Förderinitiative für weniger Pestizide in der Umwelt
In Deutschland ist der Pestizid-Verbrauch seit 25 Jahren praktisch unverändert. Foto: skeeze/Pixabay, CC0
Der Pestizid-Verkauf ist in Deutschland in den letzten 25 Jahren praktisch unverändert auf dem gleichen Niveau. Industrie, Politik und der Großteil der Landwirte setzen ganz offensichtlich darauf, dass sich daran auch künftig nicht wirklich etwas ändert, alternative Pflanzenschutzmaßnahmen werden kaum erforscht und entwickelt. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt unterstützt die Entwicklung alternativer, praxistauglicher Methoden, die den Einsatz von Pestiziden vermindern.
Der Rückgang der biologischen Vielfalt zählt neben dem Klimawandel zu den dringendsten Umweltproblemen der heutigen Zeit. Vor allem in intensiv bewirtschafteten Agrarlandschaften schreitet der Arten- und Lebensraumverlust voran. Nach jetzigem Wissensstand zählt neben Monokulturen und Nährstoffüberschüssen der chemische Pflanzenschutz zu den Hauptverursachern. Er wirkt nicht nur auf landwirtschaftliche Schadorganismen, sondern auch auf Nützlinge wie Bienen und Hummeln, Lebewesen in Böden und Gewässern sowie ganze Ökosysteme.
„Die Nachfrage nach alternativen Pflanzenschutzmaßnahmen ist hoch“, sagt Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). „Es sind jedoch kaum praxiserprobte Alternativen verfügbar.“ Um das zu ändern, startet die Stiftung die Förderinitiative „Vermeidung und Verminderung von Pestiziden in der Umwelt“.
Der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel sei vielfach öffentlich in der Kritik, und der Druck zur Suche nach tragfähigen Alternativen steige. So kam es beispielsweise in Bayern und Baden-Württemberg nach Volksinitiativen zu weitreichenden Verständigungen zwischen den Landesregierungen, Landwirtschaft und Umweltverbänden. „Solche Aufbrüche, die in von Umwelt- und Landwirtschaftsverbänden sowie Politik gemeinsam getragenen gesetzlichen Vereinbarungen münden, will die DBU mit lösungsorientierten Projekten unterstützen“, so Alexander Bonde.
Ziel der Förderinitiative sei es, innovative, nicht-chemische Pflanzenschutzmethoden zu entwickeln und damit Pestizidrückstände in der Umwelt gänzlich zu vermeiden. „Wenn es beispielsweise gelingt, auf dem Feld Unkräuter optisch zu erkennen und anschließend durch einen Laser zu verschmoren, kann dort auf herkömmliche Unkrautvernichtungsmittel verzichtet werden“, erklärt Alexander Bonde ein laufendes DBU-Projekt des Laser-Zentrums Hannover.
Praxistaugliche Methoden, die Pestizide vermindern
Neben solchen neuen Verfahren, die ganz ohne Chemie auskommen, sollen auch Projekte gefördert werden, die vorhandene landwirtschaftliche Technologien verbessern. Auch durch die Kombination mit neuen digitalen Modellen und Systemen, die beispielsweise Befallsrisiken durch Schadorganismen vorhersagen, gelte es, den Pestizid-Einsatz zu verringern. Der Pestizid-Verkauf ist in Deutschland in den letzten 25 Jahren mit rund 90.000 Tonnen trotz politischer Initiativen kaum zurückgegangen. Trotz strenger Auflagen werden bei Messungen in Oberflächengewässern und im Grundwasser nach wie vor Rückstände nachgewiesen. Die Förderinitiative soll helfen, die Entwicklung innovativer technologischer Maßnahmen und Methoden des Pflanzenschutzes anzustoßen, um die derzeitigen negativen Auswirkungen auf die Ökosysteme zu verringern und Alternativen für die Praxis aufzuzeigen.
Gemäß dem Stiftungsauftrag werden vorrangig Vorhaben von kleinen und mittleren Unternehmen sowie von Forschungseinrichtungen finanziell und fachlich unterstützt, auch Kooperationsprojekte sind förderfähig. Projektskizzen können bis 22. März eingereicht werden.
Darüber hinaus können im Rahmen des Promotionsstipendienprogramms Anträge zu grundlegenden wissenschaftlichen Fragestellungen eingereicht werden.