Kupfersulfat für stachellose Bienen tödlich
In einer brasilianischen Studie konnte gezeigt werden, dass Kupfersulfate – eingesetzt als Blattdünger – toxisch für die native brasilianische Biene Friesella schrottkyi ist. Soweit die Bienen keine tödliche Dosis erhalten, wirkt sich das Gift auf das Verhalten der Biene aus.
Kupfersulfat ist sehr gut wasserlöslich. In der Natur kommt es daher nur in extrem trockenen Gebieten vor, etwa der Atacama-Wüste in Chile. Viele Schüler lernen es im Chemie-Unterricht kennen, denn dort wird es gerne zum Züchten von Kristallen verwendet. Für den Menschen selbst ist es nur leicht giftig. In Gewässern hat es jedoch eine bekannte schädliche Wirkung; für Mikroorganismen ist es stark giftig. In der Landwirtschaft werden Kupfersulfate seit dem 18. Jahrhundert eingesetzt; in modernen Präparaten ist es noch immer anzutreffen, allerdings in geringeren Dosen als früher.
Besonders kupferhaltige Fungizide finden eine breite Anwendung, auch im Bioweinbau. Bestandteil ist es sogar in einigen Düngemitteln.
Schwermetalle sind in kleinen Mengen durchaus essenziell für das Leben von Pflanzen und Tieren, einige fungieren als Kofaktoren für Enzyme, in zu hohen Dosen wirken sie allerdings tödlich.
Um die Auswirkungen von Kupfersulfat auf die nativen Bienen untersuchen zu können, haben die Wissenschaftler die Arbeiterinnen von vier Völkern untersucht. Zwei kommerziell erhältliche Blattdünger, die in Brasilien weit verbreitet sind (mit einem Anteil von 24 % Kupfer), wurden neben einem Mix aus Spurennährstoffen mit einer deutlich geringeren Konzentration an Schwermetallen (5 % Schwefel, 5 % Zink, 3 % Mangan, 0,6 % Kupfer, 0,5 % Bor und 0,06 % Molybdän) verglichen; zusätzlich wurden einmal das Bio-Insektizid Spinosad, da seine lethale Wirkung auf Bienen gut dokumentiert ist, und einmal Wasser als Referenz verwendet.
Die Wissenschaftler waren sehr überrascht, dass der Kupfersulfat-Dünger alle Bienen innerhalb von 72 Stunden tötete – bei oraler Aufnahme. Damit führte es gegenüber Spinosad in der Hälfte der Zeit zum Tod.
Auffällig war ebenso, dass die Aktivitäten der belasteten Bienen – Futteraufnahme, Flugintensität – trotz Belastung erheblich zunahm. Der einfache Kontakt mit dem Gift, etwa an den Beinen, führte dagegen nicht zu derart extremem Verhalten und zum Tod.
Stachellose Bienen wie Friesella schrottkyi gehören zur Gruppe der bedeutenden Bestäuber und sind deutlich effizienter als Honigbienen. Friesella schrottkyi ist im Süden und Südosten Brasiliens weit verbreitet. Die Spezies ist gerade einmal 3 mm groß und 3 mg schwer. Ihre Kolonien sind etwa 300 Individuen stark.
Eine Bedrohung für Bienen stellen nicht nur Pestizide dar, die bisher den Schwerpunkt der Betrachtungen einnahmen. Sogar Düngemittel rücken jetzt in den Blickpunkt – zumindest für die neotropische stachellose Biene Friesella schrottkyi ist der Nachweis erbracht. Landwirte, die Düngemittel und Pflanzenschutzmittel mit Kupfersulfaten einsetzen, sollten besonders achtsam sein und die Wissenschaft hat ein weiteres weites Tätigkeitsfeld. Anzunehmen ist, dass auch der Zeitpunkt der Ausbringung eine unterschiedliche Auswirkung auf die Bestäuber haben kann – je nachdem, wann sie in welchem Umfang mit dem Gift in Kontakt gelangen.
Cleiton G. Rodrigues, Alexandra P. Krüger, Wagner F. Barbosa, Raul Narciso C. Guedes; Leaf Fertilizers Affect Survival and Behavior of the Neotropical Stingless Bee Friesella schrottkyi (Meliponini: Apidae: Hymenoptera) . J Econ Entomol 2016; 109 (3): 1001-1008. doi: 10.1093/jee/tow044