Abwehrverhalten gegen Ameisen

  • Veröffentlicht am: 12.05.2025

Eine Japanische Honigbiene kickt eine Ameise weg. Foto: Kiyohito Morii

Japanische Honigbienen Apis cerana japonica nutzen ihre Flügel, um ihre Bienenstöcke vor eindringenden Ameisen zu schützen. Detaillierte Beobachtungen dieses Verhaltens gab es bisher nicht. Hochgeschwindigkeitskameras haben nun detaillierte Aufnahmen gemacht, mit deren Hilfe sich erkennen lässt, wie Japanische Honigbienen, ihren Körper drehen und Ameisen mit ihren Flügeln quasi wegschnippen.

Honigbienenvölker sind überall auf der Welt beliebte Ziele für Ameisen. Je nach Art der Ameisen dringen sie in Bienenstöcke ein, um Honig, Brut und Bienen zu erbeuten – oder nur das eine oder andere.

Einige Honigbienen-Arten verhindern das Eindringen von Ameisen in den Stock durch Fächern. Bei diesem Abwehrverhalten nutzen die Bienen den Winddruck durch das Fächern ihrer Flügel, um Ameisen vom Eingang des Stocks fernzuhalten (Spangler & Taer, 1970). Dieses Verhalten verhindert das Eindringen von Ameisen; gleichzeitig wird von den Bienen der direkte Kontakt mit den Ameisen vermieden. Es wird angenommen, dass es das Verletzungs- oder Todesrisiko der verteidigenden Bienen verringern soll (Seeley et al., 1982).

Die Japanische Honigbiene ist eine Unterart der Östlichen Honigbiene A. cerana. Sie wehrt Ameisen ab, indem sie ihre Flügel direkt in Kontakt mit eindringenden Ameisen bringt und sie wegschnippt: Die Wächterbienen neigen zuerst ihren Körper in Richtung der Ameisen und schlagen dann mit den Flügeln, während sie gleichzeitig ihren Körper drehen.

Das Verhalten unterscheidet sich stark von dem Abwehrverhalten, das zuvor bei Honigbienen in anderen Teilen der Welt beobachtet wurde. Das Wegschnippen erwies sich als Hauptmethode der Verteidigung Japanischer Honigbienen gegen eindringende Ameisen.

Die Aufnahmen der Wissenschaftler zeigen wie Bienenvölker von der Japanischen Gehwegameise Tetramorium tsushimae angegangen wurden.
Nach Auswertung der Aufzeichnungen wollten die Wissenschaftler noch herausfinden, ob die Honigbienen nur bei bestimmten Ameisenarten das Verhalten zum Wegschnippen zeigten. Dazu haben sie Ameisen in die Nähe des Eingangs des Bienenstocks gebracht und das Verhalten ebenfalls aufgezeichnet.
Als potenzielle Eindringlinge wählten sie drei Arten verbreiteter japanischer Ameisenarten aus, die dafür bekannt sind, in Bienenstöcke einzudringen: Pristomyrmex punctatus, die Japanische Gehwegameise und Formica japonica.
Die Honigbienen blieben sich ihrer Strategie treu, waren damit bei eindringenden Ameisen aber nur bei etwa einem von zwei bis drei Versuchen erfolgreich. Bei F. japonica war die Erfolgsrate besonders niedrig.
Die Individuen dieser Art sind etwa doppelt so lang und bewegen sich schneller als die anderen in der vorliegenden Studie untersuchten Arten. Insofern könnte es für die Honigbienen schwierig sein, sie erfolgreich wegzuschnippen.

Das Wegschnippen mit den Flügeln hat sich bei Japanischen Honigbienen möglicherweise als relativ energiearme, allgemeine Verteidigung gegen die Bedrohung durch Ameisen entwickelt.
In Japan natürlich vorkommende Ameisenarten dringen zwar in Bienenstöcke ein, erbeuten aber nur selten Honigbienen. Raubameisen wie die Asiatische Weberameise Oecophylla smaragdina kommen in Japan nicht vor.

Wenn Ameisen nur eine geringe unmittelbare Bedrohung als Raubtiere für Honigbienen darstellen, können sie durch direkten Kontakt womöglich effizienter vor dem Flugloch eliminiert werden als durch die Erzeugung von Winddruck. Um diese Hypothese zu testen, müsste allerdings die Aggressivität von Ameisen untersucht und mit dem Abwehrverhalten von Honigbienen in verschiedenen Gebieten verglichen werden. Die Verhaltensweisen zur Verteidigung gegen Ameisenangriffe sind für die meisten Honigbienenarten und -unterarten noch nicht bekannt.

In Zukunft könnten Honigbienen jedoch vor weitere Herausforderungen gestellt werden. Schuld daran ist - wie so oft - der Mensch. Durch anthropogene Verbreitung können Honigbienen mit Raubtierarten in Kontakt kommen, mit denen sie sich nicht gemeinsam entwickelt haben.
Populationen Japanischer Honigbienen, die sich nicht zusammen mit Raubameisen entwickelt haben, könnten ernsthaften Schaden erleiden, wenn sie auf nichtheimische Raubameisen treffen. Beispielsweise machen Dickkopfameisen Pheidole megacephala Jagd auf gesunde Arbeiterinnen Westlicher Honigbienen. Angesichts der Tatsache, dass Dickkopfameisen derzeit ihre Verbreitung im Süden Japans ausweiten, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis sie künftig häufiger auf Japanische Honigbienen treffen. Wenn Japanische Honigbienen auf diese nichtheimischen Raubtiere mit direktem Kontakt zur Abwehr reagieren, könnten sie einem höheren Sterberisiko ausgesetzt sein als andere Honigbienen, die berührungslose Abwehrreaktionen zeigen.

Unbekannt bleibt auch, ob es Unterschiede in der angeborenen Begabung einzelner Honigbienen für ein bestimmtes Verhalten gibt und ob die Erfolgsquote eines Verhaltens mit der Erfahrung steigt.
Dem Abwehrverhalten von Honigbienen gegenüber Ameisen wurde bisher wenig Aufmerksamkeit gewidmet, vielleicht weil diese Interaktionen für menschliche Beobachter so unauffällig sind.

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