Wilde Bienen

  • Veröffentlicht am: 06.11.2023

Wilde Bienen

Der Ulmer-Verlag hat der dritten Neuauflage in erweiterter Form keine wirklich große Aufmerksamkeit beigemessen. Vielleicht weil das Buch schon vorher länger auf dem Markt war. Dabei ist das Buch von Autor Heinz Wiesbauer – in jeder Hinsicht – immer schwergewichtiger geworden.

Mehr als 510 Wildbienen Mitteleuropas sind auf mehr als 500 Seiten enthalten. Gegenüber der ersten Auflage, bei der der Fokus noch klar auf Österreich lag, ist das ein erheblicher Zuwachs, wenngleich es in Mitteleuropa noch einige hundert Arten Wildbienen mehr gäbe.
Die Neuerscheinung ist gleichwohl ein so schwergewichtiges Werk, dass es nicht für die Nutzung im Feld geeignet ist, sondern vielmehr für den heimischen Einsatz. Es spricht dabei nicht nur Spezialisten an, sondern ebenso Laien, die sich für Bienen interessieren und darüber informieren möchten.

Der Autor widmet sich umfangreich möglichen Lebensräumen von Wildbienen, ihrem Nestbau, aber auch der komplexen Anpassung an bestimmte Pflanzen sowie Abhängigkeiten von Kuckucksbienen und weiteren Antagonisten untereinander.
Darüber hinaus erfahren die Leser klar, welche Ursachen zum Rückgang der Wildbienenvielfalt und -häufigkeit führen. Neben der Intensivierung der Landwirtschaft tragen dazu auch Privatpersonen in ihren Gärten bei. Sogar der Einsatz von Mährobotern für die eigene Bequemlichkeit sorgt für weniger Blüten und damit der Abnahme der Artenvielfalt.
Umgekehrt zeigt Heinz Wiesbauer, wie jeder selbst zu größeren Lebensräumen für die wilden Bienen beitragen kann.
Dieser Teil des Buches ist informativ und in weiten Teilen sogar unterhaltsam zu lesen, weil es nicht übermäßig wissenschaftlich daherkommt, sich aber ebenso wenig populärwissenschaftlich anbiedert.
Die Begeisterung für die Wildbienen wird besonders spürbar bei der Beschreibung des Besuchs des Bienengartens von Karl im Burgenland. Ganz ohne künstliche Nisthilfen ist es Karl dort gelungen, ein Paradies für Wildbienen zu erschaffen.

Die Artenbeschreibungen stammen aus allen Gattungen und werden in Bildern und Kurzporträts vorgestellt. Steckbriefe enthalten alle wichtigen Informationen zu Kennzeichen, Pollenquellen, Nestbau, Kuckucksbienen, Lebensraum, Lebensweise, Verbreitungsgebiet, Flugzeit und Häufigkeit. Die zahlreichen Fotos können dazu beitragen, eine Art zu bestimmen.
Auf rund 300 Seiten erstreckt sich die Vorstellung der unzähligen Bienenarten, wobei von einigen unklar ist, ob sie nicht vielleicht schon ausgestorben sind.

Das Werk von Heinz Wiesbauer zählt zu der besonders hervorzuhebenden Literatur über Wildbienen. Es erläutert sowohl Laien das Leben unzähliger Wildbienen und liefert auch für den wissenschaftlichen Umgang noch wertvolle Impulse.
Gegenüber dem noch monumentaleren Band „Die Wildbienen Deutschlands“ von Paul Westrich (ebenfalls bei Ulmer) muss man in wissenschaftlicher Hinsicht Abstriche machen.
Nichtsdestotrotz ist auch Heinz Wiesbauer der wissenschaftliche Anspruch nicht abzusprechen. Zudem hat er den Schwerpunkt auf eine breitere Leserschaft gelegt und einen gut ausgestatteten, äußerst informativen Bildband vorgelegt. Und das zu einem ausgezeichneten Preis-Leistungsverhältnis.

Bibliographische Angaben
Autor/Herausgeber: 
Titel: 
Wilde Bienen
Verlag: 
Auflage: 
3
Seitenzahl: 
528
ISBN: 
9783818617172
Preis: 
54,95 € (D)
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