Bienen sammeln zielgerichtet Tränenflüssigkeit

  • Veröffentlicht am: 14.10.2019

Foto: Aliyah Jamous/Unsplash, CC0

Die Stachellosen Bienen Lisotrigona cacciae und L. furva sammlen neben Nektar und Pollen auch Tränenflüssigkeit. Tränen enthalten viele Proteine, die leicht verdaut werden können und so den Völkern Vorteile verschaffen.

Orte der Studie waren drei unterschiedliche Standorte im Norden Thailands an den natürlichen Lebensräumen der Bienen. Je nach Standort waren die nächsten natürlichen Wasserquellen nur 10 bis 200 m vom Untersuchungsstandort entfernt. Das Sammeln von Tränenflüssigkeit statt Wasser allein konnte daher nicht der einzige Grund für das merkwürdige Verhalten der Bienen sein.

Die Bienen wurden beim ersten Besuch während der Aufnahme der Tränenflüssigkeit markiert, sodass die Häufigkeit ihrer Besuche und die Zeit zwischen den Besuchen aufgezeichnet werden konnte. Durchschnittlich erschienen die Bienen etwa 30-mal pro Tag mit einem Maximum von 78 Besuchen bei L. cacciae und 144 Besuchen bei L. furva an einem Tag.
Das Sammelfieber der kleinen Bienen variiert zwar zwischen der Regen- und Trockenzeit, aber nicht so, dass die Menge des aufgenommenen Wassers das Ziel ihrer Begierde sein kann.
Blinzelt das Auge, so warten die Bienen ab; werden sie verjagt, kommen sie wie lästige Fliegen wieder.
Außerdem rekrutieren die Bienen wohl Artgenossinnen und markieren wahrscheinlich den von ihnen aufgesuchten Platz. Nach dem Verlassen der Stelle, an der eine Biene Tränenflüssigkeit aufgenommen hat, stellte sich das Gefühl einer Verbrennung ein, was darauf hinweisen, dass eine Substanz abgelagert wurde, um die Stelle zu markieren. Eine weitere Beobachtung lässt die Annahme zu, dass eine erfahrene Sammelbiene eine Artgenossin nicht nur rekrutiert, sondern auch pilotiert.

Der Studienautor geht davon aus, dass bei beiden Bienenarten auch spezielle Tränen-Sammelbienen unterwegs sind, die bei Säugetieren, Vögeln und Reptilien Tränenflüssigkeit aufnehmen.
Der Gehalt an Proteinen wird der Auslöser sein, weniger der Salzgehalt und das Wasser.
Salz wäre viel einfacher von der menschlichen Haut zu sammeln.

Wasser zum Kühlen des Nestes bei zu hohen Außentemperaturen wird bei Meliponinen nicht benötigt. Die maximale Brutnesttemperatur wird in den Untersuchungsgebieten ohnehin nicht überschritten.
Die Aufnahme der Tränenflüssigkeit wurde sogar nach anhaltendem Regen wieder aufgenommen, obwohl weite Teile des Lebensraums mit Wasser durchtränkt waren.

Tränenflüssigkeit enthält viele Proteine. Sie können leichter als Pollenproteine verdaut werden, da sie schon in gelöster Form vorliegen. Das Sammeln von Tränenflüssigkeit ist zudem mit weniger Energieaufwand verbunden als das Sammeln von Pollen. Zuletzt besitzen Tränen antiseptische Eigenschaften. Das gleichzeitig aufgenommene Wasser ist sicherlich ein positiver Nebeneffekt.

Tränensammeln kann den erforderlichen Proteinbedarf besonders effizient decken, was den Völkern einen Vorteil verschafft, etwa durch ein schnelleres Larvenwachstum.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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