Hummeln starten immer früher ins Jahr
Die Gartenhummel gehört zu den Verliererinnen der Klimaerwärmung. Foto: Klaus Pagel/Flickr, CC BY-ND 2.0
Mit Beginn des Frühlings starten Hummel-Königinnen des Vorjahres in die neue Saison und machen sich auf die Suche nach geeigneten Nistplätzen. Aufgrund eines wärmeren Klimas und einer sich verändernden Agrarlandschaft starten sie immer früher ins Jahr.
„Wir riskieren den Verlust zusätzlicher Hummelarten und eine geringere Bestäubung von Kultur- und Wildpflanzen“, so Maria Blasi Romero von der Lund Universität.
Wenn der Frühling anbricht und mit ihm der Boden immer wärmer wird, erwachen die Hummel-Königinnen aus dem Winterschlaf. Sie sind die einzigen Hummeln, die den Winter überleben. Zu Beginn der Saison verbringen sie einige Wochen damit, einen geeigneten Nistplatz zu finden, wo sie Eier legen und eine neue Kolonie begründen.
Steigende Temperaturen infolge des Klimawandels bedeuten jedoch, dass sie früher im Jahr aufwachen, weil der Boden früher erwärmt. In ihrer Studienarbeit zeigt ein Team von Wissenschaftlern, dass der Erstflug der Königinnen in Schweden im Durchschnitt fünf Tage früher stattfindet als noch vor zwanzig Jahren.
„Für ganz Schweden sehen wir, dass sich die erhöhten Temperaturen aufgrund des Klimawandels deutlich darauf auswirken, wann die Königinnen aufwachen und fliegen, um ein neues Nest zu finden“, erläutert die Studienautorin Maria Blasi Romero.
Und nicht nur die steigenden Temperaturen nehmen Einfluss: Die Forscher haben die Sammlung des Lund Biological Museum genutzt, um Hummel-Königinnen aus verschiedenen Gebieten Südschwedens zu untersuchen, die teils schon vor 117 Jahren gesammelt wurden. Die Auswertung der Daten zeigt, dass der erste Hummelflug in intensiv bewirtschafteten Landschaften heute etwa vierzehn Tage früher stattfindet als vor über einem Jahrhundert.
Moderne Landwirtschaft reduziert Biodiversität
Die größte Veränderung in den untersuchten Landschaften im vergangenen Jahrhundert ist der Verlust von Grünlandhabitaten wie Wiesen und Dauerweiden. Heute dominieren große landwirtschaftliche Flächen und oft werden nur wenige verschiedene Feldfrüchte angebaut. Dies hat zu einem allgemeinen Rückgang der Biodiversität landwirtschaftlicher Nutzflächen geführt.
Dass Hummel-Königinnen heute ihren Winterschlaf viel früher beenden, liegt daher wahrscheinlich an einem wärmeren Klima, einem Mangel an Nahrung während der Flugzeit und unterschiedlicheren, mikroklimatischen Bedingungen in der heutigen Agrarlandschaft im Vergleich zu den vielfältigeren Landschaften früherer Zeiten.
Die Forscher haben sich auf zehn Hummelarten konzentriert und festgestellt, dass Arten, die in der Vergangenheit früh in die Saison gestartet sind, jetzt noch früherer aufbrechen. Arten, die in der Vergangenheit erst später in der Saison aufgetaucht sind, haben ihren Saisonstart dagegen nicht geändert. Die Gartenhummel Bombus hortorum gehört etwa zu den späten Hummeln, die ihren Schlupfzeitpunkt nicht verschieben.
Es besteht daher die Gefahr, dass dadurch die aktiven Zeiten von Blütenpflanzen und Hummeln heute schlechter aufeinander abgestimmt sind und Hummeln nicht mehr genug Nahrung bekommen.
„Wir sehen ein klares Risiko, dass mehr Hummelarten vor Ort vom Aussterben bedroht sind, insbesondere die Arten, die normalerweise später im Sommer auftauchen. Dies könnte auch zu einem Rückgang der Zahl der Hummeln insgesamt führen, was Folgen für die Bestäubung von Nutzpflanzen und das Funktionieren von Ökosystemen hätte. Hummeln sind wichtige Bestäuber, besonders in nördlichen Breiten wie in Skandinavien“, so Anna S. Persson von der Lund Universität.
„Der Klimawandel und die veränderte Landnutzung sind zwei der größten Bedrohungen für die biologische Vielfalt. Verschiedene Arten reagieren unterschiedlich auf diese Veränderungen, daher ist es wichtig, mehr darüber zu wissen, wie und warum das so ist. Unter den Arten gibt es Gewinner und Verlierer“, erläutert Romain Carrié von der Lund Universität.
Die Studie hebt mehrere Maßnahmen hervor, die die Auswirkungen der Klimaerwärmung auf Bestäuber verringern und deren Zugang zu Blütenpflanzen verbessern können. Einige Beispiele sind die Erhaltung von natürlichem Grünland, wie beispielsweise Naturweiden, das Verschieben des Mähens von Grünstreifen an Straßenrändern in die Zeit nach der Blütezeit, eine bestäuberfreundliche Gestaltung von Blühstreifen und Hecken sowie eine vermehrte Aussaat von kleereichen Wiesen, die teilweise blühen dürfen.
Blasi, M., Carrié, R., Fägerström, C. et al. Historical and citizen-reported data show shifts in bumblebee phenology over the last century in Sweden. Biodivers Conserv 32, 1523–1547 (2023). https://doi.org/10.1007/s10531-023-02563-5