Auch Bienen haben Schweißfüße
Auch Bienen haben Schweißfüße
Der Titel des neuen Werks von Jürgen Tautz soll natürlich neugierig machen und das klappt bestens. Versammelt sind in der Neuerscheinung zahlreiche unterhaltsame Anekdoten vor wissenschaftlichem Hintergrund.
Dazu zählen auch die Schweißfüße der Bienen. Drüsen an den Füßen sondern zwar keinen Schweiß im eigentlichen Sinne ab, sondern Duftstoffe, um besuchte Blüten zu markieren, damit sie von nachfolgenden Bienen erst gar nicht aufgesucht werden, weil der Nektar schon abgeräumt wurde.
Der Autor greift auch sonst in leichter Erzählweise wissenschaftliche Erkenntnisse auf, mit denen er verblüffendes Bienen-Wissen vermittelt oder von der Boulevard-Presse gerne aufgegriffene Meldungen widerlegt: „Die Mär von Minen aufspürenden Bienen“. Honigbienen sollen dressiert werden, um Landminen aufzuspüren und dem Menschen für eine etwaige Entschärfung anzuzeigen. Jürgen Tautz erläutert nachvollziehbar, warum Honigbienen zwar grundsätzliche Fähigkeiten für das Aufspüren von Minen mitbringen, worauf die Idee der Menschen basiert und dass es toll wäre, Honigbienen dafür einzusetzen. Nur leider ist es eine Idee und wird wenig zielführend bleiben.
In Indien lebende Zwerghonigbienen bauen ihre Nester frei zugänglich. Da sie dadurch erheblich anfälliger etwa gegenüber räuberischen Vögeln sind, haben sie ein ziemlich einzigartiges Kommunikationssystem entwickelt: Entdeckt eine rückkehrende Zwerghonigbiene einen Vogel in der Nähe, landet die Biene oben auf der frei hängenden Wabe, nutzt sie als Resonanzkörper und übermittelt von dort einen Warnton. Die Bienen stellen ihre Flugtätigkeit ein.
Die in Asien beheimatete Östliche Honigbiene kommt auch mit giftigem Nektar klar und hat dafür eine Strategie entwickelt. Der Halbstrauch Wilfords Freiflügelfrucht enthält Nektar mit giftigen Substanzen. Die Kundschafterinnen zeigen die Nektarquelle mit einer angepassten Verhaltensreaktion beim Schwänzeltanz an und werben nur für die Nektarquelle, wenn es keine Alternativen gibt und das Volk andernfalls verhungern müsste.
Und noch einmal zurück zum Boulevard, der titelte, dass ein Insektenschwarm das Wetter beeinflussen könne (NTV) oder dass Bienenschwärme stärkere elektrische Felder als Gewitterwolken erzeugen (Heise). Diese spekulativen oder gar falschen Zusammenfassungen haben auch den Leiter der zugrundeliegenden Studie der Universität Bristol verblüfft. Ein Bienenschwarm kann zwar ein lokales elektrisches Feld durchaus beeinflussen, bei weitem aber nicht in dem beschriebenen Umfang.
Jürgen Tautz gelingt es, den Leser mit Geschichten wie diesen im Bann zu halten. Er hat dazu viele erstaunliche Dinge aus der Welt der Bienen zusammengetragen. Zum Buch gibt es ergänzend noch Videos und Sounddateien, auf die im Buch via QR-Code verlinkt wird.
Einige der Geschichten werden mehr in Erinnerung bleiben als andere. Was das Buch aber sicherlich bewirkt: Die Welt der Bienen als kleines Wunder der Natur zu begreifen.