Bienenverhalten während einer Sonnenfinsternis
Bienen verhalten sich während einer Sonnenfinsternis unterschiedlich. Foto: Scott Szarapka/Unsplash
Eine Sonnenfinsternis hat einen deutlichen Einfluss auf das Verhalten von Tieren. Im Süden Indiens kam es am 26. Dezember 2019 zwischen 8:04 und 11:04 Uhr zu einer ringförmigen Sonnenfinsternis der Stärke 97 %, wobei die Totalitätsphase zwischen 9:25 und 9:30 Uhr auftrat.
Bienen sind (bis auf wenige nachtaktive Bienenarten) auf ihr Sehvermögen und auf die Sonne zur Navigation angewiesen. Wie bei vielen anderen Tieren kann eine Sonnenfinsternis auch bei Bienen die Orientierung, das Sehvermögen und das Fliegen beeinträchtigen.
Ein Team von Wissenschaftlern untersuchte während der Sonnenfinsternis, ob die Nahrungssuche von Bienen durch die Sonnenfinsternis eingeschränkt wurde, welche Bienenarten am stärksten betroffen waren und welcher Teil der Sonnenfinsternis für die Bienenaktivitäten entscheidend war.
In der vorliegenden Studie wurden nur Besuche von Bienen aufgezeichnet.
Die Forscher entschieden sich, Bienen in ihrem natürlichen Gebiet der Nahrungsaufnahme zu beobachten. Beobachtet wurden Bienen an besonders bienenattraktiven Pflanzen: Cleome rutidosperma, Hygrophila schulli, Mimosa pudica und Urena sinuata – an Tagen mit und ohne Sonnenfinsternis und während der Stunde der Totalitätsphase und der partiellen Phase der Sonnenfinsternis. Gezählt wurden Besucherzahl und -rate an den Blüten der Pflanzen.
Die vier Pflanzenarten unterscheiden sich in ihren morphologischen Merkmalen voneinander: M. pudica hat tief purpurfarbene Blütenköpfe. U. sinuata hat purpurfarbene, rosafarbene, einzelne, flache Blüten. H. schulli besitzt violette, tief zygomorphe Blüten und C. rutidosperma hat violette, flache Blüten. Alle werden von den Bienen sowohl wegen Pollen als auch wegen Nektar aufgesucht.
Eine totale ringförmige Sonnenfinsternis führt zu sehr schlechten Lichtverhältnissen und einem schnellen Abfall der Umgebungstemperatur. Beide Umweltvariablen sind für Aktivitäten von Bienen entscheidend.
Insgesamt reduzierte die Sonnenfinsternis die Besuchsrate der Bienen an den Blüten.
Am Tag der Sonnenfinsternis wurden weniger blütenbesuchende Arten registriert als an Tagen ohne Sonnenfinsternis, aber während der Totalität waren sehr wenige Bienenarten aktiv und beschränkten ihre Aktivität auf nur eine Population von C. rutidosperma.
Die Besuche von Honigbienen und Stachellosen Bienen waren am stärksten betroffen, die von Solitärbienen und Holzbienen nicht so stark. Insbesondere soziale Bienen nutzen die Sonne zur Navigation und zum Entschlüsseln von Informationen über Nahrungsquellen.
Holzbienen sind für ihre Flugaktivität bei schwachem Licht und in den Nachtstunden bekannt. Tagsüber (an Tagen ohne Sonnenfinsternis) wurden drei Arten von Holzbienen beobachtet, während der Sonnenfinsternis nur Xylocopa bryorum. Unter den Honigbienen war einzig die Riesenhonigbiene Apis dorsata aktiv.
Die vorliegende Studie und vorherige Berichte legen nahe, dass Bienen im Großen und Ganzen von einer Sonnenfinsternis betroffen sind, und zeigen, wie wichtig die Sonne, das Sonnenlicht und die ungewöhnliche Dunkelheit an sonnigen Tagen für die Navigation der Bienen sind.
Sinu, P.A., Jose, A. & Varma, S. Impact of the annular solar eclipse on December 26, 2019 on the foraging visits of bees. Sci Rep 14, 17458 (2024). https://doi.org/10.1038/s41598-024-67708-0