Glockenblumen-Schmalbiene ist Wildbiene des Jahres 2026
Die Rundblättrige Glockenblume wird gerne von der Glockenblumen-Schmalbiene aufgesucht. Foto: Tero Karppinen/Flickr, CC BY 2.0
Sie ist mit einer Körpergröße von etwa einem Zentimeter ziemlich klein, ihr Chitinpanzer ist tiefschwarz und glänzend und am Hinterleib trägt sie auffallend schneeweiße Haarflecken. Ihre Spezialisierung beim Blütenbesuch hat ihr den deutschen Namen eingebracht: Den Pollen für ihre Larven sammeln die Weibchen fast ausschließlich an Glockenblumengewächsen aus der Familie der Campanulaceae.
Das Kuratorium „Wildbiene des Jahres“ des Arbeitskreises Wildbienen-Kataster hat die Glockenblumen-Schmalbiene Lasioglossum costulatum als Wildbiene des Jahres 2026 ausgewählt. Diese Auszeichnung soll die Aufmerksamkeit auf diese faszinierende Wildbienenart lenken, die durch ihre enge Spezialisierung beim Blütenbesuch auffällt.
Mit über 70 Arten ist die Gattung der Schmalbienen eine der größten in Deutschland. Schmalbienen sind mit 3,5 bis 11 Millimetern Körperlänge vergleichsweise klein und durch ihre meist bräunlich bis schwarze Färbung ziemlich unauffällig. Manche Arten zeigen jedoch einen grünlichen, bläulichen oder kupferfarbenen Metallglanz. Die Weibchen haben eine Längsfurche auf dem letzten Hinterleibssegment, die durch die dort fehlende Behaarung entsteht.
„Die Schmalbienen in Deutschland sind nicht leicht zu unterscheiden, doch mit etwas Übung lässt sich die Wildbiene des Jahres gut erkennen“, erklärt Dr. Mare Haider, Sprecherin des Arbeitskreises Wildbienen-Kataster. Das liegt vor allem an ihrem Verhalten, denn beim Blütenbesuch an Glockenblumen ist die Art gut zu bestimmen, so Haider.
Glockenblumen sind (nicht nur) ihr Element
Glockenblumen sind für viele Wildbienenarten attraktive Nahrungsquellen. Vergleichsweise viele Arten sind, wie die Wildbiene des Jahres 2026, strikt an diese Pflanzenfamilie gebunden. In Deutschland sind dies drei Arten Sandbienen, zwei Arten Glanzbienen, vier Arten Scherenbienen, eine Mauerbienen-Art und eine Sägehornbienen-Art. Somit ist die Wahl zur Wildbiene des Jahres nicht zuletzt ein deutlicher Hinweis auf die Bedeutung der Glockenblumen für unsere Wildbienen.
Lebensraumansprüche
Waldränder, Bahndämme, Sand- und Kiesgruben, Mähwiesen, Magerrasen oder Wegränder sind die bevorzugten Lebensräume von L. costulatum. Das Angebot an Glockenblumen als unverzichtbare Pollenquelle entscheidet über das Vorkommen der Art. Zudem werden offene Bodenstellen zur Nestanlage benötigt, zum Beispiel an Abbruchkanten aus Sand oder Lösslehm.
„Wir können der Wildbiene des Jahres 2026 gezielt helfen, indem wir Glockenblumen säen und pflanzen, und der kleinen Wildbiene Nistplätze schaffen“, sagt Insektenexperte Martin Klatt vom Naturschutzbund Deutschland. Für die nötige Nahrung sorgen Knäuel-Glockenblume Campanula glomerata, Rapunzel-Glockenblume Campanula rapunculus, Rundblättrige Glockenblume Campanula rotundifolia und weitere heimische Campanula-Arten oder auch das Berg-Sandglöckchen Jasione Montana.
Offene Bodenstellen mit sandigem oder löss-lehmigem Substrat in Nachbarschaft zu den Pollenquellen bieten geeignete Nistmöglichkeiten. Diese Kombination aus Nahrung und Niststätte lässt sich auch im eigenen Garten bereitstellen. Ganz einfach lassen sich Glockenblumen in Blumentöpfen aussäen oder pflanzen und „schneckensicher“ zum Beispiel erhöht auf einem Stein anbieten.