Naturschutzbund ruft zum Hummelschutz auf
Hummeln müssen unterstützt werden. Foto: N. Merlo/Unsplash
Hummeln zählen zu den Wildbienen und spielen eine bedeutende Rolle bei der Bestäubung von mehreren hundert Wild- und Nutzpflanzen. Insbesondere fliegen sie auch bei kühlen Temperaturen aus, wenn sich Honigbienen noch nicht hervorwagen.
In Österreich wurden bisher 45 Hummel-Arten nachgewiesen – drei davon sind jedoch inzwischen ausgestorben und fünf weitere vom Aussterben bedroht. Unerlässlich und Basis für den Schutz der dicken Brummer sind aktuelle Nachweisdaten. Daher bittet der Naturschutzbund, Hummel-Beobachtungen auf naturbeobachtung.at zu teilen.
„Insgesamt sind in Österreich, Deutschland und der Schweiz mehr als ein Sechstel des weltweiten Hummelbestands beheimatet“, weiß Hans Neumayer, Hummel-Experte vom Naturschutzbund. „Hummeln kommt – wie allen Bienenarten – aufgrund ihrer Bestäubungskünste von Wild- und Nutzpflanzen eine Schlüsselfunktion in Landökosystemen zu. Als Blütenbesucher brauchen sie ein reichhaltiges Blütenangebot über die ganze Saison und ausreichend Nistplätze. In arten- und strukturreiche Landschaften sowie Naturgärten fühlen sich Hummeln besonders wohl.“
Als eusoziale Bienen mit einjährigem Nestzyklus legen Hummeln Honigreserven für Schlechtwetterperioden an. Eusozial bedeutet, dass die Art Staaten bildet und ihr Sozialverband als Volk bezeichnet wird. Die Jungköniginnen überwintern einzeln, so investieren Hummeln ihre gesamte Energie in viele und gut ernährte Jungköniginnen. Honigbienen dagegen überwintern als Staat und konzentrieren ihre Energie auf große Reserven an Honig, die die Imker dann abschöpfen können. Hummeln fliegen im Gegensatz zu Honigbienen auch bei relativ kalten Temperaturen aus und zählen in kühlen Gefilden wie der Arktis oder den Alpen zu den wichtigsten Bestäubern. Die Fähigkeit, durch Muskelzittern ihre Körperwärme zu erhöhen, erlaubt ihnen, die Nesttemperatur unabhängig von der Außentemperatur zu erhalten, vorausgesetzt es gibt genug Vorräte an Energie, sprich Honig. Erst kürzlich wurde nachgewiesen, dass Hummelköniginnen beim Überwintern bis zu einer Woche unter Wasser überleben können. Und: Hummeln sind stolze Besitzer von „Stinkefüßen“: Sie sondern über ihre Beinchen einen „Duftstoff“ ab, wodurch sie und andere wissen, dass eine Blüte schon besucht wurde. Dabei geht es also nicht um die Markierung eines Reviers, sondern darum, erfolgreicher und effizienter Nahrung zu sammeln.
Hummeln unterstützen
Kontinuierliches Blütenangebot
Weiden, Taubnesseln, Beinwell, Klee-, Platterbsen- und Wickenarten, Salbei, Herzgespann und viele weitere heimische Pflanzen sind die Nahrungsbasis für Hummeln zu allen Jahreszeiten. Wer eine Wiese sein eigen nennt, sollte diese nur abschnittsweise mähen, damit immer genug Blüher vorhanden bleiben.
Nistplätze
Wer Hummeln liebt, kann Mäuse nicht hassen! Hummeln nisten bevorzugt in Mausnestern, die wiederum strukturreiche, nicht perfekt aufgeräumte Gärten mit vielen Früchten im Jahreskreis schätzen. Alternative Nistplätze für die dicken Brummer sind dichte Grasbüschel oder Moospolster – wilde Ecken in Gärten sind echte Hummelparadiese.
Artenschutz leicht gemacht
Nicht zuletzt kann man die dicken Brummer unterstützen, indem man sie fotografiert und die Bilder auf der Citizen Science Plattform des Naturschutzbundes – naturbeobachtung.at – oder der gleichnamigen App hochlädt. So sammeln sich Daten über die heimische Tier- und Pflanzenwelt. Expert*innen wie etwa Hans Neumayer werten diese aus und leiten daraus Schutzmaßnahmen ab. Aus den bisher eingegangenen Hummel-Daten auf naturbeobachtung.at konnte bereits die „Rote Liste der Hummeln Österreichs“ erstellt werden.