sommerblüher giftige Rückstände enthalten.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschlands (BUND) hat auch dieses Jahr 22 Stauden mit dem Etikett „bienenfreundlich“ aus Gartencentern und Baumärkten testen lassen, darunter Lavendel, Goldmarie, Blaukissen, Akelei und Phlox. Das alarmierende Ergebnis: 64 Prozent der Pflanzen enthielten Pestizide, die hoch gefährlich für Bienen sind. Auf 16 Proben (73 Prozent) wurden auch für Menschen besonders gefährliche Pestizide gefunden.

„Der Zierpflanzenbau hat katastrophale Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit. Ein Lavendel war mit 22 verschiedenen Pestiziden belastet, von denen acht der menschlichen Gesundheit schaden, zwei bienengiftig sind und zwei nicht einmal zugelassen waren“, so Corinna Hölzel, BUND-Pestizidexpertin. „Ein solches Produkt kann nur als illegaler Sondermüll bezeichnet werden. Seit drei Jahren testet der BUND sogenannte bienenfreundliche Pflanzen und führt Gespräche mit der Branche. Die Situation hat sich bislang nicht verbessert. Appelle und freiwillige Vereinbarungen allein greifen nicht. Eine rechtlich verbindliche Pestizidreduktion auf nationaler und EU-Ebene muss endlich kommen. Ein Verbot von Pestiziden, die besonders gefährlich für Mensch und Umwelt sind, ist überfällig.“

Insgesamt wurden in den getesteten Pflanzen 38 unterschiedliche Pestizide gefunden. Fünf von ihnen sind hoch bienengefährlich und 20 hoch gefährlich für die menschliche Gesundheit. Sieben Wirkstoffe haben keine Zulassung für Zierpflanzen in Deutschland. Fünf der 22 Pflanzen hätten demnach gar nicht verkauft werden dürfen.

„Der Großteil der Jungpflanzen stammt aus dem globalen Süden, zum Beispiel aus Ländern Afrikas und Lateinamerikas. Dort sind Arbeitskräfte billig, die Gesetzgebung ist oft schwach und hoch gefährliche Pestizide sind im Dauereinsatz. Besonders die Arbeiter*innen auf den Plantagen sind dieser Gefahr ausgesetzt. Leider haben Käuferinnen und Käufer von Zierpflanzen in Deutschland keine Chance, diese skandalösen Produktionsbedingungen zu erkennen. Denn es gibt weder Kennzeichnungspflichten noch Grenzwerte“, so Corinna Hölzel. Im guten Glauben kaufen Verbraucher*innen oft Blühpflanzen, die vom Handel als ‚bienenfreundlich‘ beworben werden. Wenn diese jedoch Rückstände bienengefährlicher Pestizide enthalten, können Bestäuber diese Gifte über Nektar und Pollen aufnehmen. Die gewünschte Bienenrettung wird zur Giftfalle. Diese Verkaufspraktiken müssen ein Ende finden.“

Das Hauptproblem der besonders gefährlichen Pestizide: Ihr Einsatz ist in Europa zwar verboten, nicht aber deren Produktion und Export. Über den Anbau der Zierpflanzen gelangen sie dann wieder zurück.

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